Eine Frau als Staatspräsidentin in Estland
3. Oktober 2016Die 46-jährige Kersti Kaljulaid (Artikelbild) war die einzig verbliebene Kandidatin für die Besetzung des Präsidentenamtes. 81 der 98 abstimmenden Abgeordneten hatten sich in der Sondersitzung für Kaljulaid ausgesprochen, die damit klar die notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit in der Volksvertretung Riigikogu erreichte.
Kompromisskandidatin in letzter Minute
Vielen Esten ist die 46-Jährige kaum bekannt. Bisher arbeitet die studierte Biologin und Wirtschaftswissenschaftlerin als estnische Vertreterin beim Europäischen Rechnungshof. Als parteilose Kompromisskandidatin wurde sie in letzter Minute nominiert, nachdem die Präsidentenwahl wiederholt gescheitert war.
Die sechs Parlamentsparteien hatten sich zuvor nicht auf einen Bewerber einigen können. Auch ein speziell einberufenes Wahlgremium konnte keinen Konsens erzielen.
Neue Staatspräsidentin will auf Missstände hinweisen
Kaljulaid wird das erste weibliche Staatsoberhaupt in Estland seit der 1991 wiedererlangten Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Sie löst den bisherigen Präsidenten Toomas Hendrik Ilves (62) ab, der nach zwei fünfjährigen Amtszeiten nicht mehr kandidieren durfte und dessen Amtszeit am 9. Oktober endet.
Das Staatsoberhaupt des baltischen NATO-Landes hat vorwiegend repräsentative Aufgaben. Vor ihrer Wahl kündigte die sich selbst als modern konservativ beschreibende Kaljulaid an, eine empathische Präsidentin sein zu wollen, die auf Missstände in Estland hinweise.
cw/uh (dpa, rtre, ape, afpe)