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Musik

ESC 2019: Empfang der Stars

13. Mai 2019

Für die 41 ESC-Teilnehmer eines der schönsten Events der ESC-Woche: der Empfang vor Hunderten Fans und Journalisten. Eine willkommene Abwechslung zwischen den Proben und Terminen. DW-Reporterin Silke Wünsch war dabei.

Israel Tel Aviv ESC 2019 Bilal hassani auf dem Orange carpet.
Bilal Hassani aus Frankreich ist eine Erscheinung!Bild: DW/S. Wünsch

"Orange is the new red!"  Letztes Jahr war er blau , dieses Jahr leuchtet der Teppich auf dem Habima-Platz inmitten von Tel Aviv in hellem Orange. Der israelische Fernsehsender KAN überträgt das fast vierstündige Event - hunderte Journalisten und Blogger sind zusätzlich online, um die ESC-Fans weltweit am Aufmarsch der 41 Teilnehmer und deren Gefolge teilhaben zu lassen. 

Keine ESC-Veranstaltung ohne Pomp und Getöse - lautstark werden die Kandidaten von der Moderatorin begrüßt, mit Musik und Tanzeinlagen. Den Reigen eröffnet die Sängerin Tamta aus Zypern. Auf gut 20 Zentimeter hohen Plateaustiefelchen stolziert sie über den Teppich und stellt sich geduldig den Fragen der Journalisten. Sie will es in diesem Jahr ihrer Vorgängerin, Eleni Foureira, gleichtun - die hatte 2018 einen sensationellen zweiten Platz erreicht. Ob sie da in große Fußstapfen tritt, möchte ich wissen - nein, überhaupt nicht, meint Tamta: "Eleni und ich kennen uns schon lange. Wir haben zusammen mit der Musik angefangen. Sie eine sehr gute Freundin von mir, eine der erstaunlichsten Personen die ich kenne." 

Tamta aus Zypern hat eine knackige Partynummer im GepäckBild: DW/S. Wünsch

Coole Sprüche und jede Menge Selfies

Aus San Marino kommt Serhat - er ist mit 54 Jahren wahrscheinlich der älteste Künstler, der beim diesjährigen ESC auf der Bühne steht - was seinem Charme keinen Abbruch tut. Mit seiner tiefen und leicht heiseren Stimme hat er für jeden einen coolen Spruch parat und freut sich, dass er in diesem Jahr zum zweiten Mal für San Marino dabei ist. 

Serhat aus San Marino - schon fst ein ESC-VeteranBild: DW/S. Wünsch

Oto Nemsadze aus Georgien kommt mit seinem Männerchor - alle fünf Meter gruppieren sie sich und singen den Refrain ihres ESC-Songs. Hinter ihnen ein großes Raunen und Jubeln: Bilal Hassani kommt. Der Franzose schwebt in einem weißen Kleid-Ungetüm über den Teppich. Hinter ihm läuft ein junger Mann, der nur dafür da ist, die lange Rüschen-Schleppe zu richten. Ein erster Höhepunkt auf dem Teppich - und seine Betreuerin muss ihn immer wieder mahnen, weiterzugehen und nicht bei jedem anzuhalten, der einen Satz oder ein Selfie mit ihm haben möchte.

Positive Energie auf dem "orangenen Teppich"

Egal, wer an uns vorbeiläuft - alle haben Lust, uns in die Mikros oder Kameras zu sprechen, ein Ständchen zu bringen oder einen Witz zu machen. Selbst Autogramme stehen hier hoch im Kurs - was im Selfie-Zeitalter fast schon Seltenheitswert hat.

Alle zeigen sich begeistert von Tel Aviv, der Atmosphäre und den Menschen hier. Es sei das Tollste, was er je erlebt habe, sagt der erst 18-jährige Eliot aus Belgien - und Chingiz aus Aserbaidschan freut sich über die "positive Energie" auf dem "orangenen Teppich".

