Ermittlungen zu Ischgl eingestellt
24. November 2021"Es gibt keine Beweise dafür, dass jemand schuldhaft etwas getan oder unterlassen hätte, das zu einer Erhöhung der Ansteckungsgefahr geführt hätte", teilte die Staatsanwaltschaft Innsbruck mit. Daher werde es keine Anklage gegen die fünf Beschuldigten geben.
In dem für seine Partyszene bekannten Wintersportort war es im März 2020 mitten in der Skisaison zu einem Corona-Ausbruch gekommen. Tausende Urlauber, darunter viele Deutsche, infizierten sich vermutlich unter anderem in überfüllten Après-Ski-Bars. Die in ihre Heimatländer zurückgekehrten Wintersportler verbreiteten daraufhin das Virus in ganz Europa. Ischgl sowie das gesamte Paznauntal wurden schließlich unter teils chaotischen Umständen unter Quarantäne gestellt.
Im Visier der Ermittlungen standen fünf Amtsträger. Untersucht worden seien die Maßnahmen nach Bekanntwerden der ersten Infektionsfälle, die Erlassung und Umsetzung von Verordnungen über Schließung von Lokalen, des Skibetriebes und die weiteren Verkehrsbeschränkungen in Ischgl beziehungsweise die Quarantäne im Paznauntal, so die Staatsanwaltschaft.
Den Behörden war vorgeworfen worden, zu spät und nicht umfassend genug reagiert zu haben. Ein bereits präsentierter Expertenbericht sah kein Versagen, aber Fehleinschätzungen der Behörden. Druck aus der Tourismuswirtschaft auf Entscheidungsträger wurde nicht festgestellt. Vor dem Landgericht Wien sind zahlreiche Zivilverfahren anhängig, in denen unter anderem die Angehörigen deutscher Opfer auf Schadenersatz klagen.
Kritik von Verbraucherschützern
Vom Verbraucherschutzverein (VSV), der die Interessen der Kläger in Wien vertritt, kam Kritik. "Ich habe den Eindruck, dass hier ein Behördenskandal weitgehend vertuscht werden soll", sagte VSV-Vorstand Peter Kolba. Der Verein werde alles tun, um das Versagen der Behörden im Fall aufzudecken.
In den Akten ließen sich gravierende Behördenfehler lückenlos nachweisen. Die Staatsanwaltschaft habe offenbar nur Fehler auf der Ebene des Landes Tirol untersucht, aber Fehler auf der Ebene der Bundesregierung bisher überhaupt nicht berücksichtigt, sagte Kolba.
uh/hf (dpa, afp, rtr)