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Erstes Urteil wegen Dieselgate

Rolf Wenkel
25. August 2017

Am Freitag wird die US-Justiz erstmals einen VW-Mitarbeiter für seine Rolle in der Dieselgate-Affäre verurteilen. Doch der ist weder Urheber noch Anstifter, wissen die Strafverfolger. Sie haben größere Kaliber im Visier.

VW Volkswagen Abgas Skandal
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Die Anfänge der Aufsehen erregenden Dieselaffäre des Volkswagen-Konzerns rücken an diesem Freitag wieder einmal in den Fokus. Ein Bezirksrichter in der Autostadt Detroit wird das Strafmaß für den 63-jährigen Ex-Volkswagen-Ingenieur James Robert Liang verkünden

Zusammen mit seinen Kollegen installierte James Liang die Betrugssoftware in US-Dieselautos. Die Staatsanwaltschaft hatte drei Jahre Haft und eine Geldstrafe von 20.000 Dollar gefordert. Robert Liang, 62, seit 33 Jahren bei VW beschäftigt, hatte sich bereits im September 2016 offiziell schuldig bekannt, über zehn Jahre am Einsatz jener Software beteiligt gewesen zu sein, die Volkswagen bislang einen Schaden von rund 20 Milliarden Dollar eingebracht hat. Liangs Verteidiger dagegen fordern eine Bewährungsstrafe, von der er ein Jahr lang im Hausarrest verbringen könnte. Es ist das erste Urteil, das gegen einen VW-Manager gesprochen wird.

Für Moral nicht zuständig

"James Liang war Pragmatiker", heißt es in einem Dokument der Staatsanwaltschaft, aus dem das Handelsblatt zitiert. "Als Ingenieur war er dafür zuständig, praktische Lösungen für Probleme zu finden. Ob das moralisch richtig war, darum würden sich andere kümmern. Er verzichtete darauf, "zu widersprechen, zum Whistleblower zu werden oder zu kündigen."

Zwar sehe Liang sein Fehlverhalten nun ein, aber das Urteil des Gerichts müsse dennoch streng genug sein, um ihn für seine Rolle in dem atemberaubenden Betrugsfall zu bestrafen und ihn für seine Vergehen zur Rechenschaft zu ziehen", argumentiert die Staatsanwaltschaft. Sie will ein Exempel für andere Manager statuieren.

Liang ist deutscher Staatsbürger, lebt jedoch seit 2008 in den USA. VW hatte eingeräumt, dass die Autos nur auf dem Rollenprüfstand die Abgaswerte einhalten, im normalen Fahrbetrieb jedoch 40 mal mehr Abgase ausstoßen als erlaubt. Liang war an dieser Strategie maßgeblich beteiligt.

"Ross und Reiter nennen"

Weil sein Geständnis mit der Bereitschaft verbunden ist, an der Aufklärung des Falls mitzuwirken und Mitwisser zu nennen, darf der Ingenieur mit Strafrabatt rechnen. Eine Perspektive, die nicht nur in Wolfsburg vermutlich immer noch für Panik sorgt. Die Frage ist nur: Wie weit reicht die Schar der Mitwisser in der VW-Hierarchie? Kann man den strafrechtlich relevanten Nachweis führen, dass Top-Manager aus dem Vorstand, darunter der ehemalige VW-Boss Martin Winterkorn, früh von den Betrugsmanövern in den USA wussten?

Auch die Beteiligung des Stuttgarter Autozulieferers Bosch, der die Computer-Technik beigesteuert hat, die in rund 600.000 VW-Dieselmodellen die Abgasbilanz zu verschleiern und die strengen Umweltgesetze in Amerika zu umgehen half, könnte durch Liang zum Gegenstand eines Gerichtsverfahrens werden.

Mit Liang haben die US-Ermittler ein "echtes Pfund in der Hand", schrieben Blogger der Automobil-Szene seinerzeit. Um sein Strafmaß zu verringern, müsse der Ex-Ingenieur "Ross und Reiter nennen". Ob das auch für den Autozulieferer Bosch gilt, ist noch offen. US-Anwälte sehen in dem Stuttgarter Konzern den wichtigsten Komplizen Volkswagens in der Abgas-Affäre. Sie wollen das Traditionsunternehmen aus Gerlingen - analog zu VW - zu einem milliardenschweren außergerichtlichen Vergleich bewegen, der bei weitem über den 750 Millionen Euro liegen soll, die Bosch vorsichtshalber bereits zurückgelegt hat.

 

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