Ex-FARC-Rebellen nehmen erneut Geiseln
18. April 2018Eineinhalb Jahre nach dem Friedensvertrag zwischen der linken Guerillaorganisation FARC und Kolumbiens Regierung gibt es in dem südamerikanischen Land nach Schätzungen noch rund 1200 abtrünnige FARC-Kämpfer, die sich nicht an das Abkommen gebunden fühlen.
Nach der Verschleppung und Ermordung eines Reporterteams im Grenzgebiet zwischen Ecuador und Kolumbien sind in der Region von einer Splittergruppe der FARC erneut zwei Ecuadorianer entführt worden. Ecuadors Innenminister César Navas sagte, das Paar sei von denselben abtrünnigen Rebellen entführt worden wie die Journalisten. In einem Video bitten die Entführten Ecuadors Präsidenten Lenín Moreno, den Forderungen ihrer Kidnapper nachzukommen. Die Splittergruppe "Front Oliver Sinisterra", die hinter beiden Entführungen stecken soll, agiert vorwiegend im Grezngebiet zu Ecuador. Sie ist eine vor mehreren FARC-Einheiten, die ihren bewaffneten Kampf fortsetzen. Die Gruppen finanzieren sich vor allem mit Drogenhandel.
Die Verschleppung und Ermordung des ecuadorianischen Reporterteams hatte zuletzt für Entsetzen gesorgt. Ein Reporter, ein Fotograf und ihr Fahrer waren am 26. März verschleppt worden. Die Journalisten wollten in der Region eine Reportage über Guerilla-Kämpfer machen, die sich dem Friedensprozess zwischen der kolumbianischen Regierung und den Rebellenorganisationen widersetzen. Ecuadors Staatschef Moreno bestätigte am vergangenen Freitag den Tod der drei Männer.
Friedensabkommen im November 2016
FARC und Regierung hatten mit der Unterzeichnung des Friedensabkommens im November 2016 einen Schlussstrich unter den mehr als 50 Jahre dauernden Konflikt gezogen, durch den mehr als 220.000 Menschen in Kolumbien getötet wurden. Die Entwaffnung der einstigen Guerilleros ist abgeschlossen, eine Aufarbeitung von Kriegsverbrechen durch eine Übergangsjustiz steht unmittelbar bevor.
Die FARC hat sich inzwischen in eine politische Partei gewandelt. Ihr wurden vertraglich zehn Parlamentssitze garantiert. Doch angesichts anhaltender Gewalt in vielen Landesteilen und einer starken Opposition gegen das Abkommen kommt der Friedensprozess weiter nur stockend voran.
qu/sam (afp, dpae)