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EURO 2025: DFB-Frauen unterliegen Spanien - Finale verpasst

24. Juli 2025

Die deutschen Fußballerinnen verlieren in einem dramatischen EM-Halbfinale nach Verlängerung gegen Weltmeister Spanien. Torhüterin Ann-Kathrin Berger wird zur tragischen Figur.

Ann-Kathrin Berger bläst enttäuscht die Wangen auf
Ann-Kathrin Berger war enttäuscht über den Ausgangs des Spiels und verärgert über ihren verhängnisvollen Fehler in der NachspielzeitBild: Sebastian Christoph Gollnow/dpa/picture alliance

Opa Herbert kam doch schon zum Halbfinale. Der 92 Jahre alte Großvater der deutschen Torfrau Ann-Kathrin Berger saß beim Spiel der DFB-Frauen gegen Weltmeister Spanien in Zürich auf der Tribüne. Nach dem Besuch des deutschen Auftaktspiels gegen Polen hatte er seiner Enkelin noch mit auf den Weg gegeben, dass er erst zum Endspiel der Europameisterschaft in der Schweiz am kommenden Sonntag wieder anreisen würde und dass sie doch bitte dafür sorgen sollte, dass Deutschland es dorthin schafft.

Doch dazu kam es nicht: Das DFB-Team verlor nach Verlängerung mit 0:1 (0:0, 0:0) - ausgerechnet durch einen Fehler der ansonsten überragenden Ann-Kathrin Berger. Spanien trifft im Endspiel auf Titelverteidiger England, der sich im ersten Halbfinale mit 2:1 nach Verlängerung gegen Italien durchgesetzt hatte. Es ist die Wiederauflage des Final-Duells der WM 2023 in Australien und Neuseeland, das Spanien für sich entschieden hatte.

Viel Arbeit für Berger in der ersten Halbzeit

In der ersten Hälfte sah Senior Herbert Berger zunächst eine überraschend offensiv ausgerichtete deutsche Mannschaft, die auch die erste große Chance des Spiels hatte. Nach einem Konter verzog Klara Bühl knapp, der Ball zischte am rechten Pfosten des spanischen Tors vorbei (8. Minute). Mit zunehmender Spieldauer bekam Bergers Enkelin Ann-Kathrin, die im Viertelfinale gegen Frankreich im Elfmeter-Krimi die Matchwinnerin war, jedoch immer mehr zu tun.

Ann-Kathrin Berger (l.) lenkt einen Schuss von Esther Gonzales (3.v.l.) über die LatteBild: Charlotte Wilson/Getty Images

Zunächst musste sie ihre ganze Klasse aufbieten, um einen strammen Schuss von Esther Gonzalez aus elf Metern noch über die Latte zu lenken (21.). In der Schlussphase der ersten Hälfte wurde es dann richtig hektisch vor dem deutschen Tor. Nach einem Eckball landete ein Kopfball von Spaniens Kapitänin Irene Paradis am rechten Pfosten, Berger wäre da nicht herangekommen (41.). In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs sorgte die 34-Jährige jedoch mit zwei Glanzparaden innerhalb von einer Minute dafür, dass Opa Berger auf der Tribüne stolz gewesen sein dürfte und die Mannschaft von Bundestrainer Christian Wück mit einem torlosen Unentschieden den Pausentee trinken konnte.

Riesenchance für DFB-Frauen in der Nachspielzeit

Im zweiten Durchgang bot sich Herbert Berger und den anderen 22.431 Zuschauenden im ausverkauften Stadion in Zürich zunächst ein unverändertes Bild. Die Weltmeisterinnen aus Spanien drückten aufs Tempo, die deutsche Mannschaft verteidigte mit Frau und Maus und versuchte, sich mit vereinzelten Kontern ein wenig Luft zu verschaffen. Fast hätte ein solcher die Führung für das DFB-Team gebracht, doch Spaniens Torhüterin Cata Coll parierte den Schuss Bühls mit dem Knie (63.). Bühl war es auch, die kurz vor Schluss mit einem Freistoß beinahe die Partie zugunsten der Deutschen entschieden hätte. Doch ihr Schuss strich um Haaresbreite am rechten Pfosten des spanischen Tors vorbei (85.).

Herbert Berger, Großvater der deutschen Torhüterin Ann-Kathrin Berger, auf der Tribüne des Züricher StadionsBild: Sebastian Christoph Gollnow/dpa/picture alliance

Herbert Berger hatte da schon einige Schreckmomente hinter sich. Erst rauschte die Spanierin Ona Batlle in seine Enkelin (52.), dann musste Ann-Kathrin Berger am linken Oberschenkel behandelt werden (82.). Sie konnte weiterspielen.

Am Ende fast noch der Lucky Punch der DFB-Frauen: Die spanische Torfrau Coll fischte einen abgefälschten Schuss Bühls aus dem rechten oberen Torwinkel und parierte anschließend auch Carlotta Wamsers Nachschuss glänzend (90.+4). Das bedeutete: 0:0 nach 90 Minuten, Verlängerung. Und damit auch Nachsitzen für Opa Berger. Der trug übrigens ein weißes T-Shirt mit der Nummer 92, passend zu seinem Alter.

Aitana Bonmati verlädt Berger

Seine Enkelin im deutschen Tor blieb der Ruhepol im DFB-Team, das nun frischer und entschlossener zu sein schien als die Spanierinnen. Ohne jedoch zu zwingenden Torchancen zu kommen. Im Gegensatz zu den Weltmeisterinnen, die dann doch noch eiskalt zuschlugen. Weltfußballerin Aitana Bonmati traf aus spitzem Winkel ins kurze Eck zum 1:0 (113.). Eigentlich war es die Torhüterin-Ecke. Doch Berger hatte sich zur Mitte orientiert, weil sie mit einem Querpass Aitanas rechnete. Eine Fehleinschätzung der sonst fehlerfreien Torfrau.

Weltfußballerin Aitana Bonmati (Mitte) schießt Spanien ins EM-Endspiel und Deutschland aus dem Turnier Bild: Matthew Childs/REUTERS

"Ich nehme die Schuld auf mich", räumte Berger im ARD-Interview ein. "Die kurze Ecke muss zu sein. Deshalb bin ich enttäuscht von mir selber. Da kann ich noch so viele Paraden machen, aber der [Schuss - Anm. d. Red.] muss meiner sein. Es tut mir unfassbar leid, nicht für mich, sondern für die Mannschaft. Denn die hat wirklich alles gegeben." Bundestrainer Christian Wück nahm seine Torhüterin in Schutz: "Dass wir wegen so einem Geniestreich das Gegentor hinnehmen müssen, das ist unheimlich bitter. Eine Weltfußballerin ist dazu einfach imstande, da gibt es keine Vorwürfe."

Trost konnte sich Ann-Kathrin Berger bei ihrem Großvater Herbert holen. Der schien es irgendwie geahnt zu haben, als er sich entschloss, doch schon beim Halbfinale und nicht erst beim Endspiel aufzutauchen.

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