Es gibt 8,3 Milliarden Tonnen Plastik auf der Welt
Harald Franzen
20. Juli 2017
Eine Studie in der neuen Ausgabe von Science Advances schätzt die Gesamtmenge des Plastiks, das jemals weltweit produziert wurde, auf 8300 Million Tonnen.
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Die industrielle Produktion von Plastik im großen Stil begann in den 1950er Jahren und ist seitdem immer schneller gewachsen. Vor zwei Jahren lag die bis dato weltweit produzierte Menge bei 8.300 Millionen Tonnen. Davon sind nach Berechnungen der Wissenschaftler noch rund 30 Prozent in Gebrauch, in Haushalten, Autos und Fabriken.
Weitere zehn Prozent der globalen Kunststoffproduktion wurden bisher verbrannt und 60 Prozent landeten auf Mülldeponien oder in der Umwelt.
Aber was soll man sich eigentlich unter 8300 Millionen Tonnen Plastik vorstellen? Einen unglaublich großen Berg, der 18.400 mal so viel wiegt wie das Burj Khalifa in Dubai, das höchste Gebäude der Welt. Oder auf Deutsch: 320.000 mal so viel wie der Berliner Fernsehturm.
Immer noch schwierig vorzustellen? Es wäre auch in etwa vergleichbar mit dem Gewicht von 56.000 der riesigen US Flugzeugträgern der Nimitz-Klasse oder 55 Millionen (ja: Millionen!) Jumbo.Jets.
Wunderschöne Skulpturen aus Müll
Ein Kunstprojekt in Oregon nutzt Plastikmüll, der an der Küste angeschwemmt wird um wunderschöne Skulpturen zu schaffen und das Bewusstsein für die Verschmutzung der Meere zu schärfen.
Bild: Washed Ashore
Künstlerische Aktivisten
Einen riesigen Papageienfisch aus zahllosen bunten Einzelteilen sieht man nicht alle Tage. Und dabei ist er nur eine von vielen wunderschönen Skulpturen von Meeresbewohnern, die Washed Ashore geschaffen hat. Aber bei dem Projekt im US-Bundesstaat Oregon geht es um mehr als Kunst.
Bild: Washed Ashore
Mehr als die Summe seiner Teile
Beim genaueren Hinsehen entdeckt man, dass die überlebensgroßen Skulpturen aus einer wilden Mischung von Plastikgegenständen bestehen: Spielzeug, Zahnbürsten, Flaschen, Reifen, Sandalen, Körbe. Was sie gemeinsam haben ist ihr Ursprung: Sie sind alle an der Küste von Oregon angespült worden.
Bild: Washed Ashore
Ordnung schaffen
Bevor der Plastikmüll in Kunst verwandelt werden kann müssen die Materialien eingesammelt, gesäubert und nach Farben sortiert werden. In den vergangenen fünf Jahren haben Freiwillige bei Washed Ashore auf diese Art etwa 17 Tonnen Müll verarbeitet.
Bild: Washed Ashore
Hauptkünstlerin eines Gemeinschaftsprojekts
Angela Haseltine Pozzi, die Gründerin und Hauptkünstlerin von Washed Ashore (hier links im Bild) entwirft die Konzepte für die Skulpturen und formt die schwierigeren Teile wie die Gesichter der Tiere.
Bild: Washed Ashore
Kunstunterricht
Freiwillige jeden Alters sind ebenfalls Teil des kreativen Schaffens, denn sie schaffen ebenfalls Teile der Skulpturen. Durch diese Tätigkeit beginnen viele über ihren eigenen verschwenderischen Lebensstil nachzudenken und über Wege nachzudenken, um weniger Müll zu produzieren.
Bild: Washed Ashore
Bewusstsein schaffen
Die fertigen Kunstwerke gehen auf Tour durch die USA, um auf das Problem von Plastikmüll in unseren Meeren und der Zerstörung von Meeresökosystemen aufmerksam zu machen. Zurzeit sind drei verschiedene Ausstellungen mit jeweils etwa 15 Skulpturen auf Tournee.
Bild: Washed Ashore
Großen Eindruck machen
“Der Gedanke ist, dass man die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich ziehen muss und niemand kann einem riesigen Plastiktier widerstehen!” sagt Haseltine Pozzi. Die meisten Skulpturen sind zwischen 3,5 und 4,5 Metern lang und fast drei Meter hoch. Der momentane Spitzenreiter ist eine Vogelskulptur mit einer Spannweite von sieben Metern.
Bild: Washed Ashore
Nachmachen erwünscht
Haseltine Pozzi hofft, dass Menschen in anderen Ländern ihre eigenen Versionen von Washed Ashore schaffen werden. "Ich habe mir das immer als eine ansteckende Kunstausstellung gedacht. Sie inspiriert andere Menschen dazu etwas sehr ähnliches machen zu wollen. So bekommen wir mehr Müll von den Stränden und mehr weltweite Aufmerksamkeit für das Problem. Das ist letztendlich unser Ziel.”
