1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

EURO 2025: Bundestrainer Christian Wück unter Druck

Stefan Nestler
18. Juli 2025

Erst seit knapp einem Jahr betreut Christian Wück die DFB-Frauen. Nach den bisher eher durchwachsenen Auftritten der Nationalmannschaft bei der EM in der Schweiz regt sich Kritik am Bundestrainer.

Bundestrainer Christian Wück beim Training der DFB-Frauen in Zürich
Bundestrainer Christian Wück steht vor der EM-Feuertaufe - im Viertelfinale gegen FrankreichBild: Hendrik Gräfenkämper/Jan Huebner/IMAGO

Christian Wück ist ein ganz anderer Typ als sein Vorgänger auf dem Posten des Bundesstrainers der DFB-Frauen. Horst Hrubesch war so etwas wie eine Vaterfigur für die Nationalspielerinnen und bezeichnete sie gerne als "die Mädels". Und die nahmen es dem inzwischen 74 Jahre alte früheren Nationalspieler nicht übel. Ganz im Gegenteil. Gemeinsam gewannen sie bei den Olympischen Spielen in Paris Bronze und feierten hinterher ausgelassen mit ihrem Coach.

Wück ist mehr als 20 Jahre jünger als Hrubesch und pflegt einen anderen Umgangsstil. Er sei im Training mal kurz laut geworden, verriet Abwehrspielerin Kathrin Hendrich vor dem mit Spannung erwarteten Viertelfinale der Europameisterschaft in der Schweiz an diesem Samstag gegen Frankreich (Anstoß 21 Uhr MESZ). Ansonsten sei der 52-Jährige "sehr sachlich, sehr kommunikativ, doch recht gelassen und zuversichtlich. Er weiß, was er tut. Er glaubt nach wie vor an die Mannschaft."

Von Verletzungen ausgebremst

Als Spieler galt Wück Anfang der 1990er Jahre als eines der vielversprechendsten deutschen Offensivtalente. Mit 17 Jahren und 133 Tagen feierte er im Oktober 1990 sein Bundesliga-Debüt für den 1. FC Nürnberg. Er war damals der drittjüngste Spieler der Bundesligageschichte. Später spielte er auch für den Karlsruher SC und den VfL Wolfsburg sowie in der zweiten Liga für Arminia Bielefeld.

Der ganz große Durchbruch gelang ihm nicht - auch weil er immer wieder von schweren Knieverletzungen ausgebremst wurde. Innerhalb von vier Jahren wurde Wück achtmal operiert. 2002 zog er die Reißleine und beendete seine aktive Laufbahn mit nur 29 Jahren. "Mein Ende kam zu früh, aber es trat keine Besserung mehr ein", sagte Wück später in einem Interview des Magazins "Kicker": "Ich habe das Ganze einfach als Schicksal akzeptieren müssen." 

Europa- und Weltmeister mit den U17-Junioren

Wück wechselte auf die Trainerbank und stieß schließlich 2011 zur Nachwuchsabteilung des Deutschen Fußball-Bunds (DFB). Er betreute über mehrere Jahre die Juniorenmannschaften U15, U16 und U17. 

Weltmeistertrainer der deutschen U17-Junioren im Jahr 2023 Bild: Jürgen Kessler/dpa/picture alliance

Seine größten Erfolge feierte Wück 2023 mit den deutschen U17-Junioren: Erst führte er sie im Frühjahr in Ungarn zum Europameistertitel und machte sie ein halbes Jahr später in Indonesien zu Weltmeistern. Es war erst der zweite WM-Titel einer DFB-Nachwuchsmannschaft. 1981 war das deutsche U20-Team Weltmeister geworden.

Der Trainer habe bewiesen, "dass er Persönlichkeiten weiterentwickeln und Mannschaften zu einer verschworenen Einheit formen kann", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf, als er Wück im März 2024 als künftigen Bundestrainer der Frauen-Nationalmannschaft vorstellte. Damals stand bereits fest, dass Hrubeschs befristetes Engagement nach den Olympischen Spielen enden würde, unabhängig vom Ausgang des Turniers.

Kritik an Kommunikationsstil Wücks

Vor der EURO 2025 in der Schweiz drangen erste Misstöne an die Öffentlichkeit. Die langjährige Auswahlspielerin Felicitas Rauch beschwerte sich über Wücks Kommunikationsstil, nachdem sie nicht für die Europameisterschaft nominiert worden war. "Mich nicht einzuladen, ist das eine. Mich nicht zu informieren und mir nicht mal einen Grund zu nennen, verstehe ich einfach nicht", sagte Rauch. Ähnlich hatte sich zuvor bereits die nicht berücksichtigte Spielerin Nicole Anyomi geäußert: "Es hat zuletzt kein konkreter und direkter Austausch stattgefunden." 

Auch als Wück nach dem EM-Spiel gegen Dänemark (2:1) Nationaltorhüterin Ann-Kathrin Berger öffentlich für ihre riskanten Dribblings kritisierte, schüttelten manche den Kopf über den Stil des Bundestrainers. Andere machten ihn nach der 1:4-Pleite im letzten Gruppenspiel gegen Schweden für die häufig wacklige Abwehr der DFB-Frauen verantwortlich. Es wurde sogar darüber spekuliert, dass Wück im Falle eines Scheitern im Viertelfinale gegen die angriffsstarken und damit favorisierten Französinnen bereits seinen Job verlieren könnte.

"Er weiß, was er tut" - Christian Wück im Kreise seiner SpielerinnenBild: Florian Wiegand/Eibner/IMAGO

Wück gab sich nach außen gelassen und verteidigte seine bisher eher offensiv ausgerichtete Taktik. Es liege "nicht in dieser Mannschaft, dass wir uns hinten reinstellen und versuchen, die Null zu halten und nichts nach vorne zu tun. Dafür haben wir auch die falschen Spielerinnen", sagte Wück und fügte mit Blick auf das Viertelfinale gegen Frankreich hinzu: "Wir werden unsere Stärken auf den Platz bringen." 

Doch auch Wück dürfte klar sein: Das erste K.o.-Spiel ist nicht nur für seine Mannschaft die Feuertaufe bei diesem Turnier, sondern auch für ihn als Bundestrainer der DFB-Frauen. 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen