Die chinesische Firma Sinogene verkauft geklonte Haustiere. Im Juni wurde ihre erste Klon-Katze geboren. Bald will Sinogene den Klonen auch Erinnerungen einpflanzen. Ist das Ernst? Oder nur ein Marketing-Ding?
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Ein unsterbliches Haustier - diesen Wunsch möchte das chinesische Unternehmen Sinogene für seine Kunden wahr werden lassen. Mit dem Klonen von Haustieren will es "die Liebe zwischen Mensch und Tier verlängern", heißt es auf der Webseite des Unternehmens.
Am 21. Juni wurde Sinogenes erste Klon-Katze geboren. Wie ihr Vorgänger heißt sie Da Suan, chinesisch für Knoblauch. Der Service kostete Da Suans Besitzer umgerechnet rund 32.000 Euro, schreibt die chinesische Tageszeitung Global Times. Auf Sinogenes Website wird auch das Klonen von Hunden und Pferden beworben.
Nun möchte das Unternehmen laut Global Times noch einen Schritt weitergehen und die Erinnerungen des Original-Tiers auf den Klon übertragen. Dazu will es "Künstliche Intelligenz oder Gehirn-Computer-Schnittstellentechnologie" nutzen, kündigte der Geschäftsführer an. Das "oder" lässt bereits erahnen, dass die Pläne eher vage sind. Auf der Webseite wird das Verfahren bisher jedenfalls nicht angeboten.
Was ist eine Erinnerung?
Die Erinnerungen eines Tiers in ein anderes einpflanzen - ist das überhaupt möglich? Um das zu beantworten müssen wir uns erst einmal fragen, was eine Erinnerung ist, so Jason Kerr, geschäftsführender Direktor am neurowissenschaftlichen Forschungsinstitut caesar.
Erinnerungen wie etwa "den Geruch von Großmutters Gebäck im Jahr 1979 zu übertragen ist nicht möglich", sagt Kerr. Um eine solche Erinnerung übertragen zu können, "müssten wir ihre neuronale Basis verstehen, also wie sie im Gehirn kodiert ist".
Daran seien geschätzt mehrere zehntausend Neuronen beteiligt. Von diesem Verständnis sei die Wissenschaft noch weit entfernt. Auch ein geklontes Haustier würde sich sicherlich nicht an die Stimme des Besitzers oder an sein Lieblingsspielzeug erinnern.
Gelungene Übertragung bei Schnecken
Zurzeit sei es sogar unmöglich, "den Lernprozess einer Schnecke oder Fliege durch Künstliche Intelligenz zu reproduzieren", sagt Neurobiologe David Glanzman von der University of California (UCLA).
Die Erinnerungen komplexerer Tiere wie Katzen, Hunden und Pferden zu übertragen sei deshalb - zumindest bislang - völlig undenkbar. Denn während eine Schnecke nur etwa 20.000 Nervenzellen hat, besitzt beispielsweise eine Katze mehr als 760 Millionen.
Trotzdem ist es Glanzman in einem Team von Wissenschaftlern gelungen, eine Art Erinnerung einer Meeresschnecke erfolgreich auf eine andere zu übertragen. Dazu transplantierten die Forscher Informationsträger, sogenannte RNA-Moleküle, von einer Schnecke in eine andere. Durch die fremde RNA zeigte die Empfänger-Schnecke den Rückzugsreflex, der zuvor ausschließlich der Spender-Schnecke antrainiert wurde. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift eNeuro veröffentlicht.
Auch wenn diese Rückzugsreflexe als eine Art von Erinnerung bezeichnet werden können, ist die Wissenschaft noch meilenweit davon entfernt, die gesamten Erinnerungen eines Tiers auf ein anderes zu übertragen. Mit Sicherheit sei dies auch nicht durch Künstliche Intelligenz zu bewerkstelligen, meint Glanzman. Wer immer dies vorschlägt zu tun, versteht seiner Meinung nach nicht "die enorme Herausforderung einer solchen Aufgabe".
Es gibt eine Chance
Kevin Warwick von der Coventry University ist Experte für künstliche Intelligenz. Er ist ähnlicher Meinung, sieht aber auch Potential in dieser Forschung: Man könne "Informationen über eine Abfolge von Bewegungen speichern und dann versuchen, diese zu rekonstruieren", sagt er.
Wenn diese dann einem anderen Gehirn aufgezwungen werden, so Warwick, könne es potentiell zu ähnlichen Bewegungen führen. In der Realität sei dies aber bisher noch nicht geglückt.
Sollte diese Technologie irgendwann erfolgreich sein, könnte sie, so Warwick, beispielsweise Patienten beim Wiedererlernen von Bewegungen nach einem Schlaganfall helfen.
