Erste Europaspiele in Baku eröffnet
12. Juni 2015Mit einer Inszenierung von Lady Gaga als Friedensengel haben in Baku die ersten Europaspiele beim umstrittenen Gastgeber Aserbaidschan begonnen. Nach einem Überraschungsauftritt des US-Popstars eröffnete der europaweit kritisierte Staatspräsident Ilham Aliyev die Premiere des kontinentalen Multi-Sportevents. Nachdem Fabian Hambüchen das deutsche Team als Fahnenträger angeführt hatte, sprach Aliyev vor 68.000 Zuschauern im Olympiastadion die Eröffnungsformel.
Als 19. Nation lief die Mannschaft des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) hinter Turnstar Hambüchen in die Arena. "Ich bin ja einer der Ältesten im Team. Und nun so eine junge Mannschaft anführen und erstmals die Fahne tragen zu können, war eine große Ehre", berichtete der 27-Jährige. "Die Boxer neben mir sind dabei ein optimaler 'Personenschutz' gewesen. Das war ein echtes Mannschaftsgefühl."
Lady Gaga singt vom Frieden
Die aufwändige und opulente Show im Nationalstadion von Baku, an der rund 2000 Komparsen und Statisten teilnahmen, stand im Zeichen der aserbaidschanischen Geschichte. Als stetig wiederkehrendes Motiv waren die Landesfarben Rot, Grün und Blau eingebunden - phasenweise erstrahlte das Stadion innen wie außen in den drei Farben. Lady Gaga bot hinter einem Piano in einem blütenweißen Hemd den John-Lennon-Hit "Imagine" dar und sang in dem Land, das für seine Verstöße gegen Menschenrechte und Pressefreiheit kritisiert wird, vom Traum von Frieden.
In der Ehrenloge saßen neben Aserbaidschans Staatschef Aliyev und seiner Frau Mehriban als Vorsitzende des Organisationskomitees auch Türkeis Präsident Recep Tayyip Erdogan. Daneben - miteinander im Plausch - Kremlchef Wladimir Putin und Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. "Sport hat die einzigartige Macht, Dinge positiv zu ändern", sagte Patrick Hickey, Chef der organisierenden Europäischen Olympischen Komitees, und führte die Werte "weltweite Ethik, Fairplay, Respekt und Freundschaft" auf. Die deutsche Spitzenpolitik hatte hingegen auf eine Anreise zur Eröffnung verzichtet.
Armenien ausgebuht
Beim Einzug der Nationen lief Armenien unter lauten Buhrufen der Zuschauer ins Stadion ein, hinter Verbands-Generalsekretär Hrachya Rostomyan folgten dem Augenschein nach sechs weitere Funktionäre und kein Sportler. Aserbaidschan befindet sich mit seinem Nachbarland im Konflikt um die Region Berg-Karabach, beide Länder werfen sich immer wieder vor, einen 1994 vereinbarten Waffenstillstand zu brechen.
Bis zum 28. Juni kämpfen bei den Europaspielen rund 6000 Sportler in 20 Sportarten (davon 16 olympisch) um 253 Goldmedaillen. Neben (noch) überschaubaren Meriten qualifizieren sich die Einzel-Sieger im Tischtennis, Triathlon und Schießen direkt für die Olympischen Sommerspiele 2016 in Rio de Janeiro. In weiteren sieben Sportarten können Ranglistenpunkte für Rio gesammelt werden.