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Politik

Gender-Studie: Deutschland im Mittelfeld

Daniel Derya Bellut
11. Oktober 2017

Wie gleichberechtigt sind Frauen und Männer? Die Antwort ergibt sich aus der neuen Studie des EU-Instituts für Gleichstellung. Das Ergebnis zeigt: Starke Unterschiede gibt es überall in Europa, aber es tut sich etwas.

Geschäftsfrauen mit Männern im Hintergrund
Bild: picture-alliance/PhotoAlto/S.Olsson

Die Studie des EU-Instituts EIGE hat einen Index entwickelt, der alle EU-Länder auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten bewertet. Dabei werden verschiedene Lebensbereiche wie Arbeit, Geld, Wissen, Zeit, Macht und Gesundheit berücksichtigt. Die Studie ergibt, dass es in der Gleichstellung der Geschlechter unter den 28 EU-Ländern erhebliche Abweichungen gibt. Deutschland liegt mit einem Wert von 65.5 Punkten auf Rang 12 und somit recht nah am EU-Durchschnitt (66,2). Während sich die skandinavischen Länder Schweden und Dänemark als Gender-Primus beweisen, liegen osteuropäische Länder ausnahmslos im unteren Drittel der Tabelle. Aus der Studie geht außerdem hervor: Griechenland hat deutlichen Nachholbedarf - das südosteuropäische Land ist Europas größter Gender-Muffel.

Ein Hoffnungsschimmer ist der Gleichstellungs-Studie zu entnehmen: Zwischen 2005 und 2015 haben fast alle EU-Länder Fortschritte gemacht - der Index ist europaweit von 62 auf 66,2 Punkte angestiegen. Das Institut wertet die Ergebnisse der Studie jedoch negativ. In den letzten zehn Jahren wären zu wenige Fortschritte erzielt worden. Die Mitgliedsländer hätte alle noch Raum für Verbesserungen, es müssten noch viele Hindernisse auf dem Weg zur Gleichberechtigung behoben werden, so heißt es von den Herausgebern der Studie.

Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind unerwarteter Weise in der Kategorie "Geld" (79,6 Punkte) weniger eindeutig als in den anderen fünf Kategorien. Nur in beim Thema "Gesundheit" (87,4 Punkte) wird in Europa mehr Gleichheit erreicht.

Dennoch: Die Macher der Studie sehen in der Kategorie "Geld" alarmierende Werte. Das Ergebnis zeige eine Gehalts-Lücke von 20 Prozent zwischen den Geschlechtern auf. Die Lücke würde sich bei Müttern, vor allem allein erziehenden Müttern, sogar verdoppeln. Außerdem seien Frauen auch viel häufiger von Altersarmut betroffen, denn die Renten-Lücke liege bei 40 Prozent.

Der neue Bundestag wird einer der männlichsten Bundestage seit Jahrzehnten und es wird bereits über eine Frauenquote nachgedacht. In der Studie, die sich auf die Vorjahre bezieht, schneidet Deutschland jedoch mit 84,2 Punkten klar überdurchschnittlich ab. 

Auf europäischer Ebene ist die Machtverteilung einer der positivsten Kategorien in der EU-Studie: Um ganze 9.6 Punkte hat sich der Macht-Index im Vergleich zum Jahr 2015 verbessert. Die Kategorie berücksichtigt, wie hoch der Frauenanteil in der Medien- Politik-, Sport- und Wirtschaftselite ist. Trotz des ordentlichen Fortschritts in den vergangenen Jahren ist der Unterschied in der Machtverteilung mit 48,5 Punkten der Bereich mit dem eindeutigsten Gefälle zwischen den Geschlechtern.   

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