Erneut Ausschreitungen vor Asylbewerberunterkunft in Dublin
23. Oktober 2025
Das frühere Citywest-Hotel in Saggart vor den Toren von Irlands Hauptstadt Dublin am Mittwochabend: Wieder haben sich dort hunderte Demonstranten versammelt - die zweite Nacht infolge. Erneut kommt es zu gewaltsamen Ausschreitungen vor der Unterkunft, in der inzwischen Asylbewerber leben. Ausländerfeindliche Parolen sind zu hören, Flaschen und Ziegelsteine fliegen auf Polizisten, Feuerwerkskörper werden aus der aufgebrachten Menge abgefeuert.
Wie der Sender RTÉ berichtet, war die Polizei mit einem Großaufgebot im Einsatz. 300 Polizisten, darunter auch eine berittene Einheit, versuchten die Lage zu beruhigen und die Asylbewerberunterkunft zu schützen. Auch Hunde kamen zum Einsatz. Ob sich zum Zeitpunkt der Ausschreitungen in dem Hotel Schutzsuchende aufhielten, ist unbekannt.
23 Festnahmen
Zwei Polizisten wurden dem Bericht zufolge verletzt und mussten im Krankenhaus behandelt werden. Einer war von einer geworfenen Flasche am Kopf getroffen worden. Die Polizei schritt ein, nahm 23 Personen fest.
Schon am Dienstagabend hatte es in Saggart sechs Festnahmen gegeben, als vor dem Citywest-Hotel randaliert wurde, wobei ein Polizeiwagen in Flammen aufging. Einsatzkräfte versuchten, die Menge mit Pfefferspray zu zerstreuen. Danach sprach Polizeikommissar Justin Kelly von einem "Mob", der Gewalt gegen die Polizei im Sinn gehabt habe.
Der Minister für Justiz, Inneres und Migration, Jim O'Callaghan, kündigte ein hartes Vorgehen an. Die Ausschreitungen verurteilte er als "schlägerhafte Gewalt", gegen die mit der ganzen Härte des Gesetzes vorgegangen werde. O'Callaghan kündigte weitere Festnahmen an.
Aufgestachelt im Internet
Der Polizei zufolge wurden die Proteste von "verschiedenen Gruppen" in Onlinenetzwerken organisiert, "die Hass und Gewalt schüren und andere dazu ermutigen und verleiten, sich zu beteiligen". Am Mittwoch hieß es, die "öffentlichen Unruhen seien überwiegend von jungen Männern und Teenagern verursacht worden". Eine erste Demonstration am Montag in dem Ort südwestlich von Dublin war noch friedlich verlaufen.
Den Protesten vorangegangen waren Medienberichte, wonach eine Zehnjährige sexuell missbraucht worden sein soll - bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich um einen 26 Jahre alten Asylbewerber handeln. Das Mädchen soll in der Nähe der Unterkunft vergewaltigt worden sein.
Die Behörden haben sich zu dieser Behauptung noch nicht geäußert. Irlands Premierminister Micheal Martin bezeichnete die mutmaßliche Vergewaltigung des Mädchens, das in staatlicher Obhut stand, als "äußerst schwerwiegend". Zugleich verurteilte Martin die gewalttätigen Proteste und die "abscheulichen Beschimpfungen" gegen die Polizei.
In Irland und Großbritannien hat sich die Stimmung gegen Einwanderer in den vergangenen Jahren verschärft. Hotels, in denen Asylbewerber untergebracht sind, wurden häufig Schauplatz von Protesten und Unruhen.
AR/se (afp, dpa)
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