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Erfolgsstorys im Zeichen der Krise

Stephanos Georgakopoulos 11. Februar 2014

Startup - das steht für unternehmerischen Mut zum Risiko. Nur wenige Gründungen werden wirklich ein Erfolg. Griechenland hat etliche Startups vorzuweisen. Ein Indikator für wirtschaftliche Erholung?

Symbolbild Schuldenschnitt Griechenland
Bild: picture-alliance/dpa

2014 soll ein gutes Jahr für Griechenland und seine Wirtschaft werden. Die Zeichen stehen auf Erholung. Zum ersten Mal nach sechs Jahren wird ein Zuwachs der Wirtschaftsleistung erwartet, der Tourismus gewinnt Oberwasser, die Exporte steigen.

Ein nicht unbedingt entscheidender, aber aussagekräftiger Indikator für die Erholung und Neuausrichtung der griechischen Wirtschaft ist die Vielzahl an Unternehmensgründungen im IT-Bereich der letzten Jahre. Startups scheinen wie Pilze aus dem Boden zu schießen. Zwar überstehen erfahrungsgemäß neun von zehn Startups die Anfangsphase nicht. In letzter Zeit haben sich jedoch einige neue Unternehmen sowohl auf dem griechischen, als auch auf dem internationalen Markt etablieren können. Wie zum Beispiel Taxibeat, eine Smartphone-App, über die man Taxis direkt in seiner Nähe kontaktieren und sie nach seinen Wünschen aussuchen kann. Die kostenlose App kann man außer in Athen und Thessaloniki in Städten wie Rio de Janiero, São Paolo, Mexico City, Oslo, Bukarest und Paris nutzen.

Krise hat auch positive Effekte

Bereits vor Ausbruch der Krise im Jahr 2010 hatten sich in Griechenland Netzwerke innovativer und risikofreudiger Unternehmer, potentiellen Geldgebern, Veranstaltungen und Internetseiten entwickelt, die vielen Geschäftsgründungen den Weg ebneten. Unter den Pionieren, die diese Netzwerke aufbauten ist opencoffee: Das sind - nach britischem Vorbild - organisierte Treffen für junge Unternehmer, Geschäftsleute und Investoren, die Ihre Erfahrungen und Wissen mit Interessierten teilen. Panayiotis Vrionis war einer der Initiatoren.

Panagiotis VryonisBild: privat

Seit der Gründung von opencoffee im Jahr 2007 hat sich viel getan, meint er: "Es gibt heute mehr Finanzierungsmöglichkeiten für neue Unternehmer als früher." Insgesamt gäbe es heute vier Finanzierungsfunds, die zum Teil vom EU-Programm namens Jeremie unterstützt werden. "Mittlerweile gibt es aber auch in Griechenland viel mehr Investoren, die bereit sind, Risiken mit der Finanzierung von Startups einzugehen." Der Jungunternehmer sieht in der Krise auch einige positive Effekte. Sicher geglaubte Investitionen wie etwa Aktien griechischer Banken oder Staatsanleihen werden in Krisenzeiten von Investoren eher gemieden. Im Gegensatz zu früher sind heute viel mehr Investoren bereit, in innovative Startups zu investieren.

Finanzierungsanfragen übersteigen Kapitalangebot

Einer der vier Funds, die in Griechenland Startups unter die Arme greifen ist Openfund, selber ein Startup. In der mittlerweile zweiten Auflage verfügt es über Finanzierungsmittel von knapp 12 Millionen Euro. Ko-Gründer Giorgos Tziralis spricht von einem regelrechten Boom an Finanzierungsanfragen: "Als im Jahre 2011 Openfund II startete, war ein Finanzierungstopf von 5 Millionen unser Ziel. Einen höherer Betrag hielten wir für unnötig." Seitdem hat sich aber viel getan. Heute verfügt der Fund über 11,7 Millionen, unterstützt 10 Projekte mit insgesamt 2,5 Millionen Euro und stellt fest, dass der Finanzierungstopf nicht ausreicht, da die Nachfrage bei weitem das Angebot an Kapital übersteigt. Gleichzeitig aber verbessert sich auch die Qualität der Anträge, meint Tziralis.

Giorgos TziralisBild: privat

Unternehmensgründung dauert wenige Tage

Spiros Majátis ist Mitbegründer des Startup-Unternehmens Workable. Seine Software hilft Unternehmen bei Neueinstellungen die Bewerbungsauswertung zu vereinfachen. Mittlerweile hat das Anfang 2012 gegründete Unternehmen Kunden in rund 30 Ländern. Majátis glaubt, dass das größte Hindernis für das Überleben eines neuen Unternehmens in Griechenland noch immer die Bürokratie sei. "Es muss noch viel getan werden, um die Struktur des gesamten Systems, insbesondere der Banken, zu verschlanken", sagt er.

Spyros MagiatisBild: privat

Openfund II-Ko-Gründer Giorgos Tziralis ist da ein wenig zuversichtlicher und rät allen, aber besonders Jungunternehmern, zu mehr Geduld mit dem griechischen Staat, der sich im Wandel befindet. Er wisse, dass der Staat eher ein Hindernis als eine Hilfe ist. Im Laufe der letzten Jahren hat sich aber einiges getan, fügt er hinzu und erwähnt auch die vereinfachte Prozedur für Unternehmensgründungen. Man könnte sogar teilweise Openfund im weitesten Sinne zum Staat zählen, da es von staatlichen bzw. EU-Geldern mitfinanziert wird. Letztendlich sollte man ein wenig Geduld haben, bis sich der ziemlich schwerfällige Staatsapparat endlich bewegt, rät er den Startup-Unternehmern.

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