Bessere Stimmung
29. November 2010Die EU bangt weiter um die Stabilität des Euro, doch die Wirtschaftsaussichten scheinen sich insgesamt aufzuhellen. Die Kommission konnte in ihrem jüngsten Ausblick die meisten Zahlen gegenüber der Frühjahrsprognose verbessern, zum Teil sogar deutlich. So dürften die Defizite abnehmen, die Arbeitslosigkeit beginnt allmählich geringer zu werden, die Inflation dürfte moderat bleiben. Die Wachstumserwartungen schwächen sich zwar im kommenden Jahr ab, fallen aber wesentlich besser aus als noch im Frühjahr.
Europa ist zweigeteilt
Doch das ist nur der Durchschnitt, denn die Entwicklung vollzieht sich im Moment sehr unterschiedlich. Währungskommissar Olli Rehn sieht eine Zweiteilung Europas: "Vor allem Deutschland ist sehr stark aus der Krise herausgekommen. Das trifft auch für einige andere mittel- und nordeuropäische Mitgliedsländer zu. Gleichzeitig haben andere Länder in Südeuropa und Irland deutliche Schwierigkeit, besonders wegen Problemen bei der finanziellen Konsolidierung." Am Wachstum in Deutschland freut Rehn nicht nur, dass das Land damit die Rolle der Lokomotive übernimmt. Der Kommissar betont auch, dass die Binnennachfrage in Deutschland anzieht. Damit ist die Hoffnung verbunden, dass sich die großen Handelsbilanz-Ungleichgewichte in Europa allmählich verringern.
Wer kommt als nächstes unter den Schirm?
Rehn legte auch noch einmal nach, was die Irland-Rettung betrifft, denn die Märkte haben sich von den Entscheidungen der Finanzminister vom Sonntag bisher nicht besonders beeindrucken lassen. "Wir werden alles notwendige tun, um die finanzielle Stabilität in Europa zu sichern. Wie immer, braucht es Zeit, um das Vertrauen wiederherzustellen." Gefragt sei "sehr konsequentes und bestimmtes Handeln auf allen Gebieten." Irland selbst traut er offenbar zu, aus der Krise herauszukommen, weil die irische Wirtschaft eigentlich gesund sei. "Diese solide Grundlage, verbunden mit einer entschlossenen Umsetzung des Konsolidierungsprogramms, sollte helfen, das Land auf einen robusten und nachhaltigen Wachstumspfad zurückzubringen und gleichzeitig den sozialen Zusammenhalt zu wahren", sagte Rehn. So eindeutige Worte kommen dem EU-Kommissar bisher zur Lage in Portugal nicht über die Lippen. Viele befürchten, Portugal werde das nächste Land sein, dass Schutz unter dem Rettungsschirm suchen muss.
Autor: Christoph Hasselbach
Redaktion: Monika Lohmüller