Im Gummikostüm verkörperte Haruo Nakajima von 1954 bis 1972 das Seeungeheuer "Godzilla". Die Filmreihe gehörte einmal zu Japans bekanntesten Kulturexportartikeln und spiegelte das Atombomben-Trauma des Landes wider.
Bild: picture alliance/dpa/AP/J. Kurokawa
Anzeige
Der Schauspieler litt an einer Lungenentzündung, an der er am Montag (7.8.2017) gestorben sei, berichtete jetzt die japanische Agentur Kyodo unter Berufung auf ein Familienmitglied.
Der 1929 in der Präfektur Yamagata nördlich von Tokio geborene Haruo Nakajima begann seine Filmkarriere als Stuntmann in Samurai-Filmen. Mit 25 Jahren übernahm er die Rolle des strahlenspeienden, Dinosaurier-ähnlichen Ungeheuers, das ganze Städte zerstören konnte. Insgesamt 12 Mal verkörperte Haruo Nakajima die mutierte Riesenechse.
In einem Interview im Jahr 2014 erklärte der Schauspieler, er habe die eigentümlichen Bewegungen des Monsters durch Beobachtung von Zootieren einstudiert, vor allem von Bären und Elefanten. Sein Gummikostüm sei mit 100 Kilogramm so schwer gewesen, dass er kaum zehn Meter darin laufen konnte. Und er war stolz auf seine Darstellung: "Ich bin das Original, ich bin echt, mein Godzilla war der beste."
Godzilla versetzte Generationen von Kinogängern in Angst und SchreckenBild: picture alliance/dpa/Everett Collection
"Nicht nur irgendein Cowboy-Streifen"
In der Geschichte wird das Riesen-Ungeheuer durch einen Atomtest auf hoher See zum Leben erweckt. Der erste Godzilla-Film wurde nur neun Jahre nach der Zerstörung der Städte Hiroshima und Nagasaki durch Atombomben gedreht - und wenige Monate, nachdem japanische Fischer Strahlungen ausgesetzt waren, die von einem US-amerikanischen Atomtest auf dem Bikini-Insel freigesetzt wurden. So galt die Filmreihe als Japans Auseinandersetzung mit dem Atombomben-Trauma.
"Godzilla" sei damals auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges, als sich die USA und die Sowjetunion ein erbittertes Wettrennen um die Bombe mit der größten Zerstörungskraft lieferten, brandaktuell für die gesamte Gesellschaft gewesen, so Nakajima. Das sei nicht nur irgendein Cowboy-Streifen gewesen, stattdessen habe der Film universale menschliche Probleme angesprochen - gerade in Japan, das sich in den 50er und 60er Jahren langsam von den Leiden des Zweiten Weltkriegs erholte.
Godzilla als Kulturexportartikel
Jahrelang gehörten die Klassiker des legendären japanischen Studios "Toho" zu den bekanntesten Kulturexportartikeln des Landes. Allein in Japan sind im Lauf der Jahre 29 "Godzilla"-Filme produziert worden, zwei Remakes entstanden später in Hollywood-Studios. Der neueste Streifen, "Godzilla: Resurgence", kam 2016 in die japanischen Kinos.
Haruo Nakajima im Jahr 1966Bild: Reuters/Kyodo
Nakajima war in Japan sehr bekannt und bis ins hohe Alter immer wieder Ehrengast bei Festivals und Filmveranstaltungen. Im Oktober 2017 sollte er bei den Internationalen Filmfestspielen in Tokio auftreten. Jetzt wird er im Kreise seiner Familie und Freunde beigesetzt.
Faszination Godzilla: 60 Jahre Monstershow
Zum runden Geburtstag gratuliert Hollywood der Riesenechse mit einem neuen Remake. Ihrem Look und Gruselimage bleibt die japanische Horror-Echse treu, doch Godzilla scheint mit jeder Neuverfilmung zu wachsen...
Bild: picture-alliance/AP Photo
Godzilla ist ein gutes Monster
Die Karriere der japanischen Horror-Bestie begann vor über einem halben Jahrhundert. Regisseur Gareth Edward macht Godzilla mit Special Effects zum Retter der Welt, die inzwischen in ihrem nuklearen Müll versinkt. Der Film läuft am Donnerstag in den deutschen Kinos an.
Bild: picture-alliance/AP Photo
Der erste Film von 1954
Im ersten internationalen Kinofilm war Godzilla gerade einmal 50 Meter hoch. Aber es ist ja allgemein bekannt: Auf die Größe kommt es nicht an. Hauptsache das Monster speit Feuer, hat Krallen und verbreitet Panik unter den Menschen.
Bild: imago/EntertainmentPictures
Monster aus dem Meer
Vor 60 Jahren tauchte die Horrorechse das erste Mal aus der Tiefe des Meeres auf. Seitdem zerlegt sie mit Vorliebe Metropolen wie Tokio, New York oder San Francisco. In einem oft zentnerschweren Gummikostüm mussten die Schauspieler in den ersten Streifen durch die Kulisse spazieren.
Bild: imago/EntertainmentPictures
Godzilla zerstört New York
Der deutsche Regisseur Roland Emmerich lässt Godzilla durch New York stapfen. Doch sein Hollywoodstreifen von 1989 war eine Enttäuschung: Der Film kam bei den Fans nicht gut an - sie tauften die Monsterechse "GINO": Godzilla in Name only.
Bild: picture-alliance/dpa
Godzilla - prähistorisches Seeungeheuer
Im Kinoklassiker von 1954 wird das Monster durch Atombombentests aufgescheucht und versetzt Tokio in Angst und Schrecken - hauptsächlich mit seinem "atomaren Feueratem". Alles nur Fiktion, doch die Geschichte hat seit dem Reaktorunglück in Fukushima in Japan irgendwie auch eine erschreckende Realität.
Bild: picture-alliance/kpa
Godzilla auf dem Walk of Fame
Zu seinem 50. Geburtstag bekommt das japanische Kultmonster Godzilla einen Stern auf Hollywoods "Walk of Fame". Mit der Verleihung wird 2004 auch der Start des neuen Godzilla-Films "Final Wars" gefeiert.
Bild: picture-alliance/AP Photo
Final Wars
Gut gegen Böse, Mensch gegen Alien, Godzilla gegen andere Monster. Das ist zusammengefasst die Handlung von Final Wars, dem Streifen zum 50. Geburtstag. Eigentlich sollte das schon der letzte Fantasy-Spaß um die Riesenechse sein. Doch Godzilla kehrt zurück...
Bild: imago/EntertainmentPictures
Godzilla 2014 zu dick?
28 Kino-Godzillas gibt es schon. In diesem Jahr greift die Echse in 3D an und wird San Francisco in Schutt und Asche zerlegen - zahlreiche Kollateralschäden und einstürzende Hochhäuser garantiert. Kritik der Japaner: "Godzilla sei zu füllig". Naja, wenn es weiter nichts ist... . Als i-Tüpfelchen gibt es in Gareth Edwards Verfilmung eine Monster-Liebesszene. Romantik pur.