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EURO 2020: COVID-19 lässt frustrierte Fans im Unklaren

Matt Ford
2. Juni 2021

Fußballfans in Europa richten ihren Blick auf die im Juni beginnende EURO 2020. Doch mit den geltenden Reisebeschränkungen, unklaren Stadien-Besucherkapazitäten sowie Ticketvergaben hält sich die Begeisterung in Grenzen.

EURO 2008 - Russland - Schweden 2:0
Es ist unklar, ob die Fans bei allen Spielen der Euro 2020 dabei sein werdenBild: picture-alliance/dpa/M. Egerton

Eine Europameisterschaft, die in elf Städten auf dem ganzen Kontinent ausgetragen wird, war für die europäischen Fußballfans von Beginn an eine gewöhnungsbedürftige Idee. Die Pandemie, die dazu führte, dass das Turnier um zwölf Monate verschoben werden musste und eine Vielzahl von Einschränkungen mit sich brachte, ließ die Vorfreude auch nicht gerade wachsen.

15 Monate nach dem Auftreten des Corona-Virus in Europa haben die meisten Fußball-Ligen des Kontinents gerade eine komplette Saison fast vollständig hinter verschlossenen Türen absolviert. Es waren keine Fans in den Stadien, die miterleben durften, wie Atletico Madrid zum zweiten Mal in 17 Jahren die Vorherrschaft von Barcelona und Real Madrid in der spanischen La Liga brach. Auch in Frankreich konnten die Anhänger des OSC Lille den ersten Ligue-1-Titel ihres Klubs seit einem Jahrzehnt nicht vor Ort feiern. Und in Italien standen die Fans von Inter Mailand nur außerhalb des altehrwürdigen San-Siro-Stadions, um das Ende der neunjährigen Vorherrschaft von Juventus Turin in der Serie A lautstark zu besingen.

Zumindest in Deutschland waren am letzten Spieltag der Saison 250 Fans des FC Bayern in der Münchner Arena dabei, um mitzuerleben, wie ihre Mannschaft die Meisterschale in Empfang nahm. Ob diejenigen, die nicht dabei sein konnten, allerdings allzu enttäuscht waren, ist nicht sicher - schließlich war es bereits der neunte Titelgewinn der Bayern in der heimischen Liga in Folge.

Wie viele Fans dürfen ins Münchner Stadien?

In gut zwei Wochen jedoch hoffen die Verantwortlichen in demselben Stadion 14.500 Fans zu den deutschen Euro 2020-Gruppenspielen gegen Frankreich (15. Juni), Portugal (19. Juni) und Ungarn (23. Juni) sowie zum EM-Viertelfinale (2. Juli) begrüßen zu können - sofern die COVID-19-Infektionsraten dies zulassen.

Noch Ende April drohte der Stadt München das gleiche Schicksal wie Bilbao und Dublin, denen die UEFA die angedachten EM-Spiele entzogen hatte, nachdem die lokalen Behörden nicht garantieren konnten, dass Fans anwesend sein dürfen.

Doch im Fall von München teilte die UEFA derweil mit, sie sei "darüber informiert worden, dass die zuständigen Behörden die Austragung aller vier Spiele mit mindestens 14.500 Zuschauern genehmigt haben."

In der Bundesliga blieb die Münchner Arena leer, doch bei der EURO 2020 hofft die UEFA auf 14.500 FansBild: Bernd Feil/M.i.S./imago images

Allerdings schien das dem Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter neu zu sein. Obwohl er, zusammen mit dem Gesundheitsamt, für die Regularien und die Kommunikation mit der UEFA zuständig ist, sagte er: "Ob die Spiele vor Zuschauern stattfinden, oder vor wie vielen, kann niemand sagen. Es gibt bisher keine Zuschauergarantien." Ähnlich äußerte sich ein Sprecher des deutschen Innenministeriums, das für den Sport zuständig ist, gegenüber der ARD Sportschau: "Ob Zuschauer erlaubt sind oder nicht, hängt von den Infektionsraten ab."

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wollte nur bestätigen, dass ein "Planungsszenario für eine minimale Kapazität von 14.500 in München als realistisch angesehen wird", aber dass "eine Anpassung notwendig sein könnte, wenn die lokalen Behörden eine Gefahr für die öffentliche Gesundheit durch COVID-19 sehen." Kurzum: Nichts ist klar.

