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Estlands Regierung legt Datum für Holocaust-Gedenktag fest

7. August 2002

- Premier Kallas: Auch den Opfern kommunistischer Verbrechen muss mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden

Tallinn, 6.8.2002, BNS, engl.

Das estnische Kabinett hat heute beschlossen, dem Beispiel anderer Mitgliedsländer des Europarates zu folgen und den 27. Januar zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust und anderer Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu erklären.

Die Bildungsminister der Mitgliedsländer des Europarats unterzeichneten am 17. Oktober 2000 eine Erklärung, in der sie sich verpflichten, an den Schulen einen Tag dem Gedenken an die Opfer des Holocaust und anderer Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu widmen, sagte ein Regierungssprecher der Nachrichtenagentur BNS. Jedem Land ist es überlassen, das Datum selbst zu bestimmen. Für Estland unterzeichnete die Erklärung der damalige Bildungsminister Tonis Lukas.

Nach Ansicht der Regierung ist der 27. Januar, der Tag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, der geeignetste Tag, um an die Verfolgung verschiedener Volksgruppen in Estland zu erinnern. Das Datum ist unter anderem gewählt worden, weil es auch vom Europarat vorgeschlagen worden war und Finnland, Schweden, Norwegen und Großbritannien sich für das selbe Datum entschieden haben.

Premierminister Siim Kallas sagte, die Regierung halte es für wichtig, dass auch dem Gedenken an die Opfer des kommunistischen Regimes am 25. März und 14. Juni mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird. Auf einer Pressekonferenz nach einer Regierungssitzung am Dienstag (6.8.) erklärte Siim Kallas, Druck auf die Regierung, an den Schulen den Holocaust-Gedenktag einzuführen sei nicht ausgeübt worden. Dass er proklamiert worden sei, habe nichts zu tun mit den Angriffen des Vertreters des Simon Wiesenthal-Zentrums, Efraim Zuroff, gegen Estland, dem Skandal um das Denkmal von Parnu (gemeint ist ein vor kurzem aufgestelltes und wieder abgebautes Kriegsdenkmal, das einen estnischen Soldaten in deutscher SS-Uniform darstellte - Siehe MD vom 24.7. 2002 und 5.8.2002) oder einem Artikel des US-Botschafters in Estland, der Estland vorwirft, den Holocaust vergessen zu haben.

Estland dürfe sich durch Zuroffs Beschuldigungen nicht verunsichern lassen und müsse die Arbeit fortsetzen, die es stets für wichtig erachtet habe, fügte Kallas hinzu. "Estland hat zu den Verbrechen gegen die Menschlichkeit deutlich seinen Standpunkt geäußert und erklärt, wir seien unversöhnlich und werden allen Fällen, die mit Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu tun haben könnten, nachgehen." (TS)