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"Wachsender Antisemitismus"

10. November 2013

75 Jahre nach der "Reichspogromnacht" tagt die Konferenz Europäischer Rabbiner erstmals in Deutschland und zwar in Berlin. Ihr Präsident Goldschmidt rief in der DW zu Achtsamkeit gegenüber einem neuen Antisemitismus auf.

Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt (Archivfoto: dapd)
Bild: dapd

Mahnen und Vergeben: Genken an das Novemberpogrom

12:07

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Zum 75. Jahrestag der sogenannten Novemberpogrome, mit denen die Judenfeindlichkeit der Nationalsozialisten in Deutschland in offene Feindschaft umschlug, häufen sich Warnungen vor einem neu erstarkenden Antisemitismus. Juden in Europa fühlen sich zunehmend angefeindet und bedroht, wie eine von der EU-Grundrechteagentur FRA veröffentlichte Umfrage ergab. Besonders gilt dies laut Umfrage für Frankreich, Belgien und Ungarn.

"Antisemitismus wie ein Virus"

Auch der Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), Pinchas Goldschmidt, sieht ein neues feindlicheres Auftreten gegenüber Juden in einem säkularer werdenden Europa. In einem Interview der Deutschen Welle in Berlin sagte er zum Auftakt eines dreitägigen Treffens der Gelehrten, der Antisemitismus sei wie ein "Virus, das sich ändert und wechselt".

Als Beispiel führte Goldschmidt die Diskussion über das Beschneidungsritual im vergangenen Jahr in Deutschland an. Die Beschneidung sei konstitutiv für das Judentum. Viele Wortmeldungen in der damaligen Debatte seien "rassistisch und antisemitisch" gewesen. Das sei für ihn das "neue Gesicht des Antisemitismus", so der Oberrabbiner, der in Zürich geboren wurde und heute in Moskau lebt.

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Zugleich warnte er im DW-Interview die europäischen Staaten davor, auf wachsende Zuwanderung von Muslimen aus dem Nahen Osten und Nordafrika mit einer Einschränkung der Religionsfreiheit zu reagieren. Tief besorgt äußerte sich Goldschmidt auch über das Erstarken neofaschistischer und rechtsextremer Parteien in Ungarn und Griechenland. "Die Finanzkrise hat viele dunkle Kräfte ans Licht gebracht. Und Europa muss gegen diese Kräfte kämpfen, um sicher zu sein, dass die Vergangenheit nicht wiederholt wird", mahnte er.

Deutsches Judentum

Der Rabbiner dankte Bundeskanzlerin Angela Merkel für ihre Verbundenheit zur wachsenden jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und betonte den Rang des "deutschen Judentums". Es sei ein Paradox: "Deutschland ist heute das einzige Land in Europa, wo die jüdische Gemeinde wächst."

Gleichzeitig wies Goldschmidt darauf hin, dass sich die Konferenz Europäischer Rabbiner sehr bewusst dieses Mal in Berlin trifft. Es gehe um den weiteren Wiederaufbau und die Zukunft eines Judentums in Deutschland. Eine Tragödie wie die Schoah und der Zweite Weltkrieg dürfe sich nie mehr wiederholen.

Goldschmidt steht seit 2011 an der Spitze der Europäischen Rabbinerkonferenz. Der CER gehören mehr als 400 jüdische Gelehrte an. 220 Rabbiner aus ganz Europa sind zu dem dreitägigen Treffen angereist. Bis Dienstag wollen sie sich mit dem Schutz der Rechte von jüdischen Frauen beschäftigen, deren Ehemänner eine religiöse Scheidung verweigern. Außerdem geht es um die Seelsorge.

se/sti (DW, epd, kna, dpa)

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