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Nur ein Computer

Silke Wünsch24. Januar 2014

Seit fast 40 Jahren lassen sich Millionen Menschen weltweit von Apple-Produkten verführen. Viele verbindet ein inniges Verhältnis zu ihrem Mac. Alles Verrückte? Nein, das kann jeden treffen. Es ist eben... Computerliebe.

Apple Präsentation des neuen iPhone 4S
Bild: dapd

Ich bin Apple-User. Ja, ich bin es, obwohl mich die Windows-Welt den größten Teil des Tages fest in ihren Krallen hat: Auf der Arbeit kämpfe ich gegen die Tücken des Windows-Systems, muss mit einer Maus herumfuhrwerken und sitze an langweilig aussehenden Geräten.

Zu Hause lacht mich mein Macbook an, ein schlankes Gerät aus matt glänzendem Aluminium: Jetzt wird das Computerleben wieder schön. Schon der Apple-Begrüßungsakkord macht mich glücklich, ein freundlicher Dreiklang in Dur.

Seit 1997 begrüßt der Mac seinen Menschen mit diesem Ton

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Der glasklare Bildschirm erhellt sich mit seiner hohen Auflösung und brillianten Farben. Er bootet nicht lange, ist sofort da. Zum Navigieren wird nicht mehr geklickt, hier wird auf einem Track-Pad gewischt und getippt, alles ist ganz leicht und sieht schick aus.

Zärtlich puste ich einen Staubfussel vom Display, streiche über das Track-Pad und freue mich über dieses hübsche Stück Technik auf meinem Schoß. Ich bin verliebt.

Alles bei vollem Bewusstsein

Meine Apple-Geschichte nahm ihren Anfang 1996: Mein erster Computer war ein Apple MacIntosh Performa 475. Ein kleines, schnelles Gerät, das damals mit einem Arbeitsspeicher von 4 MB RAM "State of the Art" war. Ich blieb ihm lange treu, machte mit dem Programm "Logic Audio" Musik, schrieb meine ersten Texte und spielte das Weltraum-Ballerspiel "Crystal Quest", bis meine Augen explodierten. Mitleidig blickte ich vom Apple-Olymp auf die PC-User herab – verächtlich nannten wir Mac-Jünger die Windows-Rechner noch "Dosen", weil ohne das Ur-Betriebssystem DOS bei Windows damals gar nichts ging.

Und dann hat Apple auch schon früh erkannt, dass sich gute Technik noch viel besser verkauft, wenn sie schön verpackt ist. Also wurden aus den lustigen Kästen bald schlankere Geräte, das Prinzip war: Pack die Technik auf kleinsten Raum und bau eine hübsche Hülle drumherum.

Der erste Mac war schon eine niedliche KisteBild: imago/UPI Photo

Das hat Apple in nahezu vier Jahrzehnten so sehr zur Perfektion gebracht, dass ich im vergangenen Jahr - mal wieder - nicht widerstehen konnte, in den nächsten Apple-Store rannte und einen dieser eleganten neuen Macs kaufte, die es schaffen, auch den langweiligsten Schreibtisch allein durch ihre Optik aufzuwerten. Ein extrem dünner Monitor auf einem Fuß aus gebürstetem Aluminium, davor eine kleine Tastatur. Kein Kabel. Ich bin schon gefragt worden, wo denn der Computer sei. Na, hinten drin im Monitor.

Irgendwas hat Apple auch schon vor Jahren mit mir gemacht, als der iPod rauskam. Es war zwar nur ein mp3-Player. Doch etwas daran war so verlockend, dass ich auch hier bei vollem Bewusstsein sämtliche Vernunftgedanken ausgeblendet und mir einen gekauft habe.

Ich brauche sicher nicht zu erwähnen, dass ich mit einem iPhone telefoniere und auch noch irgendwo ein iPad herumfliegt.

Ein hoher Preis

Apple ist die einzige Firma, die es geschafft hat, meinen Widerstand gegen Werbetricks zu durchbrechen. Obwohl ich einen hohen Preis dafür zahle. In vielfacher Hinsicht:

Der Apple-Urvater wurde wie ein Messias verehrtBild: dapd

Wer zur Apple-Gemeinde gehört, bleibt unter sich. Apple hat dafür gesorgt, dass ohne seine Software eigentlich nichts geht. Musik oder Fotos vom Macbook einfach mal so auf den iPod verschieben, das geht nicht ohne iTunes, Fotos verwalten geht nicht ohne iPhoto. Datenübertragung per Bluetooth funktioniert nur innerhalb der Apple-Welt. Und selbst da nur eingeschränkt.

Die Verbindung nach "draußen", in das Windows-Universum, wird überflüssig erschwert: Schließe ich meinen iPod an einen "normalen" PC an, will der ohne iTunes überhaupt nichts mit mir zu tun haben. Will ich Fotos vom meinem iPhone auf einen Windows-Rechner übertragen, verweigert er sich mir.

Ebenso ist mir bewusst, dass die Herstellung der Apple-Produkte ganz und gar nicht "fair" ist. In Taiwan müssen Arbeiter zehn Stunden lang ohne Pause iPhones zusammenschrauben, sie sind giftigen Substanzen und brüllenden Aufsehern ausgesetzt, werden wie Roboter behandelt. Immer wieder hört man von Selbstmorden. Apple lässt billig produzieren; ein iPhone 5 kostet in der Herstellung um die 160 Euro. Verkauft wird es - je nach Speichergröße - für 700 bis 900 Euro.

Der Apple-Zulieferer Foxconn hat traurige Berühmtheit erlangtBild: picture-alliance/dpa

Das wissen wir alle. Und doch zahlen wir Apple-Jünger seit vielen Jahren gerne hohe Preise für die Produkte und sind auch bereit, es weiterhin zu tun. Apple könnte es sich locker leisten, politisch korrekt zu produzieren: meine Anregung für die kommenden Jahre.

Dieser Text ist übrigens auf einer "Dose" entstanden. Wie Sie sehen, hat es funktioniert, ihn zu schreiben und ins Netz zu stellen. Nicht besser und nicht schlechter als mit einem Mac. Es sind eben doch alles nur Computer.

Bild: Reuters
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