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"Die Zündler schleichen sich davon"

4. Juli 2016

Mit UKIP-Chef Nigel Farage wirft die zweite Gallionsfigur der britischen EU-Gegner das Handtuch. Begründung: Er wolle "sein Privatleben wiederhaben". Verantwortungslos und feige, urteilen europäische Politiker.

Großbritannien - Nigel Farage (Foto: picture alliance/ZUMA Press)
Bild: picture alliance/ZUMA Press/P. Maclaine

Brexit-Wortführer Nigel Farage tritt zurück

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Der Chef der eurokritischen UKIP-Partei, Nigel Farage, hatte am Morgen seinen Rücktritt als Parteivorsitzender angekündigt: "Ich war nie und ich wollte nie ein Berufspolitiker werden", sagte Farage: "Ich will mein Leben zurück." Vorsorglich fügt er hinzu: "Ich werde meine Meinung nicht mehr ändern, das verspreche ich." Zugleich fordert Farage, dass der neue britische Premier ein Befürworter des Austritts aus der EU sein müsse. Mit der Brexit-Entscheidung der Briten habe er sein politisches Ziel erreicht, sagte der Politiker vor Journalisten in London. Auf seinen Sitz im Europäischen Parlament, dem er seit 17 Jahren angehört, will der ehemalige Investmentbanker Farage nicht verzichten.

Die großen Brexit-Betreiber gehen von Bord

Der 52-Jährige ist neben dem Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson das prominenteste Gesicht der Brexit-Kampagne. Johnson verzichtete bereits vergangene Woche überraschend auf eine Kandidatur für die Nachfolge des scheidenden Premierministers David Cameron.

Warum? Angst vor der Verantwortung, vor den rauen Zeiten - oder hatten sie nie mit ihrem Sieg gerechnet? Die beiden wichtigsten Wortführer des Anti-EU-Lagers haben überraschend schnell aufgegeben, entschlossen und mit windigen Begründungen. Der Rücktritt des Hardliners Farage als Chef der rechtspopulistischen UKIP traf seine Anhänger völlig unvorbereitet.

Parteiübergreifend einig in ihrer Empörung

Ähnlich wie bei Johnson löste auch Farages Ankündigung Empörung aus. Politiker, die vor dem Brexit-Referendum massiv den Austritt aus der Europäischen Union gefordert hätten, liefen nun vor ihrer Verantwortung davon, sagte CDU-Generalsekretär Peter Tauber.

Auch die SPD-Spitze hält den Rückzug der Brexit-Verfechter für verantwortungslos. "Der Brexit hat gezeigt, was passiert, wenn man Europa in die Hände von Zauberlehrlingen fallen lässt, die verantwortungslos herumzündeln", sagte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley. "Und wenn dann das europäische Haus brennt, dann machen sich die Populisten vom Acker."

Der Staatssekretär im Berliner Auswärtigen Amt, Michael Roth, twitterte: "Nationalisten & Populisten sind sich in Europa ziemlich ähnlich: demagogisch im Wort, erbärmlich in der Tat."

Ähnlich sah es Grünen-Chef Cem Özdemir: "'Ich bin dann mal weg' - Wer sich auf Populisten verlässt, ist verlassen", schrieb er auf Twitter.

Der Fraktionschef der Europäischen Volkspartei (EVP) im Europaparlament, Manfred Weber, kritisierte das Verhalten der Brexit-Wortführer als verantwortungslos und feige. "Farage sagt, dass er sein Leben zurück wolle. Er sollte lieber über das Leben all jener Briten nachdenken, die er von Europa abgeschnitten hat", twittert der CSU-Politiker.

Auch Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn bezeichnete Farages Rückzug als "sehr feige". "Auf einmal ziehen sich Politiker wie Boris Johnson und Nigel Farage wieder in ihr Schneckenhaus zurück", sagte er dem Berliner "Tagesspiegel". "Ich hoffe, dies dürfte eine Lehre sein, dass man politischen Opportunisten wie der AfD in Deutschland oder Geert Wilders in den Niederlanden nicht auf den Leim gehen darf", warnte Asselborn.

"Die Zündler schleichen sich davon", nennt das der österreichische EU-Parlamentarier Othmar Karas. "Das Nicht-Antreten Boris Johnsons und der Rücktritt Nigel Farages zeigen die Verantwortungslosigkeit und Planlosigkeit der Brexit-Befürworter", kritisierte Politiker der konservativen ÖVP.

qu/mak (dpa, rtr, afp)

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