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Politik

"Es herrscht eine gespenstische Stille"

Elizabeth Schumacher
23. Mai 2017

Am Morgen nach dem Anschlag auf ein Konzert in Manchester ist es ungewohnt ruhig in den Straßen. Die Menschen seien aber entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen, sagt DW-Reporter Lars Bevanger.

Großbritannien Anschlag in Manchester
Bild: picture-alliance/AA/L. Parnaby

DW: Was haben Sie erlebt, als Sie in die Stadt gefahren sind? Wie ist die Stimmung vor Ort?

Lars Bevanger: Ich bin jetzt sehr nah an der Arena, zumindest so nah, wie es momentan angesichts der Polizeiabsperrung möglich ist. Es herrscht eine gespenstische Stille. Normalerweise würde man jetzt den Berufsverkehr hören, aber weil die Menschen zu Fuß und nicht mit dem Auto unterwegs sind, ist es viel stiller als sonst.

Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, die Schock und Trauer geäußert haben, aber nicht unbedingt Wut. Sie sprechen eher über den "Spirit" von Manchester, wie sie es nennen, also darüber, dass man als Stadt zusammenrückt und sich gemeinsam gegen den Terrorismus stellt. Es ist eine multikulturelle Stadt mit Menschen aus aller Welt. Es gibt auch einen großen muslimischen Bevölkerungsanteil. Die Menschen hier verstehen es als einen Angriff auf alle.

Weiß man schon mehr zum Hintergrund des Anschlags?

Man geht zurzeit davon aus, dass es sich um einen Terroranschlag mit einer Bombe handelt und dass der mutmaßliche Attentäter getötet wurde. Augenzeugen berichten auch, in der Lobby der Arena, wo die Bombe explodierte, Muttern und Schrauben gefunden zu haben. Das könnte auf einen Sprengkörper hindeuten, der darauf ausgelegt war, so viel Schaden wie möglich anzurichten.

Sie haben erwähnt, dass viele Leute zu Fuß unterwegs sind, anstatt mit dem Auto zu fahren. Hat das mit der Polizeipräsenz zu tun oder haben die Menschen Angst?

Nein, das liegt an der Polizeipräsenz. Die Menschen hier wirken nicht nervös. Im britischen Fernsehen und auch mir gegenüber haben einige gesagt, dass sie sich vom Terrorismus nicht einschüchtern lassen und normal weiterleben wollen.

War eine mögliche Terrorgefahr vor diesem Vorfall Thema in Manchester?

In britischen Großstädten sind die Menschen seit einigen Jahrzehnten an eine gewisse Wachsamkeit gewöhnt, unter anderem wegen des IRA-Terrorismus, den es in den 70er und 80er-Jahren und zum Teil noch bis in die 90er hinein Jahre gab. Das letzte Mal, als in Manchester eine Bombe explodierte, war bei einem IRA-Anschlag 1996. Die Leute hier sind also sozusagen damit aufgewachsen, wachsam zu sein. Man sieht immer noch Plakate, auf denen steht, dass man verdächtige Pakete der Polizei melden soll. Die Menschen scheinen aber keine Angst zu haben.

Das Gespräch führte Elizabeth Schumacher um 10 Uhr Mitteleuropäische Zeit.