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KriminalitätDeutschland

Festnahmen nach Kunstraub im Grünen Gewölbe

17. November 2020

Bei einem der spektakulärsten Einbrüche der vergangenen Jahrzehnte wurden im November 2019 in Dresden Kunstschätze von kaum messbarem Wert gestohlen. Nun gab es einen ebenso spektakulären Großeinsatz der Polizei.

Deutschland Grünes Gewölbe Dresden
Das Silbervergoldete Zimmer im Historischen Grünen GewölbeBild: picture-alliance/dpa/S. Kahnert

Bei einer Großrazzia in Zusammenhang mit dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden sind drei Tatverdächtige festgenommen worden. Die Festnahmen erfolgten durch Spezialkräfte in Berlin, wie die Staatsanwaltschaft Dresden mitteilte. Schwerpunkt des Einsatzes sei der Berliner Stadtteil Neukölln.

Bei den festgenommenen handelt es sich um drei Männer aus dem Clan-Milieu im Alter von 23, 23 und 26 Jahren, wie die Dresdner Staatsanwaltschaft mitteilte. Sie sollen noch an diesem Dienstag einem Haftrichter vorgeführt werden. Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) nannte die Festnahmen auch ein Warnzeichen an das Clan-Milieu. Nach zwei weiteren Clan-Mitgliedern wird noch gesucht: Auch den beiden 21-Jährigen wird schwerer Bandendiebstahl und Brandstiftung vorgeworfen, sagte die Dresdner Ermittler.

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sind die Verdächtigen Angehörige einer polizeibekannten, arabischstämmigen Großfamilie, die auch für andere große Straftaten verantwortlich gemacht wird. Danach gibt es einen Zusammenhang zum spektakulären Diebstahl einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze 2017 aus dem Berliner Bode-Museum.

Mehr als 1600 Polizisten im Einsatz

An dem Großeinsatz sind nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft mehr als 1600 Polizeibeamte unter Führung der Soko "Epaulette" beteiligt. Neben Einsatzkräften aus Sachsen seien auch Spezialeinsatzkräfte des Bundes und der Länder Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an den Maßnahmen beteiligt.

Spezialkräfte der Polizei bei der Durchsuchung einer Wohnung in BerlinBild: Hannibal Hanschke/REUTERS

Derzeit würden 18 Objekte durchsucht, darunter zehn Wohnungen sowie Garagen und Fahrzeuge. Im Zentrum des Einsatzes stehe "die Suche nach den entwendeten Kunstschätzen und möglichen Beweismitteln wie Speichermedien, Bekleidungsstücken und Werkzeugen", erklärte die Polizei Sachsen auf Twitter. 

Einbruch im Residenzschloss binnen Minuten

Schon allein das Aufgebot, mit dem die Polizei nach den Dieben fahndet, zeigt, welche Bedeutung diesem Kunstraub beigemessen wird. Als am 25. November 2019 mehrere Täter in das Historische Grüne Gewölbe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden eindrangen, stahlen sie binnen Minuten mehrere Juwelengarnituren aus einer Vitrine. Dieser Diebstahl treffe "mitten ins Herz", wie es Kulturstaatsministerin Monika Grütters kurz danach erschüttert formulierte.

Es handelt sich bei den gestohlenen Objekten um unersetzbare Kunstwerke: die Diamantrosen- und Brilliantgarnitur sowie den Brilliantschmuck der sächsischen Königinnen. Dazu gehören ein Kleinod und ein Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens, die Große Brustschleife, eine Kette aus sächsischen Perlen, eine Epaulette und ein mit über 770 Diamenten besetzter Degen. Damals twitterte die Polizei: Die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen, zu denen das Grüne Gewölbe gehört, bezeichnete diese Werke gar als einen "Staatsschatz" und Monika Grütters ergänzte, "diese Stücke machen unsere Identität als Kulturnation aus". 

Geplanter Einbruch binnen Minuten

Beim ihrem Einbruch morgens gegen fünf Uhr durchtrennten die Diebe ein Gitter und schlugen ein Fenster ein, um in das ehemalige Residenzschloss einsteigen zu können. Die Aufnahmen der Überwachungskamera zeigten mindestens zwei Täter. Zuvor hatten die Täter wohl auch einen Stromkasten in Brand gesetzt, was zu einem Stromausfall und dem Erlöschen der Straßenlaternen führte. Anschließend flohen sie mit einem Auto.

Die Kunsthistorikerin Ulli Seegers, die jahrelang die deutsche Filiale des Art Loss Register leitete, erklärte im DW-Interview kurz nach dem Diebstahl, dass Juwelen ein besonders begehrtes Raubgut seien, weil allein der Materialwert immens sei. Anders als bei Gemälden sei außerdem der Wiederkennungswert von Diamanten gering, weil sie "sich einfach zerstören und in Einzelteile zerlegen lassen". Die Aufklärungsquote bei Juwelenraub, so Seegers weiter, sei noch geringer als beim Diebstahl von Kunstwerken. 

sti/so/ww (afp, dpa, epd) 

Dies ist eine aktualisierte Version eines früheren Artikels.