Klimawandel, Übernutzung und Umweltverschmutzung stellen eine nie dagewesene Belastung für die Meere weltweit dar. Das zeigt jetzt ein Bericht eines EU-Dienstes, der die Meere überwacht - die Aussagen sollten alarmieren.
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Den Weltmeeren geht es immer schlechter. Das geht aus dem fünften Bericht des Dienstes "Copernicus" hervor, der die Meeresumwelt überwacht. In dem jährlich erscheinenden Bericht zeigen 150 Wissenschaftler im Auftrag der Europäischen Kommission, wie schnell sich die Ozeane durch den Eingriff des Menschen verändern.
Kadir van Lohuizen: Fotografien vom Klimawandel
Der niederländische Fotograf Kadir van Lohuizen hat die Folgen des steigenden Meeresspiegels im Bild festgehalten.
Bild: Kadir van Lohuizen/NOOR
USA, Florida, King Tide (Miami Beach) 2014
In Miami herrscht das Phänomen der "sunny day floodings": blauer Himmel, Sonnenschein und doch Wasser in den Straßen. Verantwortlich ist das aufsteigende Meerwasser, das durch die Kanalisation nach oben fließt. Hunderte Pumpen sollen dieses Problem lösen, aber eine langfristige Lösung gibt es nicht. Die Erwartung ist, dass Miami Beach und die Bay Area bis 2060 evakuiert werden müssen.
Bild: Kadir van Lohuizen/NOOR
Panama, Guna Yala, 2011
Olga lebt mit ihrem Mann, ihren neun Enkeln und einem ihrer drei Kinder auf der Insel Sucunguadup, die mittels Korallen höher gelegt wurde. Ihr Zuhause gehört zu dem autonomen Gebiet Guna Yala, das aus einem langen schmalen Landstreifen und einem Archipel von 365 Inseln entlang der Karibikküste Panamas besteht. 36 Inseln sind bewohnt, im August 2012 wurden die ersten vier evakuiert.
Bild: Kadir van Lohuizen/NOOR
USA, Alaska, Tikigaq (Point Hope), Mai 2018
Ein Waljäger steht auf seinem Posten und hält Ausschau nach Grönlandwalen. Die Inuit-Gemeinde von Point Hope darf pro Jahr zehn Grönlandwale für den eigenen Gebrauch jagen. Sie sind wichtig für ihren Lebensunterhalt. Wegen der früher einsetzenden Eisschmelze heutzutage, ist es allerdings schwieriger für die Inuit, die Tiere zu fangen, da sie sich über ein viel größeres Gebiet verteilen.
Bild: Kadir van Lohuizen/NOOR for Carmignac Fondation
Bangladesch 2011
Tausende arbeiten in Katakhali daran, die beschädigten Deiche zu schließen. Durch den Wirbelsturm Aila, der Bangladesch im Mai 2009 schwer getroffen hatte, mussten 60.000 Menschen weichen. Der Zyklon traf das Gebiet mit einer Brandung von zehn Metern. Bangladesch hat derzeit 6,5 Millionen Vertriebene durch Überschwemmungen und gilt als eines der am stärksten durch den Klimawandel bedrohten Länder.
Bild: Kadir van Lohuizen / NOOR
Kiribati, Insel Tarawa, 2012
Anwohner schützen ihre Häuser mit Sandsäcken vor dem Wasser in Betio. Aufgrund des steigenden Meeresspiegels und der häufigen Stürme bietet das Riff keinen natürlichen Schutz mehr. Für die Bevölkerung besteht außerdem ein gravierender Mangel an Trinkwasser. Die Insel Betio ist der einwohnerstärkste Teil von Tarawa, einem Atoll im Pazifischen Ozean, der zum Inselstaat Kiribati gehört.
Bild: Kadir van Lohuizen/NOOR
Marshallinseln, Riff bei Majuro, April 2019
Auch die Marshallinseln sind vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht. Deshalb will die Regierung mehrere der Inseln anheben, um sie vorm Untergehen zu bewahren. Mit rund 50.000 Einwohnern sind die Marshalls eine unabhängige Nation im Pazifik und ein assoziierter Staat der USA, weshalb Menschen von dort auch in den USA leben dürfen.
Bild: Kadir van Lohuizen/NOOR
Niederlande, Terschelling, Januar 2019
Im Januar 2019 wurden die Niederlande von einem schweren Nordweststurm heimgesucht. Zu dieser Zeit war das Land schon viel besser gegen Sturmfluten geschützt, als noch während der großen Flut von 1953. Die Kais und der Hafen von Terschelling wurden trotzdem überflutet. Da dies mittlerweile häufiger passiert, gelten die westfriesischen Inseln als extrem gefährdet.
Bild: Kadir van Lohuizen/NOOR
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Der Report nennt die schlimmsten Folgen: Die Erwärmung der Weltmeere und das schmelzende Landeis führen demnach zu einem Anstieg des Meeresspiegels - im Mittelmeerraum um 2,5 Millimeter pro Jahr und weltweit bis zu 3,1 Millimeter. Als Beispiel für die drohenden Folgen wird im Bericht die Überflutung Venedigs im November 2019 genannt, als der Wasserstand auf bis zu 1,89 Meter anstieg. Die Erwärmung der Ozeane habe zudem zur Folge, dass Meeresbewohner in kühlere Gewässer abwandern oder die Bestände von Arten schrumpfen.
Zudem geht das arktische Meereis laut Bericht stetig zurück: Zwischen 1979 und 2020 habe die Arktis eine Eisfläche verloren, die etwa sechs Mal so groß wie Deutschland ist. Seit 1979 sei das Eis um 12,89 Prozent pro Jahrzehnt zurückgegangen. Die Tiefststände wurden dabei in den vergangenen beiden Jahren verzeichnet. Der Report warnt: Wenn das arktische Meereis weiter schmelze, könne das zur regionalen Erwärmung, der Erosion der arktischen Küsten und zu einer Veränderungen der globalen Wettermuster beitragen.
"Eine nie dagewesene Belastung für den Ozean"
Eine weitere Erkenntnis: Extreme Schwankungen aufgrund von Hitze- und Kältewellen in der Nordsee stehen in einem direkten Zusammenhang mit Veränderungen im Fischfang. Genannt werden hier die Seezunge, der Europäische Hummer, Seebarsch und Taschenkrebse. "Klimawandel, Umweltverschmutzung und Übernutzung haben eine nie dagewesene Belastung für den Ozean verursacht", sagt Karina von Schuckmann, Vorsitzende des Ocean State Reports in einer Mitteilung zum Bericht. Die Weltmeere bedeckten den Großteil der Erdoberfläche und regulierten das Klima, eine genaue und zeitnahe Überwachung sei entscheidend, um die Ozeane besser zu verstehen und auf Veränderungen reagieren zu können.
Copernicus ist das Erdbeobachtungsprogramm der Europäischen Union. Sein Ziel ist es, auf Grundlage von Satellitenbeobachtungen und Messungen auf der Erde den Zustand von Land, Meeren und Atmosphäre oder den Klimawandel und seine Folgen zu überwachen.