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Politik

Ermittlungen gegen Vertraute Alexej Nawalnys

25. Dezember 2020

Die russischen Behörden haben die Wohnung von Ljubow Sobol durchsucht und sie in Gewahrsam genommen. Der Mitarbeiterin des Kreml-Kritikers wird Hausfriedensbruch vorgeworfen.

Russland Juristin Ljubov Sobol
Die Juristin Ljubov Sobol am 21. Dezember in MoskauBild: Sergey Dick/DW

Nach dem fingierten Anruf von Alexej Nawalny bei einem seiner mutmaßlichen Attentäter laufen Strafermittlungen gegen eine Vertraute des Oppositionellen. Ljubow Sobol werde Hausfriedensbruch unter Anwendung oder Androhung von Gewalt vorgeworfen, sagte eine Behördensprecherin. Bei einer Verurteilung droht ihr mehrjährige Haft.

Das Team des Regierungskritikers teilte mit, die Polizei habe die Wohnung von Nawalnys Mitarbeiterin durchsucht und Computer und Mobiltelefone mitgenommen. Aufnahmen einer Überwachungskamera vor der Wohnung zeigten maskierte Männer in Uniform auf dem Treppenabsatz, bis diese die Linse zuklebten. Einer von ihnen trug eine Brechstange. Nawalny bestätigte inzwischen, dass Sobol für 48 Stunden festgenommen wurde. Sie werde in dem Verfahren offiziell als Beschuldigte geführt.

Sobol hatte zuvor versucht, einen angeblichen Agenten des Inlandsgeheimdienstes FSB in dessen Wohnung in Moskau aufzusuchen. Sie hatte am Montag, kurz nach der Veröffentlichung des Anrufs, mit dem Nawalny die russischen Sicherheitsdienste blamierte, an der Wohnungstür des FSB-Mitarbeiters geklingelt.

"Das ist kein Staat - das ist eine kriminelle Gruppe"

Nawalny nannte die Reaktion der Behörden unverhältnismäßig. "Das ist kein Staat, das ist eine kriminelle Gruppe", sagte er. "Es wird einfach dreist ein Strafverfahren fabriziert." Die gesamte technische Ausrüstung in Sobols Wohnung sei von den Sicherheitskräften beschlagnahmt worden, selbst das Handy der sieben Jahre alten Tochter, schrieb Nawalny. Das Mädchen und der Ehemann hätten die Wohnung verlassen dürfen.

Der 44 Jahre alte Nawalny hält sich nach seiner schweren Vergiftung zu einer Rehabilitations-Maßnahme in Deutschland auf. Er macht für den Giftanschlag mit einem chemischen Nervengift der Nowitschok-Gruppe ein - seiner Meinung nach - unter dem Befehl von Kremlchef Wladimir Putin agierendes "Killerkommando" des FSB verantwortlich. Die Vergiftung mit Nowitschok wurde von der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) bestätigt.

Ljubow Sobol und Alexei Navalny im September 2019 in MoskauBild: Sefa Karacan/AA/picture alliance

In dem am Montag von Nawalny veröffentlichten 45-minütigen Telefonat, in dem sich der Kreml-Kritiker als Vertreter des russischen Sicherheitsrats ausgab, räumte der mutmaßliche Geheimagent Konstantin Kudrjawzew den Anschlag ein. In der Aufnahme berichtete Kudrjawzew, das Gift sei an der Innenseite von Nawalnys Unterhose angebracht gewesen. Der Kreml bestreitet jede Beteiligung an dem Attentat.

qu/jj/sti (dpa, rtr, afp)

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