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Politik

Erstes bundesweites Hilfetelefon für Männer

22. April 2020

Das Zuhause soll Schutz bieten und ein sicherer Ort sein. Doch in Zeiten der Corona-Krise könnten häusliche Gewalt und Missbrauch ansteigen, warnen Experten eindringlich. Kinder, Frauen, Männer - sie könnten alle leiden.

Symbolfoto häusliche Gewalt
Bild: picture-alliance/F. May

In den meisten Fällen richtet sich häusliche Gewalt gegen Frauen und Kinder. Dort wird die Dunkelziffer von Experten generell als hoch eingeschätzt. Doch auch Männer können häusliche Gewalt und Missbrauch erleiden. Nordrhein-Westfalen und Bayern haben für von Gewalt betroffene Männer ein deutschlandweit bislang einmaliges Hilfetelefon eingerichtet. Wie die beiden zuständigen Landesministerien mitteilten, können sich unter der kostenfreien Rufnummer (0800) 1239900 ab sofort Männer melden, die beispielsweise von häuslicher und sexualisierter Gewalt bis hin zu Stalking oder Zwangsheirat betroffen sind.

Nordrhein-Westfalens Kommunal- und Gleichstellungsministerium und das bayerische Familien- und Sozialministerium erklärten, genauso wie die Länder gemeinsam Gewalt gegen Frauen bekämpften, solle das Hilfetelefon den Anstoß für die Bekämpfung von Gewalt gegen Männer geben. Mit einer intensivierten länderübergreifenden Zusammenarbeit könnten solche tabuisierten Themen konsequent in der Gesellschaft platziert werden, so die Ministerien in Düsseldorf und München.

Die Ministerinnen verwiesen auf Zahlen des Bundeskriminalamtes, wonach 2018 der Anteil männlicher Opfer im Bereich Partnerschaftsgewalt leicht auf 18,7 Prozent (2017: 17,9 Prozent) angestiegen war. Neben dem "Hilfetelefon Gewalt an Männern" gibt es zusätzlich unter www.maennerhilfetelefon.de auch ein digitales Beratungsangebot für Betroffene.

Ein Trend sei feststellbar

Erste Daten lassen erahnen, wovor Experten seit Wochen eindringlich warnen: Beim deutschlandweiten Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" hat die Nachfrage nach Beratung zu häuslicher Gewalt zugenommen. In der vergangenen Woche haben Mitarbeitende dort eine Steigerung von knapp 20 Prozent verzeichnet, sagte eine Sprecherin von Familienministerin Franziska Giffey (SPD). Noch bis Anfang April sei die Entwicklung der Beratungskontakte vergleichbar zum Vorjahr 2019 verlaufen - also ohne Auffälligkeiten.

Die gestiegene Nachfrage hatte Familienministerin Giffey bereits Anfang der Woche in Zusammenhang mit der Corona-Krise gestellt. Im Zusammenhang mit Ausgangsbeschränkungen, Schulschließungen, Kurzarbeit oder Home-Office-Regelungen stünden Familien auf engem Raum unter besonderem Stress. Zudem entfalle soziale Kontrolle durch Schulen, Kitas sowie Freunde und Bekannte.

Kontrolle durch Schulen, Ämter und Kinderärzte

Berichte von Behörden und Hilfseinrichtungen aus den Bundesländern geben bisher keine Hinweise auf einen deutlichen Anstieg der Gewalt innerhalb der Familien - allerdings sind sie fast immer verbunden mit dem Hinweis, dass Fälle später oder auch gar nicht angezeigt würden.

Nach Angaben des Kinderschutzbunds sind die Meldungen bei Jugendämtern wegen Kindeswohlgefährdung zuletzt deutlich gesunken - was aber nicht bedeutet, dass weniger passiert. "Vor dem Shutdown kamen etwa 60 Prozent dieser Meldungen von Schulen, Kitas und aus Kinderarztpraxen", sagte der Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, Heinz Hilgers.

sam/ml (kna/afp/dpa)

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