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PolitikSpanien

Erneute Demonstrationen gegen Massentourismus auf Mallorca

22. Juli 2024

Nach Protesten in Barcelona und Malaga sind jetzt auch in Mallorca wieder Einheimische gegen den Massentourismus auf die Straße gegangen. Tausende klagen an, dass der Tourismus die Wohnungspreise in die Höhe treibt.

Menschen tragen Banner mit der Aufschrift "Lasst uns den Kurs ändern", hinter ihnen folgen tausende weitere mit Plakaten
Mit Plakaten und Bannern protestieren Tausende Einheimische am Samstagabend auf Mallorca gegen den MassentourismusBild: Clara Margais/dpa/picture alliance

Mehrere Tausend Menschen sind auf Mallorca abermals auf die Straße gegangen, um gegen Massentourismus zu protestieren. Unter dem Motto "Lasst uns einen neuen Kurs einschlagen und Tourismus begrenzen" zogen die Menschen mit farbenfrohen Flaggen und Plakaten vom Park Ses Estacions durch die Altstadt Palmas.

Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf 20.000. Die Veranstalter sprachen hingegen von 50.000, was von Beobachtern vor Ort allerdings als zu hoch gegriffen bezeichnet wurde.

Eine Demonstrantin hält ein Plakat mit der Aufschrift: "EU! Beweis, dass dir die Menschen am Herzen liegen - Wir werden kolonialisiert!!!!"Bild: Clara Margais/dpa/picture alliance

Auf jeden Einheimischen kommen 15 Urlauber

Die Demonstranten hielten Plakate mit Aufschriften wie "Your luxury, our misery" oder "Wir wollen nicht die Vorreiter beim Anstieg der Wohnkosten sein". Auf einem Schild wurden Billigflieger kritisiert.

Ein Plakat stellte klar: "Es geht nicht um Tourismusphobie, es geht um die Zahlen: 1,232,014 Einwohner, 18 Millionen Touristen". Auf jeden Einheimischen kommen demnach 15 Urlauber. Von den 18 Millionen Urlaubern im vergangenen Jahr kamen 4,6 Millionen aus Deutschland und 3,4 Millionen aus Großbritannien.

Dicht an dicht liegen die Urlauber am Strand in Palma während der HauptsaisonBild: Chris Emil Janßen/picture alliance

Urlauber, an denen die Demonstranten vorbeizogen, seien beeindruckt gewesen, schrieb die "Mallorca Zeitung". Einige hätten die Demonstranten sogar ermutigt und Beifall geklatscht. Anderen sei die Kundgebung eher unangenehm gewesen.

Kritik am aktuellen Tourismusmodell

Zu der Kundgebung aufgerufen hat eine Gruppierung namens "Weniger Tourismus, mehr Leben". Nach Angaben von Marga Ramis, einer Führungskraft der Bewegung, haben sich 100 Vereine und Organisationen angeschlossen, wie die "Mallorca Zeitung" berichtete.

Den Organisatoren zufolge hat das derzeitige Tourismusmodell die öffentlichen Dienstleistungen kurz vor den Zusammenbruch gebracht. Natürliche Ressourcen würden in Mitleidenschaft gezogen, der Zugang zu Wohnraum für Einheimische werde zunehmend erschwert.

Bittersüße Tourismusbranche 

Der Massentourismus und seine Folgen

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Für Mallorca ist der Tourismus zwar überlebenswichtig. Die Branche steht für 45 Prozent der Wirtschaftsleistung der Insel. Und die Tourismusbranche warnt davor, an dem Ast zu sägen, auf dem viele sitzen. Rund 20 Milliarden Euro ließen die Urlauberinnen und Urlaubern in die Kassen der Insel fließen. 

Aber Demonstranten klagen, dass nur eine Minderheit profitiere, während die große Mehrheit Jobs mit niedrigen Gehältern in der Tourismusbranche bekomme, die nicht reichten, um die immer teureren Wohnungen zu bezahlen. Zudem zerren Staus, Lärm und Schmutz an den Nerven der Insulaner. 

Proteste bereits in Barcelona und Malaga 

Schon im Mai demonstrierten Einheimische unter dem Motto "Mallorca steht nicht zum Verkauf"Bild: Clara Margais/dpa/picture alliance

Vor acht Wochen hatten bereits bis zu 25.000 Menschen in Palma unter dem Motto "Sagen wir Basta!" und "Mallorca steht nicht zum Verkauf!" demonstriert. Auch in anderen Touristenmetropolen in Spanien wie Barcelona und Málaga sowie auf den Kanaren regt sich der Unmut. 

In der Mittelmeermetropole Barcelona hatten Anfang des Monats mehrere Tausend Demonstranten angesichts der auch dort steigenden Wohn- und Lebenshaltungskosten Beschränkungen für die Tourismusbranche gefordert. Gäste von Restaurants, die vor allem bei Urlaubern beliebt sind, wurden mit Wasserpistolen bespritzt.

ch/kle (afp, dpa)