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Erste Opfer geborgen

7. Juni 2009

Bei der Suche nach der abgestürzten Air-France-Maschine hat die brasilianische Luftwaffe Leichen geborgen. Inzwischen ist klar: die Fluggesellschaft hat Wartungsempfehlungen des Herstellers ignoriert.

Flugzeug (Foto: AP)
Wo ist die Unglücksmaschine? Undatiertes ArchivbildBild: AP

Nach dem Absturz der Air-France-Maschine vor Brasilien sind inzwischen sechs Leichen aus dem Meer geborgen worden. Zwei Männer wurden am Samstag von einem Schiff entdeckt, teilte ein Sprecher der brasilianischen Luftwaffe mit. Der Fundort liegt demnach etwa 650 Kilometer nordöstlich der Inselgruppe Fernando de Noronha. Am Sonntag (07.06.2009) wurden vier weitere Tote geborgen. Zudem seien weitere im Meer treibende Körper gesichtet worden. Sie sollen so schnell wie möglich geborgen werden.

Hunderte persönliche Gegenstände der Passagiere seien gefunden worden. Über den Zustand der Leichen wollte der Sprecher keine Angaben machen. Das sei nicht im öffentlichen Interesse, sondern gehe lediglich die Angehörigen etwas an.

Die Leichen werden zur Identifizierung nach Fernando de Noronha gebracht. Wie der Sprecher weiter mitteilte, wurde auch ein Koffer mit einem Ticket für den Flug AF447 gefunden. Air France habe inzwischen bestätigt, dass die Nummer auf einen Passagier an Bord der Unglücksmaschine zutreffe. Der Airbus, der auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris war, verschwand in der Nacht zum vergangenen Montag rund 1.000 Kilometer vor der brasilianischen Küste. Dabei kamen 228 Menschen ums Leben, darunter 28 Deutsche.

Wartungsempfehlungen missachtet

Paul-Louis Arslanian: Findet man die Flugschreiber vielleicht nie ?Bild: picture-alliance / dpa

Über die Unglücksursache herrschte weiter Unklarheit. Eines steht mittlerweile allerdings fest: Air France hat bei der Maschine Wartungsempfehlungen des Herstellers ignoriert. An dem Flugzeug wurden entgegen einer Empfehlung von Airbus die Sensoren zur Ermittlung der Fluggeschwindigkeit nicht ausgetauscht. Mit diesen Instrumenten für den A330 - dem Modell des Unglücksflugzeugs - habe es Probleme gegeben, sagte Ermittlungsleiter Paul-Louis Arslanian am Samstag in Paris. Dies bedeute aber nicht, dass der Airbus deshalb nicht sicher gewesen sei. Air France hat am Freitag angekündigt, die betreffenden Sensoren an seiner Airbus-Flotte zu ersetzen.

Letzte Signale des abgestürzten Flugzeugs belegen laut der französischen Ermittlungsbehörde BEA, dass die Maschine ohne Autopilot flog. Arslanian zufolge ist allerdings unklar, ob der Autopilot bewusst ausgeschaltet wurde oder ob sich das Gerät wegen widersprüchlicher Computer-Informationen über die Fluggeschwindigkeit selbst abschaltete. Fest steht nach Angaben von Airbus inzwischen, dass sich widersprechende Anzeigen verschiedener Instrumente vorlagen.

Eine Herkules der brasilianischen Luftwaffe auf der SucheBild: AP

Die Absturzthese von der extremen Wetterlage wird hingegen immer unwahrscheinlicher. Das Unwetter auf der Flugstrecke sei für die Jahreszeit überhaupt nicht extrem gewesen, erklärte Météo France. Es deute wenig darauf hin, dass die Maschine in ein extremes Gewitter geraten sei, erklärte der Wetterdienst am Samstag in Paris.

Die Suche geht weiter

Nach wie vor wird auch ein Anschlag nicht ausgeschlossen. Die These sei angesichts der Datenlage aber "nicht sehr kohärent", sagte der BEA-Chef. Jetzt überprüft das BEA frühere Probleme von Maschinen des Typs Airbus A330 bei der Geschwindigkeitsmessung. Airbus ersetze und verbessere die Sonden, sagte Arslanian.

Aufklärung könnten nur eine Untersuchung der Trümmerteile und vor allem die Auswertung der beiden Flugschreiber bringen. Die Suche geht auch am fünften Tag nach dem Unglück weiter. Inzwischen sind 14 Flugzeuge in dem Gebiet 1200 Kilometer nordöstlich der brasilianischen Festlandküste beteiligt. Dort ist die See mehrere Kilometer tief. Ein französisches Forschungsschiff mit Tauchgeräten, die noch aus 6000 Metern Tiefe Teile bergen können, hält Kurs auf die vermutete Absturzstelle.

Aufklärung braucht Trümmer

Neue Hoffnung? Das farnzösische Mini-Uboot NautelatBild: AP

Frankreich hat auch ein Atom-U-Boot mit hoch entwickelten Sonargeräten in die Region entsandt, um bei der Suche nach der Black Box und versunkenen Wrackteilen zu helfen. Die US-Regierung stellte Frankreich zudem hochempfindliches Suchgerät zur Verfügung, das auf zwei Schiffen unterwegs ist.

Dennoch schloss Arslanian nicht aus, dass die Flugschreiber vielleicht nie gefunden werden. Die Peilsender könnten sich von den Flugschreibern gelöst haben, sagte er. Ohne diese kleinen Metallzylinder wären die Flugschreiber für immer verloren. Dasselbe gilt, wenn die Flugschreiber in eine der vielen schmalen unterseeischen Felsspalten gerutscht sind. Die Sender können rund einen Monat Signale geben; dann geht ihnen der Strom aus.(sam/mag/det/dpa/ap/rtr)

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