Spitzenposten
9. Juli 2009Der liberalkonservative Jerzy Buzek ist seit fünf Jahren Abgeordneter im Europaparlament. Er ist Mitglied im Ausschuss für Industrie, Forschung und Energie, agierte dort aber eher im Hintergrund. Buzek, der von 1997 bis 2001 polnischer Ministerpräsident war, gilt als Mann des Ausgleichs, das Gegenteil eines Machtpolitikers. Als einer von wenigen Regierungschefs Polens hielt er eine ganze Legislaturperiode durch. In seine Amtszeit fiel der polnische Beitritt zur NATO im März 1999. Buzeks Politik war immer auf eine rasche Hinführung Polens zur EU ausgerichtet. Dafür musste er allerdings zahlreiche innenpolitische Konflikte ausfechten, die ihn bei politischen Gegnern und Wählern unbeliebt machten.
Nach vier Jahren Reformkampf wurde seine Partei "Wahlaktion Solidarnosc" von den Wählern abgestraft. Heute gehört der 67-jährige Chemieprofessor wieder zu den populärsten Politikern Polens. Für die regierende liberalkonservative "Bürgerplattform" (PO) konnte er bei den Europawahlen einen Wahlrekord erzielen.
Wahl nur eine Formsache
Der langjährige Aktivist der polnischen Gewerkschafts- und Demokratiebewegung wird bei der Wahl zum EU-Parlamentspräsidenten von der gesamten politischen Klasse Polens, von Linken und Nationalkonservativen, unterstützt. Auch im EU-Parlament genießt er parteiübergreifend große Anerkennung. Fünf Jahre nach der EU-Osterweiterung wird Buzek der erste Präsident des EU-Parlaments, der aus einem der neuen Beitrittsländer stammt. Seine Wahl am Dienstag (14.07.2009) gilt als reine Formsache. Anfang 2012 soll der liberalkonservative Pole von einem Sozialdemokraten auf dem EU-Spitzenposten abgelöst werden.
Jerzy Karol Buzek kam 1940 in Smilowitz zur Welt, das damals noch zum deutschen Landkreis Teschen gehörte. Heute liegt der Ort auf tschechischem Staatsgebiet. Buzek gehört zur evangelischen Minderheit in Polen. Er ist verheiratet und Vater der in Polen bekannten Film- und Fernsehschauspielerin Agata Buzek.
Autor: Gero Rueter
Redaktion: Andreas Ziemons