Der ALFA-X könnte der weltweit schnellste Zug auf Rädern werden. Bei Testfahrten erreichte er bereits 320 km/h. Ab 2030 soll die neue Generation des "Shinkansen" mit noch höherer Geschwindigkeit eingesetzt werden.
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Sie sind immer pünktlich und hatten noch nie einen Unfall. Aber damit nicht genug: Die neue Generation des japanischen "Shinkansen"-Superzugs soll künftig mit 360 km/h im Alltagsbetrieb zu den schnellsten Zügen auf Rädern gehören. Im Norden des Landes zwischen Sendai und Morioka wurde der neue fast 100 Millionen Euro teure Zug unter dem Namen ALFA-X jetzt getestet – bisher kommt er auf "nur" 320 km/h. Aber ab 2030 soll er mit neuer Höchstgeschwindigkeit die Reisezeit zwischen Japans Großstädten weiter verkürzen. Während in China ein ähnlich schneller Zug geplant ist, hinkt der deutsche ICE etwas hinterher: Unter Testbedingungen ist er zwar schon über 400 km/h gefahren, im Alltag erreicht er aber nur 300 km/h - und das auch nur streckenweise zwischen Berlin und München.
Der Stolz der Nation hat ein Maskottchen
Als Deutschland in den 1960er Jahren vermehrt auf den Individualverkehr mit Autos setzte, führte Japan die "Shinkansen"-Züge ein, um den Mobiliätsansprüchen der damals rasant wachsenden Wirtschaft gerecht zu werden. Seitdem wurde das Schienennetz für Hochgeschwindigkeitszüge kontinuierlich ausgebaut, sodass der "Shinkansen" heute auf seinen acht Hauptstrecken mehr als 1000 Fahrten pro Tag absolviert. Die gut 500 Kilometer zwischen Tokio und Osaka legt er beispielsweise in weniger als 2,5 Stunden zurück. Seine durchschnittliche Verspätung liegt unter einer Minute und in über 50 Jahren kam es zu keinem einzigen tödlichen Unfall. Das liegt auch an einem hochmodernen Erdbebenfrühwarnsystem, das die Züge bei Erdstößen automatisch stoppt.
Da verwundert es nicht, dass der "Shinkansen" als Symbol japanischer Technologie gilt. Er hat sein eigenes Maskottchen, es gibt "Shinkansen"-Spielzeug und die meisten Japaner kennen noch heute das Kinderlied, das zu seiner Einführung 1964 komponiert wurde.
pb/uh (afp)
Die schnellsten Züge der Welt
Schnelle Züge sind Statussymbole. Mit ihnen machen Staaten und Bahnhersteller international auf sich aufmerksam. Vor 30 Jahren waren die Deutschen die Schnellsten - heute plant Deutschland keine weiteren Rekorde. Warum?
Bild: Reuters
Deutscher Weltrekord
Mit 406,9 Kilometern pro Stunde (km/h) war der ICE einst der schnellste Zug der Welt. Mehr als 11.000 PS waren nötig, damit der ICE auf der Strecke Würzburg und Fulda diese Geschwindigkeit erreichte! Das Ganze ist genau 30 Jahre her. Zum Feiern kamen am 1. Mai 1988 der damalige Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber (li.) und Verkehrsminister Jürgen Warnke.
Bild: picture-alliance/dpa
Von Frankreich überholt
Der deutsche Geschwindigkeitsrausch währte kurz: Bereits zwei Jahre später schaffte ein französischer TGV (Train à Grande Vitesse) 515 km/h und "pulverisierte" damit den deutschen Rekord, wie Frankreichs Staatsbahn noch heute tönt. Die neueste Version, der AGV erreichte 2007 sogar 574 Kilometer pro Stunde. In der Regel fahren die Züge maximal 320 km/h. Im Bild ein TGV im Jahr 1981.
Bild: picture-alliance/dpa
Der mit der Nase
Auch in Japan wurden schnelle Züge entwickelt: die Shinkansen. Im Regelbetrieb fahren sie maximal 320 km/h. Die lange Nase des neuen Modells ist übrigens dafür da, dass es bei Fahrten durch Tunnel nicht so laut knallt.
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China auf Aufholjagd
Auch in China möchte man Rekorde schreiben. Inzwischen schaffen es chinesische Züge schon nah an die 500er-Marke. Chinas neuer, selbst entwickelter Schnellzug Fuxing ("Erneuerung") fährt mit bis zu 350 Kilometern pro Stunde zwischen Shanghai und Peking. Er benötigt für die 1300 Kilometer viereinhalb Stunden. In ein paar Jahren werden 400 km/h im Regelbetrieb angepeilt.
Bild: picture-alliance/ZUMAPRESS.com
Und die Deutschen?
Sie bauten 1980 eine Teststrecke für eine Magnetschwebebahn. Bis zu 450 Stundenkilometer erreichte der Transrapid bei Tests auf der gut 30 Kilometer langen Versuchsstrecke im Emsland. In der Schwebe gehalten wurde das Wunderwerk deutscher Ingenieurskunst von elektromagnetischen Kräften. Milliarden wurden investiert, am Ende (2011) stoppte aber der Bund die Förderung.
Bild: picture-alliance/dpa
In der Schwebe
In Deutschland war Schluss - in China ging es weiter. Der Transrapid Shanghai ist derzeit der weltweit schnellste kommerzielle Zug in Betrieb. Durch die Magnetschwebetechnik erreicht er eine Betriebsgeschwindigkeit von 430 km/h. Der Zug bringt die Fahrgäste von Shanghai zum Flughafen - eine Reise von 30,5 Kilometern, die acht Minuten dauert.
Bild: picture-alliance/dpa
Eine Ökobiene, die nicht fliegt
Unter dem lustigen Namen Ecobee fährt in Südkorea eine Magentschwebebahn. Der Zug verbindet den Flughafen Incheon mit dem sechs Kilometer entfernten Yongyu. Die Regierung hatte das Projekt 2006 initiiert, um eine Strecke für Magnetzüge mit einheimischer Technologie zu haben. Der Zug kann maximal 110 Stundenkilometer fahren.
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Der Wüsten-Express
450 Kilometer sind es zwischen den beiden heiligsten Stätten des Islam, Medina und Mekka. Künftig sollen die Pilger das mit der Bahn in weniger als drei Stunden schaffen. Die Strecke erwies sich für das spanische AVE-Konsortium als große Herausforderung: Am letzten Tag des Jahres 2017 gab es die erste Fahrt, der Regelbetrieb sollte eigentlich schon im März beginnen. Daraus wurde aber nichts.
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Spitze: 603 Stundenkilometer
In Japan soll eine Magnetschwebebahn (Maglev) ab 2027 Tokio mit Nagoya verbinden. Die Bahn wird zehn Zentimeter über den Gleisen schweben und von elektrisch aufgeladenen Magneten angetrieben werden. Eine Fahrt soll dann 40 Minuten dauern, statt 90 Minuten mit dem Shinkansen.
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Mehr Rohrpost als Zug
Die Idee eines ganz neuen Hochgeschwindigkeits-Transportsystems kommt von Elon Musk, dem Gründer der Raumfahrt-Firma SpaceX und des Autoherstellers Tesla: Im Hyperloop sollen Passagiere in elektrisch getriebenen Kapseln mit Tempo 1225 km/h auf Luftkissen durch Röhren katapultiert werden. Erste Tests laufen in Kalifornien und auch in Frankreich wird eine Teststrecke für einen Hyperloop gebaut.