Er floh vor der Gewalt in seinem Heimatland und wurde am helllichten Tag erschossen: Der Kameramann Edwin Rivera Paz ist der siebte Journalist, der dieses Jahr in Mexiko getötet wurde.
Anzeige
Nach Angaben der mexikanischen Behörden wurde der aus Honduras stammende Kameramann Edwin Rivera Paz bereits am Sonntag in Acayucan im Osten des Landes getötet. Die Organisation Reporter ohne Grenzen forderte, das "abscheuliche Verbrechen" dürfe nicht ungestraft bleiben. Rivera ist bereits der siebte getötete Journalist in Mexiko in diesem Jahr.
Der Kameramann hatte erst kurz vor seinem Tod offiziell Asyl in Mexiko erhalten. Vor der Gewalt in seinem Heimatland, die er unmittelbar erlebte, war er Anfang des Jahre geflohen. Sein Chef Igor Padilla, mit dem er eng zusammengearbeitet hatte, wurde im Januar in San Pedro Sula, das im Norden von Honduras liegt, getötet. Vier Männern in Polizeiuniform erschossen ihn aus einem vorbeifahrenden Auto heraus.
Aufklärung gefordert
Raúl Otoniel Morazán, Honduras Generalkonsul in Veracruz, appellierte an alle Ebenen der mexikanischen Behörden, den Fall Rivera Paz gründlich aufzuarbeiten und die Mörder zur Rechenschaft zu ziehen.
Opfer für die Pressefreiheit
Verhaftet, gefoltert, ermordet: Weil Journalisten ihren Job machen, werden sie zum Ziel von Regierungen, Drogenkartellen oder "Glaubenskämpfern". Am Tag der Pressefreiheit erinnert die DW an Opfer aus aller Welt.
Bild: Getty Images/AFP/S. Hamed
Russland: Nikolai Andruschtschenko
Er wurde in St. Petersburg auf offener Straße von Unbekannten zusammengeschlagen - am 19. April 2017 erlag der 73-jährige Nikolai Andruschtschenko seinen Verletzungen. Der Journalist schrieb über Menschenrechtsverletzungen und Kriminalität. In seiner letzten Dokumentation berichtete er, Präsident Wladimir Putin sei durch Verbindungen zu Kriminellen und dem KGB an die Macht gekommen.
Bild: picture-alliance/dpa/D. Usov
Mexiko: Miroslava Breach
Miroslava Breach wurde am 23. März 2017 von einem Auftragskiller mit acht Schüssen in den Kopf vor ihrem Haus regelrecht hingerichtet. Die Journalistin berichtete über Korruption und Verbrechen der mexikanischen Drogenkartelle. Ihr Mörder hinterließ eine Botschaft: "Für die Verräterin." Miroslava Breach ist bereits die dritte Journalistin, die im März in Mexiko getötet wurde.
Bild: picture-alliance/NurPhoto/C. Tischler
Irak: Shifa Gardi
Die Reporterin Shifa Gardi starb, als am 25. Februar 2017 an der Kriegsfront im Nordirak eine Mine explodierte. Die gebürtige Iranerin arbeitete für den kurdischen Nachrichtensender Rudaw in Erbil und berichte über die Kämpfe zwischen irakischen Truppen und IS-Milizen. Rund um Mossul entführen, vertreiben oder ermorden Terroristen des sogenannten "Islamischen Staats" immer wieder Journalisten.
Bild: picture alliance/dpa/AA/F. Ferec
Bangladesch: Avijit Roy
"Mukto-Mona", "Freigeist", hieß der islamkritische Blog von Avijit Roy, der sich selber einen "säkularen Humanisten" nannte und damit den Zorn islamistischer Extremisten in Bangladesch hervorrief. Avijit Roy lebte in den USA, als er im Februar 2015 zur Buchmesse nach Dhaka reiste - dort zerstückelten ihn Fanatiker mit Macheten. In Bangladesch werden immer wieder Blogger von Extremisten ermordet.
