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Erneuerbare bremsen CO2-Anstieg

Gero Rueter18. Juni 2015

2014 wuchs erstmals seit Jahrzehnten die Weltwirtschaft ohne gleichzeitigen CO2-Anstieg. Möglich wurde die Entkopplung durch den Boom erneuerbarer Energien. Für das Aufhalten des Klimawandels reicht das aber noch nicht.

Solarpark Templin in Ostdeutschland
Bild: BELECTRIC.com

2014 war ein Rekordjahr für die erneuerbaren Energien: Weltweit wurden Kraftwerke zur Produktion von Ökostrom mit einer Gesamtkapazität von 135 Gigawatt (GW) neu aufgestellt - doppelt so viel wie fossile und nukleare Kraftwerke zusammen.

Mit dem Zubau konnte zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten der weltweit zunehmende Energiebedarf gedeckt werden, ohne dass zugleich die CO2-Emissionen anstiegen."Obwohl der weltweite Energieverbrauch in den letzten Jahren um durchschnittlich 1,5 Prozent anstiegen und das weltweite Bruttosozialprodukt im Mittel um drei Prozent gewachsen ist, blieben die CO2-Emissionen gegenüber 2013 stabil", so das Fazit des jetzt veröffentlichten Berichts "Global Status Report Renewables 2015". Herausgegeben wird dieser seit 2005 jedes Jahr vom Renewable Energy Policy Network for the 21st Century (REN21) in Paris. Weltweit wird mit erneuerbaren Energien inzwischen rund 19 Prozent des gesamten Energiebedarfs gedeckt. Im Stromsektor lag der Anteil erneuerbarer Energieträger Ende 2014 bei 23 Prozent und stieg gegenüber dem Vorjahr um ein Prozent.

Fallende Kosten beschleunigen Dynamik

Nach Angaben des Berichts führte im vergangen Jahr beim Ausbau die Windkraft (51 GW) vor der Photovoltaik (40 GW) und Wasserkraft (37 GW). Vergleichsweise gering war dagegen der Kraftwerkszubau zur Stromgewinnung mit Biomasse (5 GW), Solar- und Geothermie (jeweils 1 GW).

Einen wichtigen Schub zur CO2-freien Energieerzeugung gibt es also vor allem durch den Boom von Wind- und Solarenergie: Allein im vergangenen Jahr wurden 250 Milliarden US-Dollar in den Ausbau dieser beiden Technologien investiert. Innerhalb von zehn Jahren stieg der jährliche Zubau der Photovoltaik um das 40-Fache und der von Windenergie um den Faktor Fünf. Zusammen decken sie vier Prozent des globalen Strombedarfs.

Christine Lins, Geschäftsführerin von REN21Bild: WWEA/Andreas Birresborn

"In den vergangenen Jahren fielen die Kosten für beide Technologien noch einmal massiv", so Christine Lins, Geschäftsführerin von REN21. "Heute ist in vielen Ländern Strom aus Photovoltaik und Wind am günstigsten. Diese Technologien schneiden sehr gut ab, auch im Vergleich zu konventionellen Energieträgern."

China und Entwicklungsländer treiben Boom voran

An Bedeutung gewinnen die erneuerbaren Energien vor allem in Entwicklungsländern. Laut Bericht stiegen hier die Investitionen in die Erzeugung von Strom aus Wind, Sonne und Biomasse, sowie Anlagen zur Herstellung von Biokraftstoffen, auf 131 Milliarden US-Dollar. Das sind 36 Prozent mehr als im Vorjahr.

Ein wichtiger Motor dieser Entwicklung ist China: Nach Angaben des Berichts investierte das Land 2014 rund 87 Milliarden Dollar in den Ausbau erneuerbarer Energien.

Erstmalig Strom mit Solarpanel in RuandaBild: Mobisol

Zunehmend wichtig werden erneuerbare Energien auch für die dezentrale Energieversorgung, also für Regionen, die nicht an ein zentrales Stromnetz angeschlossen sind. Mit allen Investitionen liegen die Entwicklungsländer hier fast gleichauf mit den Investitionen der Industrieländer.

Zuwachs reicht noch nicht aus

Auch wenn die erneuerbaren Energien kräftig zulegten: Für die Reduzierung des CO2-Ausstoßes, die notwendig ist, um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, reiche das Tempo nicht, so Lins. "Noch werden 78 Prozent des globalen Energiebedarfs aus fossilen Energieträgern gedeckt und drei Prozent aus Atomkraft. Das heißt, wir haben da noch einiges zu tun." Wichtig sei neben dem Ausbau der Erneuerbaren auch eine Steigerung der Energieeffizienz.

Dem Bericht zufolge könnte das Wachstum der CO2-freien Technologien größer sein, wenn die Subventionen für fossile Energieträger und Atomenergie gestrichen würden. "Subventionen halten die Preise für diese Energieträger konstant niedrig und verzerren die Wettbewerbsfähigkeit von erneuerbaren Energien", so die Autoren.

Laut Bericht werden Kohle, Gas und Öl derzeit mit mehr als 550 Milliarden US-Dollar pro Jahr subventioniert. Der Internationale Währungsfonds rechnete in einer aktuellen Analyse auch noch externe Kosten für Gesundheits- und Klimaschäden von mehr als 4000 Milliarden US-Dollar pro Jahr hinzu. "Würden diese Subventionen gestrichen, dann hätten wir mehr Kostenwahrheit im Energiebereich. Dann sieht man ganz klar, das erneuerbare Energien die Lösung der Zukunft sind", so Lins.

Mehr Jobs mit Erneuerbare Energien. Auch bei Jobverlust in der fossilen Energiebranche ist die Bilanz positiv.

Mehr Jobs durch erneuerbare Energien

Positiv ist der Ausbau erneuerbarer Energien laut Bericht auch für den Arbeitsmarkt. Demnach hatten 2014 weltweit mehr als 7,7 Millionen Menschen einen Job im Bereich der erneuerbaren Energien. Das sind 18 Prozent mehr als im Jahr davor.

Dieser Aspekt "ist ein Grund für Optimismus", betont Rabia Ferroukhi von der internationalen Energieagentur für Erneuerbare Energien (IRENA) in Abu Dhabi. Sie wertete für einen umfassenden Bericht die globalen Arbeitsmarktdaten aus. Es zeige das große Potential von erneuerbaren Energien als Meilenstein für eine nachhaltige Entwicklung weltweit.

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