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England - Gruppensieger mit Offensivproblemen

23. Juni 2021

England zieht vor Kroatien als Gruppensieger ins EM-Achtelfinale ein. Doch neben der Vorfreude auf die K.o.-Runde macht die Offensive den "Three Lions" weiter Sorge.

Euro 2020 | England - Tschechien Republik 1:0 Sterling
Bild: Laurence Griffiths/Getty Images

Es lief die 12. Spielminute, als England, das beim 0:0 gegen Schottland noch von Pfiffen begleitet vom Platz gegangen war, es besser machte: Raheem Sterling traf per Kopf zum 1:0 für die Hausherren und nahm damit früh den Druck vom Team und Nationaltrainer Gareth Southgate. Diesem war nach dem Schottland-Spiel die für die englische Presse typische, beißende Kritik entgegengeschwappt: Zu sehr auf Sicherheit stelle der 50-Jährige auf, so der Vorwurf. 

Frühe Führung: Jack Grealish bejubelt das 1:0 mit Torschütze SterlingBild: Laurence Griffiths/Getty Images

Doch vor den Augen von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin und rund 20.000 Zuschauern im Wembley-Stadion ließ Southgates' Team von Beginn an keinen Zweifel daran aufkommen, wer hier "Herr im Haus" war und feierte am Ende einen aufgrund der ersten Hälfte auch verdienten 1:0 (1:0)-Sieg gegen Tschechien. Und in diesem Haus des englischen Fußballs - Wembley - sollen nach Wunsch der UEFA wie geplant die Halbfinals und das Finale stattfinden. Um diese Austragung nicht zu gefährden, hatte die britische Regierung im Vorfeld des Spiels grünes Licht für bis zu 60.000 Zuschauer im 90.000 fassenden "Fußball-Tempel" an der Themse gegeben - trotz der sich in England ausbreitenden Delta-Variante des Coronavirus. Zuvor hatten britische Medien aufgrund des Drucks durch die UEFA eine mögliche Verlegung der Finalrunde - beispielsweise nach Budapest - ins Spiel gebracht. 

Sancho zunächst wieder nur auf der Bank

Southgate war mit seiner Aufstellung gegen die Tschechen erneut das Risiko eingegangen, sich Kritik einzufangen. BVB-Stürmer Jadon Sancho, den die englische Öffentlichkeit zuvor vehement in der Startelf gefordert hatte, saß wieder nur auf der Bank. Die Offensiv-Hoffnungen lagen wie schon in den beiden Gruppenspielen zuvor, in denen lediglich ein Tor gegen Kroatien gelungen war, auf Raheem Sterling und Kapitän Harry Kane. 

In der Kritik: Englands Nationaltrainer Gareth Southgate (l.)Bild: Neil Hall/REUTERS

Kane hatte das 2:0 in der 26. Minute auf dem Fuß. Nach einem starken Pass von Harry Maguire ließ er den Gegner mit einem Haken nach innen aussteigen und schloss direkt ab. Doch Tschechiens Keeper Tomas Vaclik war mir einem grandiosen Reflex zur Stelle. Alles richtig gemacht - und doch bleibt Kane weiter torlos bei dieser EM. "Sie kriegen es nicht auf die Bahn, Tore zu schießen", sagte TV-Expertin Almuth Schult vor dem Spiel in der ARD. Sie sollte über weite Strecken Recht behalten.

Ein Torschuss, zwei Tore insgesamt 

Die ordentliche erste Hälfte konnte das Team in Durchgang zwei nämlich nicht bestätigen. Das alte Bild: England ideen- und ein Stück weit auch kraftlos. Die Mannschaft verwaltete die knappe Führung. Es dauerte bis zur 86. Minute, bis Southgates Team den ersten Torschuss in der zweiten Hälfte zustande brachte. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Trainer dann doch noch Jadon Sancho gebracht - endlich aus Sicht vieler englischer Anhänger. Und der 21-Jährige hatte seine Szene, als er sich in der 86. Minute am rechten Strafraumeck auf engstem Raum durchsetzen konnte, der Ball auf Umwegen bei Jordan Henderson landete und der Liverpooler Kapitän den Ball ins tschechische Tor beförderte. Doch der Treffer wurde aufgrund einer Abseitsstellung zu Recht aberkannt. 

Henderson wartet also auch nach seinem 60. Länderspiel für die Three Lions weiter auf sein erstes Tor im Nationaldress. Harry Kane wartet weiter auf seinen ersten Turniertreffer und sein erstes Tor bei einer Europameisterschaft überhaupt. Und Jadon Sancho wartet trotz seiner ersten Einsatzminuten weiter auf seinen ersten Startelf-Einsatz bei dieser EM. Die Chance darauf könnte er im Achtelfinale haben, wenn England als Gruppensieger erneut in Wembley vor dann wohl 45.000 Zuschauern antreten wird. Es hängt wie immer von Trainer Southgate ab. Und vielleicht auch ein bisschen vom Gegner, der Deutschland heißen könnte. 

"Wir haben zeitweise sehr gut gespielt. Wir bekommen keine Gegentore, das ist wichtig", sagte Raheem Sterling, der die einzigen beiden Treffer für England in der Vorrunde erzielte. Euphorie klingt anders. Vielleicht macht ja die Tatsache Hoffnung, dass eine starke englische Defensive ohne Gegentor durch die Vorrunde gekommen ist. Das gab es schon einmal, bei der WM 1966. Finalort damals wie heute bei der EM: Wembley. Und der Sieger hieß England. 

Modric schießt Kroatien weiter

Traumtor: Luka Modric trifft zum 2:1 für Kroatien gegen SchottlandBild: Stu Forster/Getty Images

Die erste K.o.-Runde erreicht hat auch Kroatien. Der Vizeweltmeister besiegte in Glasgow Schottland mit 3:1 (1:1) und sicherte sich damit sogar noch den zweiten Platz der Gruppe D vor Tschechien. Nach dem Führungstreffer der Kroaten von Nikola Vlasic (17.) waren die wacker auftretenden, aber spielerisch unterlegenen Schotten überraschend durch Callum McGregor (42.) zum Ausgleich gekommen. In der zweiten Halbzeit machten Luka Modric mit einem Traumtor aus 16 Metern (62.) und Ivan Perisic (77.) den Sieg der Kroaten perfekt. Modric ist dadurch der jüngste (Tor gegen Österreich bei der EM 2008) und älteste EM-Torschütze Kroatiens. Für Schottland erfüllte sich der Traum nicht, erstmals bei einem großen Turnier über die Vorrunde hinauszukommen. 

David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion
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