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Hilfe für beschnittene Frauen

Naomi Conrad11. September 2013

Millionen Mädchen weltweit werden jährlich verstümmelt. Die Folge: Inkontinenz und Schmerzen - bis hin zum Tod. Eine Klinik in Berlin will den Opfern von Genitalverstümmelung helfen, unterstützt vom Ex-Model Waris Dirie.

Waris Dirie, somalische Bestsellerautorin ("Wüstenblume") und Aktivistin gegen Genitalverstümmelung (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Hilfe für beschnittene Frauen

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Die Äthiopierin Senait Demisse war sieben, vielleicht acht, als ihre Klitoris bei einer feierlichen Zeremonie weggeschnitten wurde. Zwei kleine Mädchen waren vor ihr dran. "Ich habe das gesehen und bin weggerannt." Aber sie sei wieder eingefangen worden, erzählt die junge Frau in ihrem Patientenzimmer im Berliner Waldfriede Krankenhaus. An das, was danach kam, könne sie sich nicht mehr erinnern. Die 34-Jährige wird sich am Donnerstag (12.09.2013) im "Desert Flower Center", einem neugegründeten Zentrum für Opfer von Genitalverstümmelungen an der Berliner Klinik, einer rekonstruktiven Operation unterziehen, bei der ihre Klitoris wiederhergestellt wird.

"Das ist keine einfache Operation, weil die Verletzungen zum Teil sehr lange zurück liegen", erklärt der Chirurg Roland Scherer, der die Operationen durchführen wird, bei der Eröffnung des "Desert Flower Center" an diesem Mittwoch. Bei der Genitalverstümmelung, oft auch unter der englischen Abkürzung FGM bekannt, die in weiten Teilen Afrikas und auch in geringerem Ausmaß in Asien und im Nahen Osten praktiziert wird, werden Teile der Klitoris und oft auch die Schamlippen entfernt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind etwa 150 Millionen Frauen davon betroffen.

Die Gründe sind vielseitig: So werden unbeschnittene Frauen oft als "unsauber" gesehen. "In den Augen anderer Frauen ist eine 45-jährige unbeschnittene Frau jünger als eine 15-jährige, die schon beschnitten ist", erklärt Evelyn Brenda, die in Kenia gegen Genitalverstümmelungen kämpft.

Besonders betroffen sind Mädchen zwischen vier und zwölf JahrenBild: picture alliance/dpa

"Ein Verbrechen"

Die Folge: Inkontinenz, starke Schmerzen und Komplikationen beim Geschlechtsverkehr und bei Geburten. "Genitalverstümmelung ist schlicht und einfach ein Verbrechen", so fasst es die UN-Sonderbotschafterin und Menschenrechtsaktivistin Waris Dirie zusammen. "Die Frauen leiden. Sie leiden wenn sie Kinder bekommen und wenn sie mit einem Mann schlafen."

Die gemeinnützige "Desert Flower Foundation" der Somalierin Dirie, die durch ihren gleichnamigen Roman und ihren Einsatz gegen Genitalverstümmelung weltweit bekannt wurde, unterstützt das Zentrum finanziell und übernimmt die Behandlungskosten für Patientinnen, die keine Krankenversicherung haben. "Im Prinzip kann jede Frau weltweit kommen", so Scherer. Der Arzt rechnet mit jährlich bis zu 100 Patientinnen, die sich der Operation unterziehen werden.

"Uralte Tradition"

Zwar gibt es bereits mehrere Ärzte, die rekonstruktive Operationen durchführen, doch sei die Berliner Klinik durch ihr "ganzheitliches Behandlungskonzept" einzigartig. So stünden neben den Ärzten auch Seelsorger und Psychologen zur Verfügung. Denn schließlich müssten sich Frauen auch gegen eine "uralte Tradition" - und oft auch ihre eigenen Familien wenden. Waris Dirie kündigte an, weitere Zentren, auch in Afrika zu eröffnen. "Damit wird Frauen etwas zurückgegeben. Denn all diese Frauen wissen gar nicht, wie es sich anfühlt, eine Frau zu sein."

Allerdings ist es je nach Tiefe der Beschneidung nicht immer möglich, Frauen tatsächlich ein völlig normales Sexualempfinden zurückzugeben. Deshalb will Senait Demisse auch zurück in ihr Heimatland und dort gegen die Verstümmelung kämpfen.

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