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Politik

Erdogan will mehr Einfluss in Afrika

Jan Philipp Wilhelm
28. Februar 2018

Der türkische Präsident Erdogan ist wieder auf Afrikatour. Längst geht es dabei nicht mehr nur um Wirtschaftsbeziehungen. Auch beim Thema Sicherheit könnte die Türkei in Zukunft stärker mitmischen.

Präsidenten Erdogan bei seiner Ankunft in Algerien
Der türkische Präsident Erdoğan zum Auftakt seiner Afrikareise in AlgierBild: picture-alliance/dpa/AP Images/K. Ozer

Afrika ist so etwas wie das Lieblingsreiseziel von Recep Tayyip Erdogan. Zumindest scheint das so, wirft man einen Blick auf die Stationen der Auslandsreisen des türkischen Staatspräsidenten in den vergangenen Jahren. 2015 bereiste er Somalia, Äthiopien und Djibouti, 2016 waren Uganda und Kenia an der Reihe. 2017 macht Erdogan gleich in sechs afrikanischen Staaten Halt.

Da verwundert es kaum, dass Erdogan seit Anfang dieser Woche wieder einmal in Afrika weilt. Algerien, Mauretanien, Senegal und Mali besucht der türkische Präsident diesmal - mitsamt großer Wirtschaftsdelegation und diplomatischer Entourage. Denn wie immer auf Erdogans Afrikareisen geht es vor allem um eins: politischen und wirtschaftlichen Einfluss.

Das zeigte sich gleich beim ersten Zwischenhalt in Algiers. Dort lobte Erdogan zwar die guten Beziehungen zwischen Algerien und der Türkei, machte aber zugleich Druck beim Thema Investitionsschutz. Mithilfe eines bilateralen Abkommens, das türkische Investitionen in Algerien besser absichert, könne der Handel zwischen den beiden Länder in den kommenden Jahren mehr als verdoppelt werden, sagte Erdogan am Montag in Algiers.

Erdoğan als Anführer der muslimischen Welt

Was auffällt bei der diesjährigen Reiseroute: In allen vier Gastländern sind über 90 Prozent der Bevölkerung Muslime. Kein Zufall, meint Cagrı Özdemir, Journalist in der Türkisch-Redaktion der Deutschen Welle. "Es ist natürlich einfacher für die Türkei auf Länder zuzugehen, mit denen sie diesen gemeinsamen Nenner hat."

Beim Treffen mit Algeriens Präsident Bouteflika ging es um wirtschaftliche ZusammenarbeitBild: picture-alliance/dpa/AP Images/Pool Presidential Press Service/K. Ozer

Schon seit längerem versucht Erdogan, die Türkei als Schutzmacht von Muslimen in aller Welt zu positionieren. Ein Beispiel: Das lautstarke türkische Engagement für die in Myanmar verfolgte muslimische Minderheit der Rohingya.

Erdogan war es auch, der im vergangen Dezember einen Sondergipfel der Organisation für Islamische Kooperation (OIC) einberief, um die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die USA zu verurteilen. Laut dem türkischen Staatsfernsehen TRT will Erdogan die aktuelle Reise auch nutzen, um sich bei den afrikanischen Staatschefs dafür zu bedanken, bei der UN-Abstimmung zum Status Jerusalems gegen die USA gestimmt zu haben.

Türkei könnte größere Rolle beim Thema Sicherheit spielen

"Historisch" nennt Erdogan seine aktuelle Reise selbst und spielt dabei wohl auf die Stopps in Mauretanien und Mali an. Denn noch nie hat ein türkischer Präsident die beiden westafrikanischen Länder besucht. Laut Medienberichten will Erdogan dort unter anderem über das Thema Sicherheit sprechen. Sowohl Mauretanien als auch Mali haben seit Jahren mit Angriffen und Entführungen islamistischer Terrorgruppen zu kämpfen.

Beobachter werten die aktuelle Reise deshalb mittelfristig auch als Zeichen für ein verstärktes sicherheitspolitisches Engagement der Türkei in Afrika. Denn längst versucht Ankara, seinen Einfluss in Afrika nicht nur mithilfe von Entwicklungshilfe und wirtschaftlicher Zusammenarbeit zu zementieren.

Über 30 afrikanische Länder hat Erdoğan bereits besucht - hier 2017 in MosambikBild: picture-alliance/AP Photo/K. Ozer

Cagrı Özdemir verweist etwa auf das Beispiel Somalia: Schon seit Jahren leiste die Türkei dem Land wirtschaftliche Hilfestellung, im Laufe der Zeit habe sich dieses Engagement aber auch auf den Bereich Sicherheit ausgeweitet. So eröffnete die Türkei im vergangenen September in Somalias Hauptstadt Mogadischu ein militärisches Trainingscamp. Rund 200 türkische Armeeangehörige sollen dort in den nächsten Jahren 10.000 somalische Soldaten ausbilden.

Wirtschaft hat weiterhin oberste Priorität

Laut Özdemir hat jedoch weiterhin die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit Afrika oberste Priorität für die Türkei. "Die Türkei ist ein armes Land, wenn es um Rohstoffe geht", so der Journalist. In Algerien sei es deshalb hauptsächlich um stärkere Kooperation im Öl- und Flüssiggassektor gegangen.

Schon seit 2005 bemüht sich die Türkei um engere Verbindungen zu afrikanischen Staaten. In 41 Ländern auf dem Kontinent unterhält die Türkei mittlerweile Auslandsvertretungen. 2009 waren es noch 12. In den vergangenen fünfzehn Jahren hat sich außerdem das Handelsvolumen der Türkei mit afrikanischen Ländern versechsfacht - auf über 14 Milliarden Euro im Jahr 2017.