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Gesellschaft

Erster Schlagabtausch im Weinstein-Prozess

22. Januar 2020

Harvey Weinstein ist zum Symbol des Sexualtäters geworden. Doch nun müssen die Vorwürfe im Prozess gegen ihn bewiesen werden. Die Eröffnungsplädoyers von Anklage und Verteidigung zeigen die Strategien beider Seiten.

New York Harvey Weinstein Prozess
Der ehemalige Fimproduzent Harvey Weinstein betrat das Gericht ohne seine GehhilfeBild: Imago/UPI Photo

In dem Vergewaltigungsprozess in New York gegen den ehemaligen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein geht es vor allem um zwei Frauen: Eine von ihnen soll der heute 67-Jährige im Jahr 2006 zum Oral-Sex gezwungen, die andere 2013 vergewaltigt haben. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft. Insgesamt hatten mehr als 80 Frauen Weinstein in den vergangenen Jahren sexuelle Übergriffe vorgeworfen und damit die weltweite MeToo-Bewegung ausgelöst. Viele der mutmaßlichen Taten fanden jedoch nicht in New York statt oder sind zu lange her, um verhandelt zu werden. Der Prozess soll etwa zwei Monate dauern. Weinstein hatte immer wieder gesagt, die sexuellen Kontakte seien einvernehmlich erfolgt.

Anklage geht ins Detail

Staatsanwältin Meghan Hast ging in ihrem Plädoyer bei der Beschreibung der mutmaßlichen Taten ins Detail. Sie beschrieb, wie Weinstein die Schauspielerin Annabella Sciorra vergewaltigt haben soll. Außerdem schilderte Hast, wie Weinstein sich mit seinen etwa 135 Kilo Körpergewicht auf die zierliche Produktionsassistentin Mimi Haleyi "gestürzt" haben soll, obwohl diese "Ich bin nicht interessiert" und "Nein" gesagt habe. "Nichts hat geholfen", sagte Hast.

Anklägerin Meghan Hast beschrieb die mutmaßlichen Taten detailreichBild: Reuters/L. Jackson

Schließlich beschrieb die Anklägerin auch den Fall von Schauspielerin Jessica Mann und wie Weinstein gegen ihren Willen Oralverkehr an ihr ausgeübt und auch sie vergewaltigt haben soll. Er habe mit dem Versprechen von großen Rollen in seinen Filmen versucht, sie gefügig zu machen.

Verteidigung zeigt Widersprüche auf

Die Verteidigung Weinsteins warf den mutmaßlichen Opfern widersprüchliche Aussagen vor. Es gebe Beweise von diesen Zeugen selbst, die zeigten, dass ihre Vorwürfe nicht wahr seien, sagte Weinstein-Anwalt Damon Cheronis bei seinem Eröffnungsplädoyer. Dabei nahm er direkt Bezug auf das Plädoyer der Anklage. "Alles, was Frau Hast ihnen gerade erzählt hat, sind keine Beweise. Sie war nicht dabei", sagte Cheronis. Der Verteidiger zeigte eine Reihe von Botschaften von Zeugen der Anklage, die diese nach den mutmaßlichen Taten an Weinstein geschickt haben sollen.

Weinstein-Anwalt Damon Cheronis (rechts) nahm in seinem Plädoyer direkt Bezug auf die AnklageBild: Reuters/J. Rosenberg

So bedauerte Produktionsassistentin Haleyi nach Darstellung der Anwälte in einer E-Mail an Weinstein, dass sie sich so lange nicht gesehen hätten. Die Nachricht ist demnach mit "Peace & Love" ("Frieden und Liebe") unterschrieben. Über die Schauspielerin Jessica Mann sagte Cheronis, sie habe Weinstein nach der mutmaßlichen Vergewaltigung geschrieben: "Ich liebe dich, das tue ich immer".

Richter fordert Neutralität

In dem Prozess waren in den ersten Wochen zwölf Geschworene und drei Ersatzjuroren aus einem Pool von ursprünglich mehr als 600 Personen ausgewählt worden. Richter James Burke redete den Kandidaten ins Gewissen: "Dieser Prozess ist kein Referendum über die MeToo-Bewegung."

Die Anschuldigungen Dutzender Frauen gegen Weinstein hatten 2017 die globale Bewegung ausgelöst. Überall auf der Welt erkannten Frauen und auch einige Männer ihre eigenen Geschichten in denen der mutmaßlichen Weinstein-Opfer wieder und begannen, sie unter dem Schlagwort "Me too" ("Ich auch") zu sammeln. Ihr Einfluss reichte in viele Gesellschaften und stieß auch in Deutschland Diskussionen über sexualisierte Gewalt und männlichen Machtmissbrauch an.

nob/ww (dpa, afp)

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