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Politik

Die EU im All

24. Januar 2018

Im All liegt nach Meinung der EU-Außenbeauftragten die Zukunft. Deshalb soll Forschung im Weltraum ausgeweitet werden. Und auch das Militär soll profitieren. Aus Brüssel Bernd Riegert.

Satellit Galileo
Galileo-Satellit im Orbit: Das europäische Navigationssystem wird weiter ausgebautBild: ESA

"Mehr Raum für mehr Europa": Unter diesem Motto tagten tausend Vertreter der Weltraum-Industrie, der Raumfahrtagenturen und der EU-Kommission in Brüssel nun schon zum zehnten Mal, um über eine europäische Weltraum-Strategie nachzusinnen. "Den Weltraum, unendliche Weiten..." - wie es in der kultigen Fernsehserie "Raumschiff Enterprise" heißt - wollen die Europäer auf keinen Fall nur der Konkurrenz aus den USA, China oder Russland überlassen. Die Europäische Union möchte vorne mitmischen bei der Erkundung von "Galaxien, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hat". Bereits heute stehen die EU-Staaten zusammengenommen nach den USA an zweiter Stelle bei den Ausgaben für Weltraum-Aktivitäten. Allerdings konzentriert sich die Europäische Weltraum-Agentur (ESA) dabei auf wissenschaftliche Forschung und praktische Anwendungen, nicht so sehr auf prestigeträchtige Reisen zum Mond und später zum Mars, wie sie US-Präsident Donald Trump gerade im Dezember angeordnet hat.

Unabhängigkeit erwünscht: Europäische Raketen transportieren europäische Satelliten (Ariane-Start in Kourou)Bild: Getty Images/AFP/J. Amiet

Mehr Forschung  

Die Europäer wollen einen "Weltraum 4.0", sagte der Direktor der Europäischen Weltraum-Agentur, Johann-Dietrich Wörner, bei der Weltraum-Konferenz in Brüssel. Darunter versteht er die Zusammenarbeit der Weltraumnationen untereinander, mit beteiligten Firmen und Forschungsinstituten. Das Ziel sind möglichst praxisorientierte Produkte und Anwendungen. Ergebnisse der europäischen Weltraumforschung sind zum Beispiel das "Galileo"-Navigationssystem und das "Copernikus"-System zur Erdbeobachtung und extrem schnellen Kartierung der Erde. Beide Systeme machen Europa unabhängig von den USA oder China, die eigene Satelliten-Navigationssysteme betreiben.

Vermessung der Welt durch europäische Satelliten für das "Copernikus"-Kartierungssystem

Mehr Unabhängigkeit

Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini gab auf der zehnten Weltraum-Konferenz die Marschrichtung vor: "Die europäische Weltraumpolitik muss auf Autonomie und gleichzeitig auf Kooperation setzen." Da sich die EU jetzt auch stärker in der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik engagieren wollen, brauche man auch mehr Daten und Unterstützung aus dem All, deutete Federica Mogherini auf der Konferenz an. Europäische Satelliten seien führend bei der Datenerfassung und in Verschlüsselungstechnologien. "Das europäische Satelliten-Zentrum beweist, dass es hier nicht um luxuriöse Spielzeuge geht, sondern um wesentliche Werkzeuge für die Gestaltung von Politik", sagte Mogherini in Brüssel. Dementsprechend soll die Förderung der Weltraumforschung in der nächsten EU-Haushaltsperiode von 2020 an ausgebaut werden. "Die Welt braucht eine verantwortlich handelnde Macht im Weltraum", sagte die EU-Außenbeauftragte mit Blick auf die Konkurrenz aus den USA, Russland und China. "Wir können diese Macht sein: ambitioniert, kooperativ, innovativ und autonom."

EU-Raumfahrer Paolo Nespoli im Dezember auf der ISSBild: ESA

Keine Mars-Mission geplant 

Auch die bemannte Raumfahrt will die Europäische Union vorantreiben. Heute ist die ESA hauptsächlich als Partner an der Internationalen Raumstation (ISS) beteiligt. Sie unterhält dort seit 10 Jahren das "Kolumbus"-Modul, ein Forschungslabor, das immer wieder von europäischen Astronauten bedient wird. Die letzte Mission mit dem italienischen Astronauten Paolo Nespoli endete vor vier Wochen. Nespoli war von Juli bis Dezember 2017 auf der ISS. Es war bereits seine dritte Reise in die Erdumlaufbahn. Bei dieser erdnahen Raumfahrt sollte es nach Auffassung von ESA-Direktor Johann-Dietrich Wörner auch bleiben. Astronauten zum Mars zu schicken, wäre seiner Ansicht nach mit der heutigen Technik zu "waghalsig". Zum Beispiel sei die medizinische Versorgung der Raumfahrer auf der mindestens zwei Jahre dauernden Reise nicht sicherzustellen. Außerdem gebe es das Problem der Weltraumstrahlung, die die Astronauten schädigen könnte.

Das US-Unternehmen SpaceX von Elon Musk plant einen Start zum Mars im Jahr 2024. Private Firmen seien durchaus eine ernste Konkurrenz im Weltraum 4.0, gesteht ESA-Direktor Wörner zu. Mit der Entwicklung hin zu mehr künstlicher Intelligenz und Robotik in der Raumfahrt könnten bemannte Flüge bald aus wissenschaftlicher Sicht auch überflüssig werden. Auch dieser Trend wurde auf der Weltraum-Konferenz diskutiert. Im kommenden Jahr wollen die zuständigen Minister der Europäischen Union eine umfassende Weltraum-Strategie verabschieden.

Bernd Riegert Korrespondent in Brüssel mit Blick auf Menschen, Geschichten und Politik in der Europäischen Union
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