Ein von der Stadt München veröffentlichtes Alternativszenario sieht sogar vor, dass die deutschen Spiele vor nur 7.000 Zuschauern stattfinden könnten. Seit Montag ist die Sieben-Tage-Infektionsrate pro 100.000 Einwohner in München auf 30,7 gesunken. Das ist weniger als die Rate, bei der der Stadtrat im Oktober Bayern München erlaubt hätte, vor einer begrenzten Anzahl von Anhängern zu spielen, was aber nie zustande kam.

Doch für einige Fans, die gerne zu den Spielen gekommen wären, ist das Turnier schon vorbei, bevor es überhaupt begonnen hat.

Ticketstornierungen und Reisebeschränkungen

In der vergangenen Woche hat die die Europameisterschaft veranstaltende UEFA damit begonnen, Tausende von Tickets, die bereits 2019 verkauft wurden, aufgrund von Kapazitätsbeschränkungen zu stornieren. Zehn der elf Stadien arbeiten mit reduzierter Kapazität - nur die Puskas Arena in der ungarischen Hauptstadt Budapest wird voll sein.

Dazu im Widerspruch steht jedoch, dass weiterhin für teure Hospitality-Plätze geworben wird, während Sponsoren Promotion-Tickets verschenken. Ein Szenario, sehr zum Frust der normalen Fans, die ihre Eintrittskarten nun nicht mehr nutzen können. Sie verpassen nicht nur die Spiele, sondern verlieren aufgrund von Wechselkursen und Bankgebühren auch einiges an Geld.

Frustration: Die EURO 2020 wird für die Fans ein bisschen anders sein als frühere TurniereBild: picture-alliance/Bild-Pressehaus

"Das zeigt, dass es ihnen nicht um die Fans geht, sondern um Geld", sagt John in Richtung UEFA. Der Engländer begleitet sein Nationalteam regelmäßig quer durch Europa. Aufgrund der aktuellen Reisebeschränkungen zwischen Großbritannien und seinem Zuhause in Deutschland hat er sich diesmal allerdings entschieden auszusetzen. Und er wird nicht der Einzige sein.

Reisende, die in Großbritannien und in den Niederlanden ankommen, müssen derzeit für zehn Tage in Quarantäne. Nach Dänemark darf aktuell überhaupt keine Fan aus dem Ausland reisen. In München hängen die Quarantänebestimmungen davon ab, woher die Fans anreisen. Demgegenüber hebt Aserbaidschan sein Reiseverbot für Staatsangehörige der Länder auf, die in Baku spielen.

In Ungarn und in Rumänien müssen Ticket-Inhaber gar nicht in Quarantäne gehen - vorausgesetzt, sie halten sich dort nicht länger als drei Tage auf.

Frustrierte Fans

Da Deutschland alle drei Gruppenspiele sowie ein mögliches Viertelfinalspiel in München austrägt, müssen deutsche Fans, deren Tickets nicht storniert wurden, nicht ins Ausland reisen - zumindest vorerst. Aber auch das hat dem Turnier für Fans wie Lars, der die Nationalmannschaft regelmäßig im Ausland verfolgt, den Reiz genommen.

"Es ist ärgerlich, dass es in so vielen verschiedenen Ländern stattfindet und nicht in einer Gastgeber-Nation, die wir dann besuchen und in der wir herumreisen könnten", sagt er. "Und da Deutschland sowieso in München spielt, ist es langweilig. Es ist vertraut, ich war schon mal da."

"Der Reiz ist die Möglichkeit, ins Ausland zu reisen. Dorthin gehen die echten Fans. Aber wir alle wissen, dass die 'Heimspiele' in Deutschland anders sind - voller geschminkter Leute, die sich das ganze Jahr über nicht für Fußball interessieren, aber bei der Euro plötzlich Fans sind", sagt Lars. "Und selbst wenn man ein Ticket hat: Alleine zu sitzen und das ganze Spiel über eine Maske zu tragen, ist nicht wirklich meine Vorstellung von Fußball."

England-Fan John stimmt dem zu: "Es würde sowieso nicht viel Spaß machen. Ich werde es mir einfach im Pub anschauen. Hoffentlich kann ich dann im September zu den WM-Qualifikationsspielen in Polen und Ungarn reisen."

Adaption: Calle Kops

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