John Lundvik mit zweien seiner SängerinnenBild: DW/S. Wünsch

John Lundvik aus Schweden kommt mit seinen vier kräftigen Gospelsängerinnen - gerne geben sie das eine oder andere Ständchen - freundlich, zugewandt - Lundvik zählt zu den Favoriten.

Allerbeste Laune hat auch Michael Rice aus Großbritannien. Fast ungläubig nimmt er den Jubel der Fans entgegen, freut sich wie ein Kind darüber, dass sogar die BBC ein kurzes Interview haben möchte. Uns sagt er, dass es für ihn unbegreiflich sei, dass er als der beste Sänger dieses Wettbewerbs gilt und stellt sich mit uns zum Selfie hin.

Eine Truppe allerdings hat offenbar von vorneherein beschlossen, schlechte Laune zu haben. Im Vorfeld wollte Island aus Protest gegen die israelische Politik nicht am ESC teilnehmen. Dann schickten sie doch die Gruppe Hatari nach Tel Aviv. Und hier tun sie alles, um sich unsympathisch zu machen. Hinter Masken und schwarzen Kontaktlinsen töten sie uns mit finsteren Blicken, ihre bizarre Kleidung in Sado-Maso-Gothic-Optik zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. 

Hatari - ein bisschen Gothic, ein bisschen Sado-MasoBild: DW/S. Wünsch

Großer Auftritt von Netta

Ein weiterer Höhepunkt ist der Auftritt von Netta. Die Sängerin hat den ESC 2018 in Lissabon gewonnen und den Wettbewerb nach Israel geholt. Hier ist sie ohne Zweifel ein großer Star - und so feiert sie sich auch. Während ihr neuer Song aus den Lautsprechern dröhnt, rauscht sie in einem Kleid mit meterlanger Schleppe über den Teppich und weiß genau, wie sie auf das Publikum wirkt.

Dass sie den großen Auftritt perfekt beherrscht, hatte sie schon in Lissabon gezeigt. Netta wird am Dienstag das erste Semifinal eröffnen und dort nochmal ihren Siegertitel "Toy" zum Besten geben. 

S!sters in bester Laune

Die beiden deutschen Kandidatinnen - Carlotta und Laurita als "S!sters" - sind aus dem Häuschen: Sie haben Netta aus nächster Nähe gesehen. Auch für die beiden ist dies der beste Abend bisher - damit sprechen sie vielen, die hier heute entlanglaufen, aus der Seele.

Am Ende des "Orange Carpet" haben alle Teilnehmer unzählige kurze Interviews und Gesangseinlagen gebracht. Ich schnappe mir KEiiNO aus Norwegen und frage sie, ob sie noch bei Stimme sind. Alles klar, grinsen sie, und zum Beweis bringt der samische Sänger der Band, Fred-René Buljo, einen kleinen Joik:

Die Veranstaltung ist für alle eine Verschnaufpause zwischen den anstrengenden Proben, Terminen, Pressekonferenzen und Interviews. Heute Abend können sie einfach nur Stars sein - und so zeigen sie sich auch. Aufgebrezelt, in schicken oder völlig verrückten Kleidern und Kostümen. Bunt, ausgelassen.

"Unsere" S!sters Carlotta und LauritaBild: DW/S. Wünsch

Einige von ihnen sind in ihrer Heimat bereits Stars. Doch für die meisten ist der ESC ein Sprungbrett. Auch für die S!sters. Die haben erstmal nur das Finale am Samstag und eine gute Platzierung im Blick. Ob und wie es danach weitergeht, das überlegen sie sich, wenn der ESC-Zirkus vorbei ist. Und egal, wie es für jeden der 41 Teilnehmer am Samstag ausgehen wird - heute dürfen sie alle einmal Superstars sein.

Silke Wünsch Redakteurin, Autorin und Reporterin bei Culture Online
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