EURO 2025: England gewinnt Finale - dank Joker Kelly
27. Juli 2025
Englands Fußballerinnen haben die spanischen Weltmeisterinnen in einem packenden EM-Finale entzaubert und ihren Titel auf dramatische Weise verteidigt. Die Lionesses zeigten große Nervenstärke und bejubelten in Basel ein 3:1 im Elfmeterschießen, nachdem es nach 120 Minuten 1:1 (1:1, 0:1) gestanden hatte.
Vor mehr als 34.000 Zuschauern im ausverkauften St. Jakob-Park in Basel hielt Englands Torhüterin Hannah Hampton die Elfmeter von Mariona Caldentey und Aitana Bonmatí. Die eingewechselte Salma Paralluelo verschoss zudem. Dann war es einmal mehr Chloe Kelly, die den entscheidenden Versuch verwandelte und so für riesengroßen Jubel bei den Engländerinnen sorgte.
In der lange einseitigen Partie hatte Caldentey (25. Minute) die spanischen Favoritinnen in Führung gebracht. Doch die Engländerinnen kämpften sich zurück ins Spiel, Alessia Russo (57.) erzielte den Ausgleich.
Die Frau für die wichtigen Tore
Nach ihrem entscheidenden Elfmeter stürmte Joker Chloe Kelly völlig losgelöst vor die tobende englische Fankurve, dann verschwand sie in einer wilden Jubeltraube. Dank ihres Treffers sind die "Lionesses" erneut die Fußball-Königinnen von Europa und revanchierten sich damit für die Pleite im WM-Finale 2023.
Zu Heldinnen wurden Kelly mit dem entscheidenden Elfmeter und Hannah Hampton mit ihren zwei Paraden. "Ich bin wahnsinnig stolz auf dieses Team, das ist unglaublich", sagte die Angreiferin nach der Partie im ZDF: "Ich bin so dankbar. Es musste einfach klappen mit dem Elfmeter.“ Sie hoffe, dass ganz England rauskomme und mitfeiere, ergänzte Kelly. Nach dem Triumph von Wembley gegen die deutsche Mannschaft 2022 war es der zweite englische EM-Titel, Sarina Wiegman schaffte als zweite Trainerin nach Tina Theune den Hattrick bei Europameisterschaften.
Englands EM-Heldin dachte schon ans Aufhören
Dass die Lionesses überhaupt im Endspiel standen, hatten sie der 27-Jährigen Kelly zu verdanken. Zwar erst im Nachschuss, aber immerhin hatte die Spielerin von Arsenal ihren schwach geschossenen Elfmeter im EM-Halbfinale gegen Italien (2:1 n.V.) dann doch vergoldet. "Sie hat in jedem einzelnen Spiel den Unterschied gemacht. Sie hat diese Einstellung und dieses Selbstvertrauen, das man nicht kaufen kann", schwärmte Lucy Bronze über ihre Teamkollegin vor dem Endspiel.
Nun ist Kelly die ganz große englische Heldin. Dabei sah es noch Anfang des Jahres danach aus, als würde die EM ohne Kelly stattfinden. Bei Manchester City, wo sie zuvor jahrelang Stammkraft war, saß sie im Herbst nur noch auf der Bank. "Noch im Januar gab es Momente, in denen ich darüber nachgedacht habe, mit dem Fußball aufzuhören", sagte Kelly. Doch statt aufzuhören, kehrte sie Ende Januar zu ihrem Jugendklub Arsenal zurück. Bei den "Gunners" kam die Londonerin endlich wieder zu mehr Spielzeit, stand fast immer in der Startelf. So auch Ende Mai beim Champions-League-Sieg gegen Barcelona (1:0).
Es bleibt dabei: bei der EM nie von Beginn an
Bei der EM wartete Kelly lange auf ihren ersten Einsatz von Beginn an. In den fünf vorherigen Spielen kam sie jedes Mal von der Bank. Einen großen Anteil am englischen Finaleinzug hatte sie dennoch. Schon im Viertelfinale bewahrte die 57-fache Nationalspielerin die taumelnden Titelverteidigerinnen vor dem Aus. 0:2 lag England gegen Schweden zurück, als der Joker in der 78. Minute eingewechselt wurde. Nur wenige Sekunden später bereitete Kelly mit einer Traumflanke den Anschlusstreffer durch Bronze vor. Zwei Minuten später hatte sie auch beim Ausgleich durch Agyemang ihre Füße im Spiel. Und im Elfmeterschießen war sie eine von drei Engländerinnen, die ihren Versuch verwandelte.
Viel mehr Argumente konnte eine Spielerin eigentlich gar nicht liefern, um sich für die Startelf zu empfehlen. Doch Trainerin Wiegman ließ Kelly auch im EM-Finale gegen Spanien auf der Bank sitzen. Die Stürmerin machte aber schon vor der Partie klar, dass sie mit ihrer Jokerrolle ganz gut umgehen kann. "Wir haben 23 großartige Spieler in unserer Gruppe. Und jede von uns ist bereit für jede Chance, die uns gegeben wird", so Kelly.
Dass sie das genau so meinte, wie sie es sagte, hat die Stürmerin nicht nur in den vergangenen Tagen mehrfach bewiesen. Im EM-Finale vor drei Jahren bezwangen die Engländerinnen im Wembley Deutschland mit 2:1 nach Verlängerung. Torschützin des entscheidenden Treffers in der 110. Minute: die eingewechselte Chloe Kelly.
Und nun in Basel gab es die Vollendung dieser Geschichte: Erneut eingewechselt schwang sich Kelly einmal mehr zur Matchwinnerin auf. Es scheint ihre perfekte Rolle zu sein.
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England - Spanien 1:1 (1:1,0:0) n.V., 3:1 i.E.
Tore: 0:1 Mariona (25.), 1:1 Russo (57.)
Elfmeterschießen: Coll (Spanien) hält Elfmeter von Mead, 0:1 Patri, 1:1 Greenwood, Hampton (England) hält Elfmeter von Mariona, 2:1 Charles, Hampton (England) hält Elfmeter von Aitana, Coll (Spanien) hält Elfmeter von Williamson, Paralluelo (Spanien) schießt am Tor vorbei, 3:1 Kelly
Zuschauer in Basel: 34.203 (ausverkauft)