1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Die verfemte Vorkämpferin

18. November 2009

In Polen ist Erika Steinbach eine Reizfigur, im deutschen Bundestag ist die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen hoch geschätzt. Ein Portrait.

Steinbach in einer Vertriebenenausstellung in Berlin 2006 (Foto: DPA)
Steinbach in einer Vertriebenenausstellung in Berlin 2006Bild: picture-alliance/ dpa

Erika Steinbach wurde als Tochter eines aus Schlesien stammenden Luftwaffensoldaten kurz vor Kriegsende in Rahmel in der Nähe von Danzig geboren. Seit dem Überfall Hitlers auf Polen stand ihr Geburtsort unter deutscher Verwaltung. Gegen Ende des Krieges musste sie wie Millionen anderer auch aus ihrer Heimat fliehen. Flucht und Vertreibung prägten sich tief in die Erinnerung der Politikerin ein. Seit 1998 ist die CDU-Abgeordnete Präsidentin des Bundes der Vertriebenen.

Gegen den Teufelskreis

Eines der politischen Ziele Steinbachs ist die Errichtung eines Zentrums gegen Vertreibungen in Berlin. Dabei ist Steinbach beileibe nicht nur das Schicksal der deutschen Vertriebenen ein Anliegen. Sie will auch die Schicksale der vielen anderen vertriebenen Völker aufgreifen. Es geht ihr um den "Teufelskreis von Rache und Vergeltung". Die Charta der deutschen Heimatvertriebenen von 1950, in der Rache und Vergeltung abgeschworen wurde, sieht sie als den "richtigen Weg".

Ihr Weg hat Erika Steinbach 1972 in die CDU geführt. Seit dem Jahr 2000 gehört sie auch dem Bundesvorstand der Partei an. Seit 2005 leitet sie den Bundestagsausschuss für Menschenrechte. Im traditionell weltoffenen und multikulturellen Frankfurt am Main hat sie erstmals 1990 ein Direktmandat für den Bundestag erkämpft.

Aus der rechten Ecke

Kontroverser Titel einer polnischen Zeitschrift: Steinbach reitet Gerhard Schröder in SS-UniformBild: AP

Steinbach hat in der Vergangenheit die Unterstützung auch prominenter jüdischer Intellektueller wie etwa des Nobelpreisträgers Imre Kertesz erhalten. Im Jahr 2000 hielt mit Gerhard Schröder erstmals auch ein sozialdemokratischer Bundeskanzler den Festvortrag auf einem Verbandstag des Bundes der Heimatvertriebenen. In der Stiftung für das geplante Zentrum der Vertriebenen arbeitete bis zu seinem Tode der Sozialdemokrat Peter Glotz an ihrer Seite. Steinbach hat damit die Vertriebenen aus der rechten Ecke herausgeholt.

In der tschechischen Republik besonders aber in Polen ist Steinbach in der Öffentlichkeit vielleicht noch bekannter als in Deutschland. Ihr Bild dort ist allerdings von den Medien häufig grotesk verzerrt. Und das obwohl Erika Steinbach die bislang erste Ausstellung in der Bundesrepublik organisiert hat, die das Schicksal der von den deutschen Besatzern vertriebenen Polen im Zweiten Weltkrieg gezeigt hat.

Autor: Daniel Scheschkewitz

Redaktion: Kay-Alexander Scholz