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Ermittlungen gegen Ex-Diktator "Baby Doc"

19. Januar 2011

Die haitianische Justiz hat ein Ermittlungsverfahren gegen Jean-Claude Duvalier wegen Korruption und Veruntreuung eingeleitet. Der Ex-Diktator war nach 25 Jahren überraschend aus dem Exil in seine Heimat zurückgekehrt.

Jean-Claude Duvalier (Bild: AP)
Polizisten verhaften "Baby Doc" DuvalierBild: AP

Es dauerte nur zwei Tage - dann nahmen die Sicherheitskräfte den haitianischen Ex-Diktator Jean-Claude Duvalier, bekannt als "Baby Doc", vorübergehend fest. Wie Reporter des lokalen Senders Radio Metropole berichteten, wurde der 59-Jährige am Dienstag (18.01.2011) in einer Polizeieskorte von dem Luxushotel "Karibe" in Port-au-Prince zur Staatsanwaltschaft gebracht. Wenige Stunden später konnte er das Gerichtsgebäude allerdings wieder verlassen. Sein Anwalt erklärte, der Ex-Machthaber werde der Korruption und der Unterschlagung beschuldigt.

"Baby Doc" war am Sonntagabend nach 25 Jahren Exil in Frankreich nach Haiti zurückgekehrt. Seitdem hielt er sich in dem von der Polizei abgeriegelten Hotel in der Hauptstadt auf. Er hatte für Dienstag eigentlich eine Pressekonferenz vorgesehen, um die Hintergründe und Motive für seine Rückkehr zu erläutern. Die Regierung Haitis hatte zuvor einen Prozess gegen den ehemaligen Diktator grundsätzlich nicht ausgeschlossen.

Diktatorische Herrschaft von Folter geprägt

Duvaliers Rückkehr ließ Menschenrechtler Sturm laufen. Menschenrechtsorganisationen forderten, ihn unverzüglich festzunehmen und vor Gericht zu stellen. Sie werfen "Baby Doc" vor, während seiner Herrschaft systematisch Hunderte von Menschen gefoltert und verschwinden lassen zu haben. "Haiti hat die Pflicht, ihn und alle anderen Verantwortlichen für diese Verbrechen zu verfolgen", forderte Javier Zuñiga von Amnesty International. "Die haitianischen Behörden müssen den seit Jahrzehnten bestehenden Kreis der Straflosigkeit durchbrechen."

Neben Folterungen und Exekutionen von Tausenden Gegnern wird ihm auch massive Korruption vorgeworfen. Duvalier herrschte von 1971 bis 1986 in Haiti. Hunderte Millionen Dollar Staatsgelder sollen er und seine Familie in dieser Zeit unterschlagen haben. Während er an der Cote d'Azur lebte, darbten seine Landsleute in Haiti. Von ihm stammt der berüchtigte Satz: "Es ist das Schicksal der Menschen von Haiti zu leiden."

Rückkehr bleibt ein Rätsel

Die Rückkehr Duvaliers erfolgte rund ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben im Januar 2010. Beobachter vermuten, dass Duvalier versuchen könnte, die Instabilität auszunutzen, um zurück an die Macht zu kommen. Nach den ursprünglichen Plänen hätte am Sonntag eigentlich in Haiti die Stichwahl der chaotischen Präsidentschaftswahl vom 28. November abgehalten werden sollen.

Duvalier hat seinen Spitznamen von seinem Vater, dem Arzt François Duvalier, genannt "Papa Doc" geerbt, und 1971 im Alter von nur 19 Jahren auch dessen Terrorregime. Unter der brutalen Herrschaft seines Vaters (1907-1971) starben mindestens 30.000 Menschen. Unter den vielen Despoten in der rund 200-jährigen Geschichte Haitis ragen Jean-Claude und sein Vater heraus. "Selbst für haitianische Verhältnisse waren diese beiden ein Extremfall", resümiert Autor und Haiti-Experte Hans Christoph Buch.

Autorin: Naima El Moussaoui (dpa, rtr, afp)

Redaktion: Dirk Eckert

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