Bild: Getty Images/AFP/M. U. Zaman
Saudi-Arabien: Raif Badawi
Zehn Jahre Gefängnis und 1000 Peitschenhiebe - dazu wurde der saudische Internetaktivist verurteilt. Seit 2012 ist Raif Badawi wegen "Beleidigung des Islam" in Haft. Im Januar 2015 wurde er zum ersten Mal öffentlich ausgepeitscht - es gab eine weltweite Kampagne für seine Freilassung, das Regime setzte die Strafe aus. Seine Frau Ensaf Haidar und die Kinder erhielten in Kanada Asyl.
Bild: Imago/C. Ditsch
Usbekistan: Salijon Abdurakhmanow
Seit 2008 sitzt Salijon Abdurakhmanow im Gefängnis - verurteilt wegen angeblichen Drogenbesitzes, aufgrund fingierter Beweise. Die Regierung schiebe Kritikern Drogen unter, um sie mundtot zu machen, so Reporter ohne Grenzen. Abdurakhmanows "Vergehen": Er hatte für unabhängige Onlinemedien, Voice of America und andere über Korruption, Menschenrechte und Umweltzerstörung geschrieben.
Türkei: Deniz Yücel
Der deutsch-türkische Journalist Deniz Yücel sitzt seit Februar 2017 in einem türkischen Gefängnis. Die Vorwürfe gegen den "Welt"-Korrespondenten: Terrorpropaganda und Volksverhetzung. Beweise legten die Behörden nicht vor. Trotz massiver Proteste aus Deutschland kündigte Präsident Erdoğan an, Yücel niemals freizulassen. Mehr als 140 Medienschaffende wurden seit dem Putsch im Juli 2016 inhaftiert.
Bild: picture-alliance/dpa/C.Merey
China: Gao Yu
Regimekritische Journalisten, Blogger und Aktivisten stehen in China unter großem Druck. Auch die ehemalige DW-Mitarbeiterin Gao Yu wurde 2014 festgenommen und im April 2015 wegen angeblichem Verrat von Staatsgeheimnissen zu sieben Jahren Haft verurteilt. Nach internationalem Druck durfte sie das Gefängnis verlassen und verbüßt ihre Strafe seitdem unter Hausarrest.
Bild: DW
Aserbaidschan: Mehman Huseynov
Er gibt ein sozialpolitisches Internet-Magazin heraus, in dem er Korruption und Menschenrechtsverletzungen geißelt. Mehman Huseynov gehört zu den populärsten Videobloggern Aserbaidschans. Seine Kampagne "Jagd auf korrupte Funktionäre" beschuldigte hochrangige Führungskader Aserbaidschans der Korruption. Er wurde mehrfach bedroht und im März 2017 wegen Verleumdung zu zwei Jahren Haft verurteilt.
Bild: twitter.com/mehman_huseynov
Mazedonien: Tomislav Kezarovski
Er galt als einziger politischer Gefangener Südosteuropas: Tomislav Kezarovski war unbequem, weil er aus internen Polizeiberichten zitierte und den unaufgeklärten Tod eines anderen Journalisten untersuchte. In einem fragwürdigen Prozess wurde er im Oktober 2013 zu viereinhalb Jahren Haft, in zweiter Instanz zu zwei Jahren Hausarrest verurteilt. Jetzt schreibt er ein Buch über seine Haftzeit.
Bild: DW/K. Blazevska
10 Bilder1 | 10
Der Bundesstaat Varacruz, wo das Verbrechen geschah, hat eine der höchsten Kriminalitätsraten des Landes. Mexiko ist Reporter ohne Grenzen zufolge das Land mit der dritthöchsten Mordrate an Journalisten weltweit - nach Syrien und Afghanistan. Seit dem Jahr 2000 sind dort mehr als hundert Journalisten ermordet worden. Die Situation in Mexiko ist ähnlich wie in Honduras, Paz Heimatland. Dort starben seit dem Jahr 2003 69 Journalisten. Für mehr als 90 Prozent dieser Morde wurde bislang niemand zur Rechenschaft gezogen.