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Politik

Ermittlungen zu Palme-Mord werden eingestellt

10. Juni 2020

Jahrzehntelang hatten Fahnder nach dem Mörder des schwedischen Regierungschefs Olof Palme gesucht. Nun soll er gefunden worden sein - nach seinem eigenen Tod. Bis heute gilt das Verbrechen von 1986 als nationales Trauma.

Schweden I Justiz I Mordfall Olof Palme
Bild: Getty Images/AFP

Mehr als 34 Jahre nach dem Mord an dem damaligen schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme haben Ermittler den mutmaßlichen Täter benannt. Weil der Mann mit dem Namen Stig Engström bereits vor Jahren gestorben sei, könne er nicht mehr angeklagt werden, sagte Staatsanwalt Krister Petersson. Die Palme-Ermittlungen würden deshalb eingestellt.

Engström stellte bereits seit längerem eine heiße Spur in dem Fall dar. In Medienberichten war er stets als "Skandia-Mann" bezeichnet worden, weil er als Werbegrafiker in einem Gebäude der Skandia-Versicherung nahe dem Tatort arbeitete. Er soll Zugang zu Schusswaffen gehabt und Palmes Politik gehasst haben. Im Jahr 2000 starb er durch einen Schuss - laut Ermittlungen durch Selbstmord.

Eine Gedenkplatte an der Stelle in der Stockholmer Innenstadt, wo Palme ermordet wurde (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/J. Nackstrand

Der Palme-Mord gilt als einer der spektakulärsten Kriminalfälle Europas, die Ermittlungen zählen zu den umfassendsten und teuersten weltweit. Für Schweden stellen die Tat und die fehlende Aussicht auf wesentliche Antworten in dem Fall ein nationales Trauma dar.

Olof Palme war am Abend des 28. Februars 1986 kurz vor Mitternacht zusammen mit seiner Frau auf dem Rückweg aus einem Stockholmer Kino, als er durch zwei gezielte Schüsse von hinten niedergestreckt wurde. Der Sozialdemokrat regierte zu diesem Zeitpunkt seit knapp dreieinhalb Jahren wieder das Land, nachdem er bereits von 1969 bis 1976 Ministerpräsident gewesen war. Palmes Frau Lisbet erlitt einen Streifschuss. Sie überlebte die Tat leicht verletzt.

Ermittlungsakten zum Fall Palme im Hauptquartier der Kriminalpolizei in Stockholm (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/J. Nackstrand

Die Ermittlungen waren von spektakulären Pannen überschattet. Schon der Tatort war viel zu eng abgesperrt worden. Später fanden Passanten Geschosshülsen aus der Mordwaffe außerhalb der abgeriegelten Zone.

Im Laufe der Jahre hatten die Ermittler unzählige Spuren und Hinweise verfolgt, die zu mehreren Tatverdächtigen geführt hatten. Ein drogensüchtiger und vorbestrafter Mann wurde Ende 1988 festgenommen und von Lisbet Palme als Täter identifiziert. Er wurde später für den Mord verurteilt, in einem Berufungsverfahren mangels stichfester Beweise aber wieder freigesprochen. 2004 starb er bei einem Unfall.

Palmes Grabstein auf dem Adolf-Fredrik-Friedhof in Stockholm (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/F. Sandberg

Immer wieder rankten sich Gerüchte über eine Beteiligung der schwedischen Sicherheitsbehörden oder ausländischer Geheimdienste um den Fall. Palme hatte sich während des Kalten Krieges für eine Annäherung an den Ostblock und für einen atomwaffenfreien Korridor in Mitteleuropa eingesetzt.

jj/qu (dpa, afp)