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KonflikteUkraine

Erster Raketen-und-Drohnen-Angriff auf Kyjiw seit August

13. November 2024

Die ukrainische Hauptstadt Kyjiw wird erstmals seit August wieder mit Raketen und Drohnen beschossen. Landesweit rufen die Behörden Luftalarm aus. NATO-Generalsekretär Rutte fordert mehr Unterstützung für die Ukraine.

Die ukrainische Luftabwehr bekämpft über Kyjiw russische Drohnen (Archivbild)
Russischer Drohnenangriff auf Kyjiw (Archivbild)Bild: Gleb Garanich/REUTERS

Es sei der erste kombinierte Angriff mit Raketen und Drohnen auf die Hauptstadt seit 73 Tagen gewesen, teilte der Chef der Militärverwaltung, Serhij Popko, mit. Mehrere Raketen und Drohnen seien abgeschossen worden. Zuvor hatten die Behörden in Kyjiw die Bevölkerung aufgerufen, Schutzräume aufzusuchen. Der russische Präsident Wladimir Putin starte gerade einen Raketenangriff auf Kyjiw, schrieb Präsidialamtschef Andrij Jermak auf Telegram. "Explosionen in der Stadt", warnte die Stadtverwaltung auf Telegram.

Östlich von Kyjiw wurden nach Behördenangaben im Landkreis Browary durch herabstürzende Raketentrümmer ein Mensch leicht verletzt und ein Gebäude infolge eines Brandes zerstört. Bei einem weiteren russischen Drohnenangriff in der südlichen ukrainischen Region Cherson wurde eine 52-jährige Frau getötet, wie die regionalen Behörden mitteilten.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurden zwei Marschflugkörper des Typs Ch-101 und zwei ballistische Raketen des Typs Iskander abgefangen. Landesweit seien zudem 37 von 90 Kampfdrohnen abgeschossen worden. Bei 47 weiteren ging die Ortung demnach verloren, was zumeist auf den Einsatz von elektronischen Abwehrmitteln zurückzuführen ist. Zwei weitere Drohnen sollen den ukrainischen Luftraum in Richtung Russland und Belarus verlassen haben.

Der jüngste Beschuss folgt auf eine Woche mit zahlreichen russischen Angriffen, darunter einem auf die Heimatstadt des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, bei dem eine 32-jährige Mutter und deren drei Kinder getötet wurden. Am Wochenende feuerten Russland und die Ukraine eine Rekordzahl an Drohnen auf das jeweils andere Land ab.

Ein schwer beschädigter Wohnblock in der ukrainischen Stadt Krywyj Rih (Aufnahme vom Montag)Bild: State Emergency Service of Ukraine/REUTERS

USA: Nordkoreanische Soldaten an Kämpfen beteiligt

Im russischen Grenzgebiet bei Kursk versuchen die Russen, die Ukrainer wieder aus ihrem Land zu drängen. Das US-Außenministerium bestätigte nun, dass die Russen in der umkämpften Region von Tausenden nordkoreanischen Soldaten unterstützt werden. Ein Ministeriumssprecher sagte, die russischen Streitkräfte hätten die Nordkoreaner ausgebildet, was für Einsätze an der Front von entscheidender Bedeutung sei. Der Erfolg Russlands auf dem Schlachtfeld mit diesen nordkoreanischen Truppen werde jedoch zu einem großen Teil davon abhängen, wie gut die Russen sie in ihr Militär integrieren könnten. Da gebe es unter anderem Sprachbarrieren zu überwinden.

Ukraine: Nordkoreaner an der Front?

03:31

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Der ukrainische Präsident hatte bereits vor einigen Tagen gesagt, dass einige der 11.000 nordkoreanischen Soldaten im russischen Grenzgebiet Kursk in Kämpfe mit der ukrainischen Armee verwickelt seien. Die Ukraine bindet durch den Vorstoß ihrer Truppen nach Angaben Selenskyjs rund 50.000 russische Soldaten im dortigen Frontgebiet. Diese könnten nicht an anderen Frontstellungen der Russen auf ukrainischem Gebiet eingesetzt werden. Die ukrainischen Truppen waren Anfang August überraschend mit einem Entlastungsangriff in die Oblast Kursk vorgestoßen.

Die Beteiligung Nordkoreas am Krieg Russlands gegen die Ukraine erfordert nach den Worten von US-Außenminister Antony Blinken eine "entschlossene Reaktion". Diese werde auch kommen, sagt er in Brüssel bei einem gemeinsamen Auftritt mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte in Brüssel; Nordkorea werde für die Beteiligung seiner Truppen am Kampfgeschehen "eine harte Antwort erhalten". Details nannte Blinken nicht.

US-Außenminister Antony Blinken (Archivbild)Bild: dts-Agentur/picture alliance

NATO mahnt zu mehr Hilfe

Der NATO-Generalsekretär rief die Verbündeten erneut auf, die Ukraine stärker zu unterstützen. "Wir müssen mehr tun, als nur die Ukraine im Kampf zu halten. Wir müssen die Kosten für Präsident Wladimir Putin und seine autoritären Freunde in die Höhe treiben, indem wir der Ukraine die Unterstützung zukommen lassen, die sie braucht, um den Verlauf des Konflikts zu ändern", betonte Rutte.

Die westlichen Partner müssten sich erneut verpflichten, den Kurs langfristig beizubehalten. Es sei wichtig, die Unterstützung fortzusetzen, während sich die Ukrainer auf den möglicherweise härtesten Winter seit 2022 vorbereiteten. Die Verteidigungsallianz und die EU fürchten, dass der künftige US-Präsident Donald Trump die milliardenschweren Militärhilfen seines Landes für die Ukraine kürzen und ein Abkommen mit Russland zu Ungunsten Kyjiws schließen wird.

NATO-Generalsekretär Mark Rutte (Archivbild)Bild: François WALSCHAERTS/AFP

Rotes Kreuz warnt

Vor dem Winter warnt das Deutsche Rote Kreuz (DRK) vor einem Kollaps der Energieversorgung in der Ukraine. "Die Infrastruktur ist extrem fragil geworden", sagte der Leiter der Internationalen Zusammenarbeit, Christof Johnen, in Berlin. Es sei die größte Sorge der Menschen, dass die Energie-Infrastruktur bei verstärkten russischen Angriffen nicht mehr mit Notreparaturen instandgesetzt werden könne. Ein Zusammenbruch hätte auch erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung, die von der Energie abhängig sei.

Das Ukrainische Rote Kreuz (URK) unterstützt mithilfe seiner internationalen Partner die Menschen vor Ort mit Stromgeneratoren und mobilen Heizkesseln, aber auch mit Bargeld. Diese Bargeldauszahlungen seien besonders vor dem Winter wichtig, weil die Menschen jetzt ihr Holz zum Heizen kauften, sagte die Leiterin der Task Force Ukraine, Isabelle Asfahani. Der Winter werde vor allem für Menschen in den ländlichen Gebieten "sehr kalt und hart". Rund 40 Prozent der ukrainischen Bevölkerung sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.

kle/jj (afp, dpa, rtr, epd)

Anmerkung der Redaktion: Wir haben die Schreibweise der ukrainischen Hauptstadt umgestellt auf „Kyjiw“ (statt wie bisher „Kiew“). Damit transkribieren wir den Namen korrekt aus der ukrainischen Sprache - so, wie wir auch bei allen anderen ukrainischen Ortsnamen verfahren.

Redaktionsschluss: 16.30 Uhr (MEZ) - dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert.

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