EURO 2025: DFB-Frauen von Schweden vorgeführt
12. Juli 2025
Nach einer demoralisierenden Lehrstunde gegen Schweden gehen die deutschen Fußballerinnen angeschlagen ins Viertelfinale der Europameisterschaft. Das Team von Bundestrainer Christian Wück verlor das letzte Gruppenspiel gegen den WM-Dritten in Zürich mit 1:4 (1:3) - und offenbarte dabei frappierende Abwehrschwächen. Zu allem Übel sah Carlotta Wamser, die Vertreterin von Rechtsverteidigerin und Kapitänin Giulia Gwinn, die Rote Karte wegen Handspiels. Es war die höchste Niederlage der deutschen Frauen bei einer Europameisterschaft.
"Wir waren voll drin - auf dem Niveau ist es entscheidend, die Tore zu machen. Das ist unser größtes Learning. Wir geben das Spiel in zehn bis 15 Minuten her, das ist unglaublich bitter", meinte Flügelspielerin Klara Bühl und fügte über das lange Spiel in Unterzahl hinzu: "Am Ende war es ein krasser Kraftakt, ich bin stolz auf die Mannschaft, dass sie so gekämpft hat. Wir haben nur noch ein Tor zugelassen, da bin ich stolz drauf."
Türöffner Jule Brand
Dabei hatte das Spiel für die deutsche Elf optimal begonnen. Von Beginn an druckvoll kam das Team von Bundestrainer Christian Wück direkt zu zwei vielversprechenden Abschlüssen. Folgerichtig fiel bereits in der 7. Spielminute der Führungstreffer der DFB-Frauen - erzielt von Jule Brand: Lea Schüller machte den Ball an der Mittellinie fest und leitete nach halbrechts zu Carlotta Wamser weiter. Diese steckte direkt mit dem ersten Kontakt auf die startende Brand durch. Die Außenspielerin nutzte ihr Tempo und schob aus rund elf Metern überlegt in die linke Eck ein. Es war das zweite Turniertor von Jule Brand und das erste Gegentor für die schwedische Mannschaft in diesem Turnier.
"Ich habe Ziele - wir haben das EM-Finale 2022 verloren, das ärgert mich immer noch", hatte Brand vor dem EM-Turnier in der Schweiz deutlich gemacht. Die Erinnerungen an das Endspiel von Wembley, das das Team der damaligen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg gegen EM-Gastgeber England denkbar knapp mit 1:2 nach Verlängerung verlor, sind dabei kein bisschen verblasst. "Ich war noch nie so nervös. Es war krass. Ich hätte mir gewünscht, ich hätte das mehr genießen können", sagte Brand im Rückblick auf den Wembley-Wahnsinn von 2022. Die damals 19-Jährige wurde nach der Halbzeit des Finals völlig überfordert ausgewechselt, drei Jahre nach der Niederlage gegen England ist der Welpenschutz für die pfeilschnelle Flügelstürmerin endgültig abgelaufen.
Große Ambitionen
Die 22-Jährige zählt mittlerweile mehr als 60 Länderspiele im DFB-Trikot und betonte schon vor dem EM-Start: "Meine Rolle hat sich verändert. Ich gehöre nicht mehr zu den Jungen". Also hat sie sich für die Titeljagd in der Schweiz persönlich viel vorgenommen: "Ich will Chancen kreieren, Tore schießen, einfach konstant spielen und dem Team helfen, dass wir ein erfolgreiches Turnier spielen können."
Dass Brand in diesem Sommer persönlich den nächsten Schritt machen will, hat sie auch mit ihrem Vereinswechsel unterstrichen. Nach drei Jahren beim VfL Wolfsburg zog es sie jetzt zum Champions-League-Rekordsieger Olympique Lyon. Raus aus der "Komfortzone", rein in ein internationales Starensemble. Neues Land, neue Sprache - und Brand verspricht sich viel von diesen Impulsen. "Ich habe sehr viel Respekt davor. Aber ich weiß einfach, dass ich das brauche", erläuterte sie ihre durchaus mutige Entscheidung. "Lyon ist ein sehr großer Verein. Ich bin sehr glücklich, hier zu sein. Ich kann es kaum erwarten loszulegen“, sagte sie bei ihrer Vorstellung.
Alles ist noch möglich in der Schweiz
Im Kader von Bundestrainer Christian Wück für die Frauen-EM 2025 nimmt Jule Brand einen wichtigen Platz ein. Und ihr Ziel, mit dem DFB-Team den Titel zu holen, kann sie immer noch erreichen. Ihre beiden EM-Treffer sollten dabei Selbstbewusstsein geben für die kommenden Partien.
Auch Wück gab sich nach der Niederlage gegen Schweden kämpferisch. "Wir haben nach der Führung verpasst, nachzulegen. Spätestens nach der Roten Karte war das Spiel verloren. Selbst mit elf Spielerinnen wäre es schwer gewesen, zurückzukommen. Wir liegen jetzt am Boden, aber wir werden auch wieder aufstehen", betonte Wück im ZDF.
Beide Teams hatten schon vor dem Vorrundenabschluss die erste K.-o.-Runde erreicht. Die deutsche Auswahl trifft als Gruppenzweiter am Samstag (21.00 Uhr MESZ) in Basel auf den Tabellenersten der Gruppe D - Frankreich.
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Schweden - Deutschland 4:1 (3:1)
Tore: 0:1 Brand (7.), 1:1 Blackstenius (12.), 2:1 Holmberg (25.), 3:1 Rolfö (34./Handelfmeter), 4:1 Hurtig (80.)
Rote Karten: - / Wamser (31./Handspiel)
Zuschauer in Zürich: 22.552