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Politik

EU-Kommission rudert bei Glyphosat zurück

24. Oktober 2017

Seit Jahren wird um diese Substanz gerungen. Es geht nicht nur um Chemie und mögliche Nebenwirkungen, sondern auch um viel Geld. Nun rückt die EU-Behörde von ursprünglichen Plänen ab - und spielt auf Zeit.

Pflanzenschutzmittel Glyphosat
Bild: picture-alliance/Sven Simon/F. Hoermann

Die EU-Kommission will die Zulassung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat nicht - wie zunächst geplant - um zehn weitere Jahre verlängern. Ein Sprecher sagte nach der wöchentlichen Sitzung der Kommission in Straßburg, die Behörde strebe jetzt eine Verlängerung zwischen fünf und sieben Jahren an. Das Europaparlament hatte zuvor in einer Resolution gefordert, die Zulassung nach einer fünfjährigen Übergangsfrist auslaufen zu lassen.

Die bisherige Zulassung von Glyphosat endet am 15. Dezember. Am Mittwochvormittag berät der zuständige Fachausschuss der Mitgliedstaaten über den weiteren Einsatz des Pestizids. Mit der Empfehlung für einen Verlängerungszeitraum zwischen fünf und sieben Jahren sollten "die Risikoanalyse" des Europaparlaments sowie internationale Untersuchungen in Betracht gezogen werden, sagte der Sprecher. Auf die Frage, ob die Kommission tatsächlich ein Aus für Glyphosat nach einer letztmaligen Verlängerung anstrebe, wollte er nicht direkt antworten.

Kein Glyphosat auf Spielplätzen und in Parks

Die EU-Parlamentarier hatten auch für eine Übergangsfrist strengere Regeln gefordert. So soll EU-weit die Verwendung des Pestizids unmittelbar vor der Ernte untersagt sein - wie bereits jetzt in Deutschland. Auch auf Spielplätzen und in Parks dürfte das Unkrautvernichtungsmittel dem Votum zufolge nicht mehr ausgebracht werden.

Glyphosat ist das weltweit meistgenutzte UnkrautvernichtungsmittelBild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

Das Herbizid Glyphosat steht im Verdacht, die Bildung von Tumoren zu begünstigen. Bisherige wissenschaftliche Studien kommen allerdings zu keinem eindeutigen Ergebnis. Das Internationale Krebsforschungszentrum stuft die Chemikalie als "wahrscheinlich" krebserregend ein, während Aufsichtsbehörden in Deutschland und in der EU dies verneinen.

Mehr Zeit für einen Kompromiss

Für Ärger hatte die Zulassung von Glyphosat schon 2016 gesorgt. Die EU-Staaten konnten sich damals nicht einigen, ob die Substanz verboten oder deren Zulassung verlängert werden soll. Die EU-Kommission schob die Entscheidung auf, um Zeit für einen Kompromiss zu gewinnen.

Jetzt muss der Rat der Europäischen Union mit qualifizierter Mehrheit abstimmen, wie es mit dem Pestizid weitergeht. Im Rat kommen Minister aus allen EU-Ländern zusammen. Für einen wirksamen Beschluss müssen mindestens 16 Staaten votieren, die außerdem mindestens 65 Prozent der EU-Gesamtbevölkerung stellen.

jj/qu (dpa, afp)

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