Bild: Washed Ashore
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Kampf gegen die Plastikflut
Millionen Tonnen Plastikmüll schwimmen in den Ozeanen und gefährden Fische und andere Meerestiere. Am World Oceans Day legt die DW den Fokus auf Folgen der Verschmutzung durch Plastik - und auf Wege, diese zu bekämpfen.
Bild: picture-alliance/dpa/M.Nelson
Mehr Müll als Fische?
Nicht weniger als acht Millionen Tonnen Plastikmüll landen jedes Jahr in den Weltmeeren. Wird nichts unternommen, könnte bis 2050 mehr Plastik in den Meeren schwimmen als Fische. Ein Großteil des Mülls sammelt sich in mehreren großen Strudeln weit draußen im Meer. Strände, wie auf den Midwayinseln im Pazifischen Ozean, sind ebenfalls betroffen.
Bild: picture-alliance/dpa/R.Olenick
Dem Plastik verfallen
Plastik zerfällt mit der Zeit in kleine Partikel, die Meerestiere oft mit Nahrung verwechseln. Laut einer Studie der Universität Uppsala führt als Nahrung aufgenommenes Plastik bei Fischen zu gehemmtem Wachstum und einer erhöhten Sterberate. Fische scheinen Plastik sogar ihrer gewöhnlichen Nahrung vorzuziehen. Plastik in Fisch könnte auch ein Gesundheitsrisiko für den Menschen darstellen.
Bild: picture-alliance/dpa/R.Olenick
Essbare Alternativen
Die Ocean Conservancy schätzt, dass bereits mehr als 690 Arten von Meerestieren vom Plastikmüll betroffen sind. In dem Bestreben den Müll zu reduzieren, haben einige Unternehmen Alternativen entwickelt. So etwa die Delray Beach Brauerei in Florida: Essbare Träger für Sixpacks aus Reststoffen wie Weizen und Gerste sollen die alten Plastik-Träger ersetzen. Geplant ist die Produktion für Oktober.
Bild: picture-alliance/dpa/J. McDonald
Biologisch abbaubare Verpackungen
Einweg-Plastiktüten machen einen Großteil des Mülls in den Meeren aus. Ein polnischer Betrieb begegnet diesem Problem mit einer biologisch abbaubaren Alternative: Statt Plastik wird einfach Weizen-Kleie genutzt. Dem Erfinder Jerzy Wysocki zufolge kann die Biotrem-Verpackung in Ofen und Gefrierfach verwendet werden und soll sich in 30 Tagen zersetzen - und essbar ist sie auch noch.
Bild: picture-alliance/dpa/A. Reszko
Ist Bambus die Rettung?
Der schnell wachsende Bambus ist eine weitere Alternative zu Plastik und kann für die Produktion von Duschvorhängen, Zahnbürsten und sogar Computer-Zubehör genutzt werden. Das Unternehmen Tonggu Jiangqiao aus der Bambus- und Holzindustrie, im Bild oben, begann im Jahr 2008 mit der Massenproduktion von Tastaturen, Mäusen und Monitorgehäusen.
Bild: picture-alliance/dpa/Z.Haibin
Schöpfkelle für den Ozean
Alternativen mögen helfen, den Müll zu reduzieren, doch Millionen Tonnen von Plastik treiben weiterhin für Jahrhunderte in den Weltmeeren. Das niederländische Projekt Ocean Cleanup will mit einem 100-Kilometer langen, schwimmenden Dammsystem das Plastik in den Meeren auffangen, ohne Fische oder andere Meerestiere zu gefährden. Die Anwendung im Pazifischen Ozean soll bis 2020 realisiert werden.
Bild: picture-alliance/dpa/E.Zwart
Mode aus Müll
Ein Teil des Plastiks könnte recycled und in anderer Form wiederverwendet werden, beispielsweise für Blumentöpfe, als Dämmmaterial oder – im Fall der spanischen Firma Ecoalf – für Kleidung. Das Modelabel aus Madrid nutzt Plastikmüll, der von Fischerbooten im Mittelmeer gesammelt wird und macht daraus Polyesterfasern – die wiederum zu Jacken, Rucksäcken oder anderen Modeartikeln verarbeitet werden.
Bild: AFP/Getty Images/P. Armestre
Reduce, Reuse, Recycle
Plastikmüll kann außerdem noch in seiner originalen Form wiederverwendet werden: Auf der Rio +20 Konferenz der Vereinten Nationen für Nachhaltige Entwicklung im Jahr 2012 – 20 Jahre nach dem ersten World Oceans Day – wurden gigantische Fische aus Plastikflaschen entlang der Promenade von Rio de Janeiro ausgestellt.