Erstmals mehr als 50.000 Neuinfektionen
11. November 2021Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) unter Berufung auf Daten der Gesundheitsämter mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 50.196 neue Infektionen mit dem Coronavirus registriert. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz erreichte mit 249,1 einen neuen Höchstwert. Das RKI meldete zudem 235 neue Todesfälle.
Angesichts der sich zuspitzenden Corona-Lage rät der Deutsche Ethikrat, eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen zu prüfen. "Der Rat empfiehlt angesichts der gegenwärtigen pandemischen Situation nun ohne Gegenstimme bei drei Enthaltungen eine ernsthafte und rasche Prüfung einer berufsbezogenen Impfpflicht in Bereichen, in denen besonders vulnerable Menschen versorgt werden", teilte das Gremium, das die Bundesregierung berät, mit.
Stimmung hat sich dramatisch gedreht
Bislang lehnen sowohl die scheidende Regierungskoalition als auch die mögliche Ampelkoalition eine berufsbezogene Impfflicht ab. In der Bevölkerung ist dagegen ein Stimmungswechsel zu erkennen. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprach sich eine große Mehrheit der Befragten für eine solche Impfflicht aus: 44 Prozent würden es begrüßen, alle Menschen in Deutschland zur Immunisierung gegen das gefährliche Virus zu verpflichten. Weitere 24 Prozent wollen die Pflicht auf einzelne Berufsgruppen wie Pflegekräfte oder Krankenhauspersonal beschränken. Nur 27 Prozent sind generell gegen eine Impfpflicht.
Damit hat sich die Stimmung seit Beginn der Corona-Impfungen in Deutschland vor knapp einem Jahr gedreht. Wenige Tage nach der ersten Impfung am 26. Dezember vergangenen Jahres hatten sich in einer YouGov-Umfrage noch 56 Prozent gegen eine allgemeine Impfpflicht und 33 Prozent dafür ausgesprochen. Die Haltung zu Impfungen für bestimmte Personengruppen wurde damals allerdings nicht abgefragt.
Politik unter Zugzwang
Immer neue Rekorde bei den Corona-Infektionen und tausendfach schwere Verläufe setzen die Politik unter Zugzwang. Mitten in ihren Koalitionsverhandlungen wollen SPD, Grüne und FDP mit einer Änderung des Infektionsschutzgesetzes den Corona-Kurs in Deutschland neu bestimmen.
Der Bundestag debattiert an diesem Donnerstag über die entsprechenden Pläne. Nach wochenlanger öffentlicher Zurückhaltung will dabei auch der amtierende Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz sprechen. Scholz und den Ampelpartnern waren von führenden Unions-Politikern unzureichende Reaktionen auf die sich immer weiter zuspitzende Corona-Lage vorgeworfen worden.
FDP-Fraktionsgeschäftsführer Marco Buschmann hielt dagegen. "Wir verankern in dem neuen Paket Maßnahmen, die bislang noch gar nicht vorgesehen waren" sagte er der "Augsburger Allgemeinen". Die voraussichtlichen Ampel-Partner wollen unter anderem die epidemische Lage von nationaler Tragweite am 25. November auslaufen lassen - gegen den Willen der noch amtierenden Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und unter anderem von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Außerdem wollen sie die 3G-Regelung am Arbeitsplatz und Testpflichten für Alten- und Pflegeheime einführen und wieder kostenlose Bürgertests ermöglichen.
bri/sti (dpa, afp, epd)