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Politik

Es bleibt dunkel in Venezuela

9. März 2019

In Venezuela haben weite Teile des Landes immer noch keine Elektrizität. Vor allem in Krankenhäusern ist die Lage dramatisch. Opposition und Regierung bedrohen sich derweil gegenseitig. Venezuela wird zum Pulverfass.

Venezuela Stromausfall | Krankenhaus
Besonders hart trifft der Stromausfall Krankenhäuser wie dieses in Venezuelas Hauptstadt CaracasBild: Getty Images/AFP/M. Delacroix

Wie die Zeitung "El Nacional" berichtete, konnten viele Krankenhäuser im Zuge des seit Donnerstagnachmittag (Ortszeit) herrschenden Blackouts Patienten nicht versorgen. Augenzeugenberichten zufolge spielten sich in mehreren Kliniken chaotische Szenen ab, als Menschen versuchten, ihre kranken Angehörigen im Dunkeln zu Krankenhäusern mit besserer Notfallstromversorgung zu transportieren.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP starb in der Universitätsklinik von Caracas eine Patientin, nachdem ihr Beatmungsgerät ausgefallen war. "Die Ärzte haben versucht, ihr mit manuellem Pumpen zu helfen. Sie haben alles getan, was sie konnten, aber was kann man ohne Elektrizität tun?", zitierte AFP einen Angehörigen.

Im größten Leichenschauhaus in Caracas versagten die Kühlanlagen. "Wir können keine weiteren Leichen annehmen", sagte ein Angestellter.

In Caracas und anderen Städten bleiben auch am zweiten Tag des Stromausfalls viele Straßen schlecht beleuchtetBild: Reuters/M. Quintero

Die Ärzteorganisation "Médicos por la Salud" erklärte laut "El Nacional", dass zwischen November 2018 und Februar in Folge von Stromausfällen bereits 79 Menschen in den Hospitälern sterben mussten. Die Regierung widersprach: Die Kliniken seien mit Generatoren versorgt worden, sagte Informationsminister Jorge Rodríguez.

Krieg der Worte

Örtlichen Medienberichten zufolge war der Strom zunächst in 22 der insgesamt 23 Bundesstaaten des krisengeschüttelten Landes ausgefallen. In Caracas fielen unter anderem die Metro und zahlreiche Ampeln aus. Am Freitagnachmittag hatten einige Teile der Hauptstadt sowie der Bundesstaaten Miranda und Vargas, wo sich unter anderem der internationale Flughafen und der wichtigste Hafen des Landes befinden, vorübergehend wieder Elektrizität. Die Versorgung dauerte aber nur wenige Stunden an. Nach Informationen lokaler Medien soll es in einem Kraftwerk im Bundesstaat Bolivar einen Explosion gegeben haben. Die Behörden äußerten sich dazu bislang nicht. Auch das Telekommunikationsnetz soll von den Ausfällen betroffen sein, berichtet eine Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Europa, die die Internetzensur in Venezuela überwacht.

Die genaue Ursache für den Stromausfall ist noch unbekannt. Während ihn die Opposition auf fehlende Investitionen in das marode Stromnetz und Missmanagement der Regierung zurückführte, warf Staatspräsident Nicolás Maduro den USA vor, einen" Stromkrieg" mit Venezuela zu führen.

Informationsminister Rodríguez machte am Freitag einen "Cyberangriff" auf das Kontrollsystem des Wasserkraftwerks Guri, das 80 Prozent des Stroms für das Land produziert, für den Kollaps verantwortlich. Er kündigte an, einer Delegation von UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet bei deren Besuch in wenigen Tagen "Beweise" für die Verantwortung der USA an dem gigantischen Stromausfall vorzulegen.

Schlangestehen für Medikamente: Venezolaner am Freitag vor einer Apotheke in CaracasBild: Reuters/C. Garcia Rawlins

Massenkundgebungen am Wochenende

Oppositionsführer Guaidó hat seine Anhänger erneut zu landesweiten Protesten gegen das Maduro-Regime aufgerufen. Seine Unterstützer sollten "mit so viel Kraft wie noch nie" auf die Straßen gehen. Bei einer Kundgebung in Caracas sagte er, dass dem Land harte Zeiten stehen bevor stünden. Guaidó wandte sich mit einem Lautsprecher an die Menge, da die Sicherheitskräfte zuvor eine von der Opposition errichtete Lautsprecherbühne abgebaut hatten.

Guaidó kündigte auch eine Reise durch das Land an, um für mehr Unterstützung zu werben und verschärfte den Ton. So versicherte Guaidó, er werde notfalls auf eine Intervention aus dem Ausland setzen, "wenn die Zeit gekommen ist". Unter Berufung auf die Verfassung erklärte er, diese erlaube einen venezolanischen Militäreinsatz im Ausland, "oder von Ausländern im Land". "Alle Optionen liegen auf dem Tisch", rief der Oppositionsführer in Anspielung auf ein Zitat von US-Präsident Donald Trump, der einen US-Militäreinsatz in Venezuela wiederholt nicht ausgeschlossen hatte.

"Bolivarische Revolution"

Aber auch der sozialistische Staatspräsident will seine Anhänger mobilisieren und kündigte Manifestationen zur Unterstützung der "Bolivarischen Revolution" an.

Trump und Bolsonaro beraten über "Wiederherstellung der Demokratie"

Washington sieht die Verantwortung für den beispiellosen Stromausfall hingegen bei Präsident Maduro. Der Vorfall sei auf "Jahre der Korruption, fehlende Investitionen und Wartung unter Maduro" zurückzuführen, schrieb US-Sicherheitsberater John Bolton auf Twitter.

Unterdessen kündigte die Presseabteilung des Weißen Hauses an, US-Präsident Donald Trump werde Brasiliens rechtspopulistischen Präsidenten Jair Bolsonaro am 19. März in Washington empfangen. Dabei solle es auch um die "Wiederherstellung der Demokratie in Venezuela" gehen.

In Venezuela tobt seit Wochen ein erbitterter Machtkampf zwischen Maduro und Guaidó, der Maduro aus dem Amt drängen und Neuwahlen organisieren will. Inzwischen haben ihn mehr als 50 Länder als legitimen Interimsstaatschef anerkannt, darunter auch Deutschland.

hk/rb/cgn/stu (dpa, afp, epd)

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