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KonflikteNahost

Europäer verurteilen Israels Angriff auf Hamas in Katar

13. September 2025

Die drei größten Staaten im Westen Europas mahnen die israelische Regierung zur Besonnenheit. Zugleich fordern sie alle Konfliktparteien im Israel-Hamas-Krieg auf, ihre Bemühungen um eine Waffenruhe zu verstärken.

Katar Doha 2025 | Auf der unscharfen Aufnahme ist ein Feuerball vor einem Gebäude zu sehen, im Vordergrund ist ein Baum erkennbar
Dieses Bild einer Überwachungskamera soll den israelischen Luftangriff in Katars Hauptstadt Doha am Dienstag zeigenBild: Security Camera/Anadolu/picture alliance

Israel hat mit seinem Luftangriff in Katar nach Einschätzung Deutschlands, Großbritanniens und Frankreichs das Risiko "einer weiteren Eskalation in der Region" in Kauf genommen. Der Militärschlag in der Hauptstadt Doha verletze die Souveränität des Emirats, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der drei Länder, die in London veröffentlicht wurde. Er gefährde zudem eine mögliche Verhandlungslösung.

Eine solche könne sowohl zu einem Ende des Krieges im Gazastreifen führen als auch zur Freilassung aller Geiseln aus der Hand der Hamas, welche von zahlreichen Staaten als Terrororganisation eingestuft wird. Die Außenminister fordern in ihrem Schreiben alle Konfliktparteien auf, die Bemühungen um eine Waffenruhe zu verstärken.

Auf die Spitze gezielt

Die israelische Luftwaffe hatte am Dienstag auf die Spitze der militant-islamistischen Palästinensergruppe gezielt, die ihrerseits erklärte, es seien sechs Menschen getötet worden, jedoch keine ihrer Führungsmitglieder. In Katar hält sich das Hamas-Verhandlungsteam auf, das in der Vergangenheit unter Vermittlung des Gastgeberlandes, der USA und Ägyptens indirekte Gespräche mit Israel über Feuerpausen und die Freilassung von Geiseln geführt hatte.

Das Emirat gilt als wichtiger Finanzier der Hamas - wobei das Emirat offiziell zurückweist, deren militärischen Arm zu unterstützen. Zugleich beherbergt es die größte US-Militärbasis im Nahen Osten.

Abendessen im Golfclub: Katars Ministerpräsident Mohammed bin Abdulrahman al Thani (Archivbild)Bild: Qatari Foreign Ministry/UPI Photo/Newscom/picture alliance

Am Freitagabend (Ortszeit) empfing US-Präsident Donald Trump den katarischen Ministerpräsidenten Mohammed bin Abdulrahman al Thani zum Abendessen in seinem Golfclub in Bedminster im Bundesstaat New Jersey. Trump hatte zuvor sein Bedauern angesichts des israelischen Angriffs ausgedrückt und über seine Sprecherin erklärt, eine "einseitige Bombardierung innerhalb Katars als souveränem Staat und engem Verbündeten der Vereinigten Staaten" diene weder Israel selbst noch Amerikas Zielen.

"Prioritäten Washingtons deutlich machen"

US-Außenminister Marco Rubio reist an diesem Samstag in den Nahen Osten. In Israel werde er die Prioritäten Washingtons angesichts des Kriegs im Gazastreifen deutlich machen und zugleich das Engagement der USA für die Sicherheit des israelischen Staates bekräftigen, teilte sein Ressort mit. Rubio wolle auch Angehörige der Geiseln treffen. Deren Freilassung habe weiterhin oberste Priorität für die Vereinigten Staaten.

Einem Bericht des "Wall Street Journals" zufolge setzte die israelische Luftwaffe am Dienstag Langstreckenraketen ein, die von Kampfflugzeugen über dem Roten Meer auf Doha abgefeuert wurden. Der Schlag sei so geplant worden, dass der Luftraum anderer arabischer Staaten unberührt blieb. Der Trump-Regierung sei kaum Gelegenheit für Einwände gegeben worden, schreibt das Blatt unter Berufung auf mehrere ranghohe US-Beamte.

"Hitziges Telefonat mit Trump": Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu - hier am Dienstag bei einer Veranstaltung der US-Botschaft in JerusalemBild: Amos Ben Gershom/Israel Gpo/ZUMA/picture alliance

Im Anschluss habe der Präsident ein hitziges Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu geführt. Trump sei wütend darüber gewesen, erst während der Attacke durch das US-Militär und nicht von Israel selbst darüber informiert worden zu sein - und auch darüber, dass das Territorium eines US-Verbündeten getroffen wurde, der gerade in Verhandlungen zur Beendigung des Israel-Hamas-Krieges vermittele.

Abu Dhabi: "Schamloser und feiger Angriff"

Auch in der arabischen Welt sorgt Israels Vorgehen weiter für Unmut. Die Regierung der Vereinigten Arabischen Emirate bestellte Israels stellvertretenden Botschafter ein und verurteilte den Militärschlag als "schamlosen und feigen Angriff", wie das Außenministerium in Abu Dhabi mitteilte.

Bei einem für diesen Sonntag und Montag in Katar geplanten Sondergipfel der Arabischen Liga und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) dürfte es um die Suche nach einer gemeinsamen Haltung gehen. Dem Treffen der Monarchen, Staats- und Regierungschefs seien Konsultationen der Außenminister vorgeschaltet, meldet die staatliche katarische Nachrichtenagentur QNA. Der OIC gehören 57 muslimisch geprägte Staaten an.

Hamas hält weiter Israelis in ihrer Gewalt

Auslöser des Israel-Hamas-Krieges war das schlimmste Massaker seit der israelischen Staatsgründung. Am 7. Oktober 2023 hatten Hunderte Hamas-Terroristen israelische Grenzanlagen überwunden und Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt. Zugleich wurden Tausende Raketen auf Israel abgefeuert. Nach Angaben des israelischen Militärs fielen der Attacke etwa 1200 Menschen zum Opfer. Rund 250 Personen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Noch immer werden 47 Menschen von der Hamas festgehalten, mutmaßlich mehr als 20 davon sind bereits tot.

Beim darauffolgenden israelischen Militäreinsatz wurden nach Zahlen der Hamas-Behörden mehr als 64.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Die Angaben der Kriegsparteien lassen sich nicht unabhängig prüfen.

jj/pgr/wa (dpa, afp, ap)