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Politik

Erdogan will Armee-Einsatz in Syrien ausweiten

26. Januar 2018

Afrin ist offenbar nur der Anfang. Der türkische Präsident Erdogan will im nordsyrischen Grenzstreifen bis zur irakischen Grenze keine "Terroristen" mehr dulden. Die Armee soll demnach viel weiter nach Osten vorstoßen.

Türkei Präsident Erdogan in Ankara
Präsident Erdogan erläutert in Ankara seine Pläne für NordsyrienBild: picture-alliance/abaca/AA/G. Balci

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat angekündigt, den vorgeblichen Anti-Terror-Kampf in den Kurdengebieten im Norden Syriens zu verschärfen. Die türkischen Streitkräfte würden ihre Offensive im Nordwesten Syriens nach Osten bis hin zur irakischen Grenze ausdehnen, sagte er vor Bürgermeistern seiner islamisch-konservativen Partei AKP in Ankara. Nach dem aktuellen Einsatz in Afrin werde die Türkei sich dann auf die kurdisch kontrollierte Region um die Stadt Manbidsch konzentrieren. "Und dann werden wir unseren Kampf so lange fortsetzen, bis zur irakischen Grenze kein einziger Terrorist übrig bleibt."

Trotz wiederholter US-Kritik hatte Erdogan bereits am Donnerstag bei einem Besuch in einem Hauptquartier in de Provinz Hatay bekräftigt, an der Ausweitung der Militäraktion festzuhalten. Dabei habe er auch das Ziel im Auge, syrischen Flüchtlingen die Rückkehr aus der Türkei in ihre Heimat zu ermöglichen.

Die USA, aber auch die Kurdenmiliz YPG haben Soldaten in Manbidsch stationiert. Die türkische Militäroffensive, die am Samstag begonnen hat, richtet sich gegen die kurdischen Volksschutzeinheiten (YPG), die von den USA im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" unterstützt werden. Die Türkei sieht die YPG als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit als Terrororganisation.

Stark differierende Opferzahlen

Was die Opfer der Kämpfe angeht, so widersprechen sich die Angaben. Nach Angaben des türkischen Gesundheitsministers Ahmet Demircan wurden bei der Offensive in der Provinz Afrin drei türkische Soldaten und elf Rebellen der "Freien Syrischen Armee" (FSA) getötet, die mit der Türkei verbündet ist. Zudem wurden 130 Menschen verwundet. Die türkischen Streitkräfte berichteten, in der Nacht zum Freitag habe die Luftwaffe Verstecke und Waffenlager der YPG bombardiert und 23 Ziele zerstört. Seit Beginn der Offensive am Samstag seien 343 gegnerische Kämpfe "neutralisiert" worden. Dies kann getötet, verletzt  oder gefangengenommen bedeuten.

Erdogan selbst versicherte, bei der Militäroperation kämen keine Zivilisten zu Schaden. Die türkische Armee habe "kein Blut von Frauen, kein Blut von Unschuldigen an den Händen und das wird auch nie passieren", sagte Erdogan in Ankara. Die Armee gehe mit Bedacht vor, um zivile Opfer zu vermeiden.

Dagegen erklärten die kurdisch dominierten "Syrischen Demokratischen Streitkräfte" (SDF), es sei bisher 59 Zivilisten und 43 Kämpfer getötet worden. Es gebe außerdem 134 verletzte Zivilisten. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte wiederum zählte bislang 133 Todesopfer – 47 kurdische Kämpfer, 51 FSA-Kämpfer und vier türkische Soldaten. Zudem seien 31 Zivilisten durch türkischen Beschuss und zwei durch kurdischen Beschuss ums Leben gekommen, sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, der Deutschen Welle. 

Kurden appellieren an Assad

Am Donnerstag hatten die syrischen Kurden in der Enklave Afrin das Regime in Damaskus um Beistand gegen die Militäroffensive der Türkei gebeten. Die Regierung von Staatschef Baschar al-Assad sei in der Pflicht, Afrin zu verteidigen, denn die Region sei ein "untrennbarer Teil Syriens", sagte der Ko-Vorsitzende des Exekutivrats von Afrin, Othman al-Scheich Issa, der Nachrichtenagentur AFP. Die Assad-Regierung müsse sich der türkischen "Aggression entgegenstellen und klarmachen, dass sie keine türkischen Flugzeuge im syrischen Luftraum duldet". Jeder Angriff auf Afrin sei "ein Angriff auf die Souveränität des syrischen Staates".

Syrische Frauen und Kinder trauern in Afrin um ihre getöteten AngehörigenBild: Getty Images/AFP/G. Ourfalian

Die Region Afrin wird seit 2012 von der kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD) und ihrem militärischen Arm, den YPG, kontrolliert. Afrin gehört zu einer selbsterklärten "föderalen Region" aus drei "Kantonen" im Norden Syriens, in der die Kurden mit der stillschweigenden Duldung Assads autonome Strukturen aufgebaut haben. Die syrische Armee hatte sich nach Beginn des Bürgerkriegs 2011 aus den kurdischen Gebieten zurückgezogen und die Kontrolle den YPG-Einheiten überlassen. Präsident Assad hat die türkischen Angriffe auf Afrin verurteilt, ist bisher aber nicht militärisch eingeschritten. Auch seine russischen Verbündeten haben die Türken gewähren lassen.

Was tun die USA?

Die türkische Offensive bringt die USA in eine schwierige Situation, da sie die Sicherheitsbedenken ihres NATO-Partners nicht ignorieren können, aber die YPG weiter für den Kampf gegen die IS-Miliz brauchen. Ein möglicher Ausweg wäre die Errichtung einer Pufferzone an der türkisch-syrischen Grenze. Ein Pentagon-Sprecher sagte, es liefen Gespräche mit den Türken über eine solche "Sicherheitszone". Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte am Donnerstag bestätigt, dass ihm sein US-Kollege Rex Tillerson eine zehn Kilometer tiefe Pufferzone angeboten habe.

kle/jj (rtr, dpa, afp, ape, dw.com)

 

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