Die Pläne des chinesischen Unternehmens Sinogenes zur Erinnerungsübertragung entpuppen sich laut Experten also als überwiegend unrealistisch. caesar-Direktor Jason Kerr geht sogar noch weiter. Abgesehen von ethischen Fragen, die diese Forschung aufwirft, sind Sinogenes Pläne "so weit entfernt von der Realität, dass es nur ein Marketing-Trick sein kann", findet er.
Kein Sex: Diese Tiere klonen sich selbst
Was tun, wenn man als Weibchen ganz alleine auf einer Insel sitzt und trotzdem gerne Kinder hätte? Pech gehabt, würde man denken. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch.
Bild: picture alliance/dpa/Kitchin and Hurst
(K)ein Kind ohne Partner
Die sexuelle Fortpflanzungen ist ein Erfolgskonzept der Evolution, das auch uns Menschen gut bekannt ist. Wer Kinder haben möchte, braucht zuallererst einen passenden Partner. Einige Tiere haben es aber geschafft, auf die aufwendige Suche nach "dem Richtigen" komplett zu verzichten - sie sind asexuell und klonen sich einfach selbst.
Bild: picture-alliance/dpa
Ein jungfräulicher Krebs
Ein aktuelles Beispiel ist der Mamorkrebs. Ein breiteres Interesse weckte der Süßwasserkrebs zum ersten Mal im Jahr 2003. Deutsche Biologen stellten damals fest, dass die gesamte Art nur aus Weibchen besteht, die sich selbst klonen. Das war bei Krebsen vorher noch nie beobachtet worden.
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Durch Mutation zum Klon
Wie genau der Marmorkrebs seine Sexualität verloren hat ist ungeklärt. Genetische Analysen haben aber gezeigt, dass er eng mit einer nordamerikanischen Flusskrebsart verwandt ist. Wissenschaftler vermuten, dass einer dieser Flusskrebse in den 1990ern mutiert ist und so von der sexuellen zu asexuellen Fortpflanzung wechseln konnte.
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Ideal für Pioniere
Der großer Vorteil der asexuellen Fortpflanzung: Ein Weibchen reicht, um eine ganzen Population zu gründen. Das weiß auch der Jungferngecko: Er lebt auf den abgelegensten Inseln des pazifischen Ozeans und wurde dort wohl mit Pflanzenresten angeschwemmt. Wären die einzelnen Weibchen auf die Paarung mit Männchen angewiesen gewesen, hätten sie im Zweifelsfall nie Nachwuchs bekommen.
Bild: picture-alliance/Hippocampus-Bildarchiv
Enthaltsam seit Jahrmillionen
Auch die Bdelloidae Rädertierchen kommen schon ziemlich lange ohne Sex aus - seit ungefähr 40 Millionen Jahren! In dieser langen Zeit haben sich die Umweltbedingungen auf der Erde mehrfach geändert. Dass es die Bdelloidae trotzdem noch gibt, liegt wahrscheinlich daran, dass sie Gene von anderen Organismen in ihre DNA aufgenommen haben, zum Beispiel von Bakterien oder Pilzen.
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Sex als Option
Mamorkrebse, Bdelloidae und Jungferngeckos sind immer weiblich. Aber es gibt es auch Tiere, für die Sex optional ist. Ein Beispiel ist der Rainbow Whiptail Lizard, eine Eidechsenart, die in Zentral- und Südamerika lebt. Manche Populationen bestehen nur aus jungfräulichen Weibchen, andere Populationen haben Sex und leben mit Männchen.
Bild: picture alliance/dpa/Kitchin and Hurst
Gefangenschaft macht erfinderisch
Dass die Schwelle zum Sich-selbst-Klonen gar nicht so hoch ist, zeigen Beispiele von Tieren, die in Gefangenschaft leben. 2006 brachte ein jungfräuliches Komodowaran-Weibchen im Londoner Zoo vier männliche Junge zur Welt. Um Klone handelt es sich hier offensichtlich nicht. Trotzdem hatten die männlichen Nachkommen nur die DNA ihrer Mutter.
Bild: Imago/blickwinkel/McPhoto/I. Schulz
Die Jungfrau im Aquarium
Auch bei Haien ist es in Gefangenschaft schon öfter zu Jungferngeburten gekommen. Zum Beispiel im Jahr 2007, als ein Hammerhai in einem Aquarium in den USA ohne männliches Zutun schwanger wurde und ein weibliches Junges auf die Welt brachte. Auch Bambushaie und Zebrahaie haben schon kleine Klone geboren.
Bild: picture alliance/dpa/Photoshot
Sind Männer jetzt überflüssig?
