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Ethnische Säuberungen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina

11. Dezember 2001

- Jugoslawische Medien berichten über Verbrechen, für die der ehemalige kroatische Präsident Franjo Tudjman verantwortlich gemacht wird

Belgrad, 10.12.2001, RADIO JUGOSLAWIEN, deutsch

Die Nachricht der amerikanischen Zeitschrift "Harpers’s Magazin", dass die kroatische Regierung, mit dem damaligen Präsidenten Franjo Tudjman an der Spitze, die Operationen der ethnischen Säuberung der Serben in Kroatien 1993 direkt organisiert hat, löste große Aufmerksamkeit in der jugoslawischen Öffentlichkeit aus.

Die Belgrader Tageszeitung "Ekspres" gibt heute (10.12.) diesen Artikel auszugsweise wieder. In ihrer Dezembernummer schreibt die amerikanische Monatsschrift "Harpers’s Magazin", dass die kroatischen Kräfte 1993 in Gospic in Kroatien 400 serbische Zivilpersonen getötet haben. Zwei Jahre später, wurden nahezu 600 000 Serben aus der Krajina, einem Gebiet in Kroatien, vertrieben. In den veröffentlichten Dokumenten werden die Erklärungen Tudjmans, des damaligen Premiers Nikica Valentic und des Generals Janko Bobetko, des damaligen Kommandanten des Hauptstabs der kroatischen Streitkräfte angeführt. Gemäß diesem Protokoll vom 12. September 1993 erklärte Tudjman, er habe General Bobetko die Operation Gospic genehmigt. Tudjman stellte außerdem fest, es sei schwer zu rechtfertigen, warum Kroatien während der Friedensverhandlungen die militärische Operation eingeleitet habe, schlussfolgert "Ekspres."

Die Tageszeitung "Politika" veröffentlicht das Gespräch mit Dr. Smail Cekic, Geschichtsprofessor der Sarajevoer Universität und Direktor des Sarajevoer Instituts zur Ermittlung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das Völkerrecht. Der Vortrag dieses Wissenschaftlers auf dem kürzlich abgehaltenen runden Tisch zum Thema ‚Kriege in Jugoslawien 1991 –1999‘ hat wegen seiner offenen und deutlichen Standpunkte zum Charakter der bewaffneten Auseinandersetzungen in Bosnien-Herzegowina die meiste Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Seinen Vortrag bekräftigte Cekic mit einer Reihe von schriftlichen Aufzeichnungen, die er mit seinen Kollegen in den letzten Jahren gesammelt hat. Dieser Wissenschaftler sagt, es wurden mehrere Ermittlungen und Überprüfungen der verübten Verbrechen auf dem Gebiet Bosnien-Herzegowinas eingeleitet. Es wird geschätzt, dass in Sarajevo über 10 000 Menschen ums Leben gekommen sind, doch wird man das präzise erst dann wissen, wenn genaue Vornamen und Namen jedes Opfers festgestellt werden. Cekic kündigt an, dass eine Studie zum Thema "Leiden der Serben in Cipuljic" vorbereitet wird.

Cipuljic ist jener Teil von Bugojno - einer Stadt in Bosnien-Herzegowina - in dem die Serben gelebt haben, der während des Krieges von den kroatischen Streitkräften wortwörtlich dem Erdboden gleichgemacht wurde. Das Institut besitzt auch mehrere Dokumente, die alle von der Beteiligung der kroatischen Streitkräfte und deren Aktivitäten in Bosnien-Herzegowina sowie von der Involvierung der einstigen politischen Spitze Kroatiens in einzelne Kriegesaktionen mit zahlreichen Zivilopfern Zeugnis ablegen. Die verfügbaren Dokumente zeigen die tatsächlichen politischen Ziele Franjo Tudjmans und der Kroatischen Demokratischen Gemeinschaf – HDZ –: die Bildung eines kroatischen Staates in Bosnien-Herzegowina und dessen Anschluss an die Republik Kroatien. Dieser politische Beschluss hat das Bestreben nach der Teilung Bosnien-Herzegowinas, ungeachtet der Mittel, des Preises und der Opfer im Voraus miteinbezogen, was auch die gewalttätige Bildung ethnisch homogener Gebiete, bei zahlreichen Verbrechen, darunter auch Genozid, vorausgesetzt hat, erklärte Dr. Smail Cekic bei der Präsentation von Dokumenten mit Unterschriften der Führer des damaligen Kroatiens über die Genehmigung der Aktionen in Bosnien-Herzegowina, schreibt die Zeitung "Politika." (fp)