Die Sommerzeit ist da: Abende werden länger, der Wecker klingelt früher. Die Zeitumstellung geht stets mit vielen Diskussionen einher. Ein Blick auf die Zeit - durch die Augen von Autoren, Filmemachern und Regisseuren.
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Zeit für den Sommer!
Ab jetzt ticken die Uhren in Europa wieder anders - es ist Sommerzeit! Wir reisen einmal durch Kunst, Theater, Film und Literatur - und zeigen, welche Rolle Zeit dort spielt.
Bild: picture-alliance/dpa
Der Frühling erwacht
Und mit ihm kommt die Umstellung von der "Winterzeit" auf die Sommerzeit. Am letzten Sonntag im März werden die Uhren in Deutschland von 2:00 auf 3:00 Uhr vorgestellt. Die Nacht wird also eine Stunde kürzer. Das Thema Zeit spielt auch in den Künsten immer wieder eine wichtige Rolle - so wie in den folgenden Werken.
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Kampf den Zeitdieben
Ein unvergessliches Kinderbuch rund um die Zeitfrage schrieb Michael Ende 1973 mit "Momo": "Zeit ist Geld" - so lautet das Motto der "Grauen Herren" von der "Zeitsparkasse". Sie klauen den Menschen ihre Zeit. Die Folge: Die Menschen haben keine Zeit mehr und verlernen, im Hier und Jetzt zu leben - doch dann nimmt das kleine Mädchen Momo den Kampf mit den Zeitdieben auf.
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Warten auf den richtigen Zeitpunkt
"Komm, wir gehen!" - "Wir können nicht." - "Warum nicht?" - "Wir warten auf Godot." - "Ah!" Dieser Dialog bringt das bekannteste Theaterstück des irischen Nobelpreisträgers Samuel Beckett auf den Punkt. Die beiden Landstreicher Estragon und Wladimir verbringen ihre Zeit damit, "nichts" zu tun und auf eine Person namens Godot zu warten, von der sie nicht einmal wissen, ob es sie überhaupt gibt.
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Uhr-Fantasien
"La persistencia de la memoria" (Die Beständigkeit der Erinnerung) von 1931 ist eines der bekanntesten Werke Salvador Dalís. Auf dem kleinen Ölbild positioniert der Surrealist vier zerfließende Taschenuhren in der katalanischen Landschaft. Eine der Uhren wird von Ameisen zerfressen - ein Sinnbild für Vergänglichkeit. Auf einer anderen sitzt eine Fliege - als Symbol für das Verfliegen der Zeit.
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Alles ist endlich
Vanitas (lat. "Nichtigkeit") war ein wichtiges Motiv in Kunst, Literatur, Theater und Musik des Barock. Als Allegorie auf die Vergänglichkeit des Lebens verband sie Schönheit und Verfall. Die verblühende Tulpe, der Totenkopf und das Stundenglas sind oft verwendete Motive, so auch im Gemälde "Vanitas, Allegorie der Vergänglichkeit mit Totenkopf und Stundenglas" des Malers Philippe de Champaigne.
Bild: Erich Lessing/akg-images/picture-alliance
Zeit im Film
Im Film wird die Zeit zum flexiblen Spielelement: Der normale Lauf der Zeit wird gerafft oder einfach übersprungen, außerdem können ganze Handlungsstränge in Rückblenden erzählt werden. Eines der bekanntesten Beispiele für diese Technik ist Orson Welles’ Klassiker "Citizen Kane" (1941), der in Rückblenden das Leben des fiktiven Zeitungsmagnaten Charles Foster Kane schildert.
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Erzählte Zeit
Einer der wenigen Filme, in denen die erzählte Zeit (der Zeitrahmen der Handlung) der Erzählzeit (der Filmlänge) entspricht, ist Alfred Hitchcocks "Cocktail für eine Leiche" (1948). Das auf einem Theaterstück basierende Kammerspiel über einen Mord und die anschließende Party wahrt die Einheit von Zeit und Ort und erweckt den Eindruck, als wäre es in einer einzigen Einstellung gedreht.
Bild: United Archives/picture alliance
Lauf gegen die Zeit
In "Lola rennt" erzählt der deutsche Regisseur Tom Tykwer eine Geschichte in drei Episoden. Durch kleine Veränderungen wird der Handlungsverlauf jeweils grundlegend verändert. Der Film ist ein einziges Experimentierfeld zum Thema Zeit: Rhythmuswechsel kontrastieren das gewohnte Zeitempfinden der Zuschauer, außerdem wird die Zeit angehalten, gerafft, gedehnt.
Bild: picture-alliance / dpa
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In der Nacht vom 24. auf den 25. März war es wieder soweit: Die Uhren wurden eine Stunde vorgestellt - die Sommerzeit (MESZ) hat begonnen. Sie ist eine Folge der Ölkrise von 1973. Durch das Vorstellen der Uhr um eine Stunde bleibt es abends länger hell - die Hoffnung war daher, dass die Ausnutzung des Tageslichtes Energie sparen werde. In Deutschland wurde die Sommerzeit 1980 eingeführt, 1996 wurde die Sommerzeit in den EU-Staaten vereinheitlicht.
Während manche die Umstellung befürworten, weil sie die hinzugewonnene Helligkeit am Abend genießen, ist vielen Deutschen das Hin und Her zu viel, sie würden gerne auf die Zeitumstellung verzichten. Sie bekommen Unterstützung aus der Wissenschaft: Der Chronobiologe Achim Kramer von der Berliner Charité beispielsweise würde die Sommerzeit am liebsten abschaffen. Die Zeitumstellung sei wie "ein kleiner Minijetlag" und bringe die innere Uhr durcheinander, zumal wir als Gesellschaft sowieso zu früh dran seien für unseren Biorhythmus, so Kramer. "Die Schule beginnt zu früh, die Arbeit beginnt zu früh." Vor allem die sogenannten späten Chronotypen, also die Spätaufsteher, litten demnach darunter, noch früher raus zu müssen. Zugleich räumt Kramer aber ein, dass die meisten Menschen die Probleme infolge der Zeitumstellung nach ein paar Tagen überwänden.
Einer Studie der Hochschule Ostwestfalen-Lippe und der TU Braunschweig zufolge präferiert eine Mehrheit der Bevölkerung die ganzjährige Sommerzeit. Die Umstellung solle also abgeschafft werden, aber statt der Winterzeit solle die Sommerzeit dauerhaft gelten. Auch dies wird wohl weiter diskutiert werden.
Sicher ist bislang nur eines: Am letzten Sonntag im Oktober werden die Uhren in Deutschland wieder auf die Normalzeit (MEZ) zurückgestellt und die Winterzeit beginnt.