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Katastrophe

"Estonia"-Hinterbliebene werden aktiv

9. September 2021

Der Untergang der "MS Estonia" 1994 in der Ostsee war die schwerste Schiffskatastrophe in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Angehörige der Opfer wollen der Sache bald selbst auf den Grund gehen.

MS Estonia 1994
Die "MS Estonia" auf einem Archivbild - wenige Monate vor ihrem UntergangBild: picture-alliance/dpa/Bildfunk/epa Scanpix/Samuelson

Die Hinterbliebenen der "Estonia"-Opfer wollen das Schiffswrack der Ostsee-Fähre mit einem neuen Tauchgang selbst untersuchen. Ein privat finanziertes Expertenteam soll am 18. September zur Unglücksstelle aufbrechen. Geplant ist der Einsatz mehrerer Unterwasser-Roboter und Taucher. Es geht darum, Schäden am Wrack festzustellen, einen dreidimensionalen Scan anzufertigen und die Umgebung des Wracks am Meeresgrund zu überprüfen.

Expeditionsleiter Margus Kurm erläuterte in der estnischen Hauptstadt Tallinn, das schwedische Gesetz, nach dem Tauchgänge zu dem Wrack verboten sind, sei nur in Schweden gültig. Das Wrack befinde sich aber in internationalen Gewässern.

"Einzigartige Gelegenheit"

Lennart Berglund von der schwedischen Opfer- und Angehörigenstiftung SEA sagte, die Untersuchung sei sehr wichtig, um die wahre Unglücksursache herauszufinden. Und Raivo Hellerma von der Hinterbliebenen-Organisation Memento Mare betonte: "Wir suchen nicht nach Schuldigen oder versuchen, eine bestehende Theorie zu beweisen. Ich glaube einfach, dass dies eine einzigartige Gelegenheit ist, zumindest einige der Fragen zu beantworten, die wir haben."

Jeder Name ein Opfer: "Estonia"-Denkmal in StockholmBild: Janerik Henriksson/ TT/picture alliance

Die "MS Estonia" war im September 1994 mit 989 Menschen an Bord auf ihrem Weg von Tallinn in die schwedische Hauptstadt Stockholm nachts vor der finnischen Südküste gesunken. 852 Menschen starben, nur 137 überlebten. Schweden, Estland und Finnland entschieden sich gegen eine Bergung des Wracks und erklärten 1995 seinen Lageplatz offiziell zu einer letzten Ruhestätte, die gemieden werden muss.

Dem offiziellen Untersuchungsbericht aus dem Jahr 1997 zufolge war das abgerissene Bugvisier die Ursache für den Untergang. Es gibt bis heute aber Zweifel daran. Dokumentarfilmer hatten kürzlich die Diskussion wieder aufleben lassen - sie hatten mit einem Tauchroboter unter anderem Löcher im Schiffsrumpf entdeckt.

wa/rb (afp, dpa)

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