Bei Säugetieren wurde noch nie eine Jungferngeburt beobachtet. Wissenschaftler vermuten, dass die Mechanismen hinter dem Kinderkriegen bei uns einfach zu komplex sind. Das ist auch gut so, denn durch sexuelle Fortpflanzung reduziert sich das Risiko schädlicher Mutationen. Außerdem gibt uns die immer neue Kombination von Genen die Möglichkeit, flexibel auf neue Umweltbedingungen zu reagieren.
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul
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Von Dolly, CC, Mini-Winnie und Co
Vor 20 Jahren machte Dolly, das Klonschaf, weltweit Schlagzeilen. Seitdem klonen Wissenschaftler auch Rinder, Hunde und Katzen - sogar Renn-Maultiere und ein Dromedar wurden reproduziert.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Channel 4
Benannt nach Dolly Parton
Hausschaf Dolly ist der erste Klon eines erwachsenen Säugetiers, geboren am 5. Juli 1996. Dolly hatte keinen Vater, aber drei Mütter - ein Schaf spendete eine Körperzelle, ein anderes ein Ei, und die Leihmutter trug Dolly schließlich aus. Mit sechs Jahren wurde das berühmte Schaf infolge einer schweren Lungenerkrankung eingeschläfert. Es steht ausgestopft im National Museum in Edinburgh.
Bild: picture-alliance/dpa/PA Curtis
Halb Pferd, halb Esel
Idaho Gem, geboren 2003, ist das weltweit erste geklonte Maultier. Nicht irgendein x-beliebiges: das "Juwel aus Idaho" ist der genetische Bruder eines preisgekrönten Rennmaultiers. Die Kreuzung aus einer Hauspferdestute mit einem Eselhengst ist zäh, langlebig - und meist nicht fortpflanzungsfähig.
Bild: Getty Images/University of Idaho/P. Schofield
Kopierte Katze
"CC" heißt die erste geklonte Katze der Welt. Der Name des 2001 in Texas geborenen Fellknäuels steht ganz unspektakulär für "carbon copy" -Durchschlag auf Kohlepapier. Katzenklonen hat sich allerdings, vielleicht zum Leidwesen vieler Katzenliebhaber, nicht wirklich als kommerzielles Geschäft etabliert.
Bild: picture-alliance/dpa
Fünf gleiche Schwestern
Noel, Angel, Star, Joy und Mary kamen am ersten Weihnachtstag 2001 bei PPL Therapeutics zur Welt, der Gentechnikfirma, die auch bei Klonschaf Dolly die Finger im Spiel hatte. Die fünf gesunden Klonferkelchen, so PPL, seien genetisch so aufgestellt, dass ihre Organe ohne Abstoßungsreaktionen für Transplantationen zum Menschen geeignet wären.
Bild: picture-alliance/dpa
Wüstenschönheit
Das erste geklonte Dromedar kam 2009 im Camel Reproduction Center in Dubai zu Welt. Das Ziel: die Gene besonders wertvoller Tiere für die Zucht zu erhalten. Injaz ("Erfolg") ist der Klon eines Dromedars, das für sein gutes Fleisch geschlachtet wurde. Die einhöckrigen Kamele sind in den Golfstaaten auch als Lasttiere und Rennkamele beliebt.
Bild: picture-alliance/dpa/Camel Reproduction Centre
Spanischer Kampfstier
Spanische Wissenschaftler stellten 2010 den kleinen Got vor, den ersten geklonten Kampfstier. Got war nicht für die Stierkampfarena vorgesehen, sondern als Zuchttier. Seine Leihmutter war eine sanfte friesische Milchkuh.
Bild: picture-alliance/dpa/Bragimo
Affentheater
Bei der Zeugung von Dolly dienten "erwachsene" Zellen als Spender der Erbinformation. Der Rhesusaffe Tetra dagegen wurde durch Embryonenteilung erschaffen. Wissenschaftler im US-Bundesstaat Oregon präsentierten 2000 den ersten geklonten Affen. Tetra ist griechisch für "vier" - die Forscher hatten verschiedenen Muttertieren vier Embryos eingepflanzt, aber nur Tetra überlebte.
Bild: picture-alliance/dpa
Hauptgewinn: Ein geklontes Haustier
Einem Forscherteam in Südkorea gelang es 2005, den ersten Klonhund der Welt zu erschaffen: Snuppy den Afghanischen Windhund. 2014 klonte eine Biotech-Firma in Seoul einen weiteren Hund. Diesmal wurde ein 12-jähriger Dackel kopiert, dessen englische Besitzerin die Prozedur in einem Preisausschreiben gewonnen hatte. Heraus kam Mini-Winnie. Mittlerweile verkauft die Firma Hundeklone für 90.000 Euro.